Steuer-Spezialist

Nektar Panorama P1 USB-Controller im Test

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Nach den beiden Controller-Keyboards »Panorama P4« und »P6« geht der Hersteller Nektar mit einem weiteren Spezialisten für Propellerhead Reason/ Record und Steinberg Cubase/Nuendo an den Start. P1 heißt der neue tastaturlose Controller …058002

Tippt man »Nektar« oder »P1« in eine Suchmaschine ein, listet diese in beiden Fällen einen Münchener Nobel-Club. Dabei stammt der Hersteller doch aus Kalifornien! Egal, schönes Panorama gibt’s auf beiden Seiten des Atlantiks.

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Nektars Sprösslinge waren bisher »Reason only«, doch nun wird die angepasste Steueroberfläche auch mit Treibern für Cubase bzw. Nuendo ausgeliefert. Vergleichbar mit Novations Technologie namens »AutoMap«, die in vielen Produkten wie etwa der »Remote SL«- oder »Impulse«-Serie an Bord ist, kommt man so in den Genuss der automatischen Parameterzuweisung, die sich auf dem Display begutachten und auf Wunsch ändern lässt. Auch für beliebige andere MIDI-Anwendungen ist das P1 mit seinem internen Modus geeignet − und wer weiß: Vielleicht folgen bald auch Treiber und Steuerskripte für noch mehr DAWs?


 

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Hardware

Das schwarze Gehäuse mit Maßen von knapp 38 x 23 x 4 cm besteht vollständig aus glänzendem Kunststoff − das mitgelieferte Putztuch macht also durchaus Sinn. Auch wenn das Gerät mit nur 1,2 kg ein Leichtgewicht darstellt, kann man an der Verarbeitung selbst nichts aussetzen. Auf der Deckplatte des P1 befinden sich neun Fader mit 45 mm Länge. Diese geben bei seitlichem Druck leider etwas nach, laufen vertikal aber flüssig. Darunter sind ebensoviele LED-Taster angebracht. Ansonsten sind noch16 Endlos-Drehregler sowie zahlreiche Transport- und Funktionstaster vorhanden.

Das P1 steht absolut gerade auf den vier Gummifüßen, die sich leider hinten nicht ausklappen lassen, um etwa den Blickwinkel auf die Bedienelemente und ganz besonders auf das ebenfalls bündig eingelassene, farbige TFT-Display zu verbessern.

»In The Box«

Eine CD ist nicht dabei, und so muss man die Installer nach einer Online-Registrierung selbst herunterladen. Dann geht’s aber wirklich fix, und das P1 wechselt erst mal in den »Internal«-Modus. In diesem Zustand arbeitet das Gerät als klassischer MIDI-Controller, und für jeden Fader und Encoder kann man einen beliebigen CC-Wert, MIDI-Kanal und sogar eigene Wertebereiche definieren. Selbst PitchBend- oder Aftertouch-Informationen lassen sich versenden. Außerdem stehen verschiedene Encoder-Kurven zur Auswahl. Somit ist das P1 auch mit beliebiger Software einsetzbar, etwa Ableton Live oder Studio One. Astrein!

In diesem Modus lässt sich auch der »Macro Editor« öffnen, mit dem man bis zu acht Tastaturbefehle per Learn-Funktion auf die Fader-Buttons legen kann. Super, um Befehle auszuführen, die nicht über MIDI erreichbar sind. Die anderen drei Modi: »Mixer, Instrument, Transport« lassen sich erst im Betrieb mit den beiden unterstützten DAWs aufrufen.

Das TFT-Display löst in wunderbar knackigen Farben auf, allerdings kommt es noch zu gelegentlicher Fehldarstellung von Buchstaben am Zeilenende.

Steinberg Cubase

Cubase erkennt P1 automatisch im Geräte-Menü, kommuniziert sofort ohne weitere Konfiguration bidirektional mit dem Controller und verlässt automatisch den »Internal«- Modus.

Die Buttons unter den Fadern sind vielseitig einsetzbar, so etwa für Mute, Solo oder die Spurscharfschaltung. Write- und ReadModi zur Automation sind hier aber nicht zu finden.

Da die Fader nicht motorisiert sind, stimmen die Werte in Soft- und Hardware nach einem Bankwechsel nicht überein. Dieses Problem wird vom Mixer-Display etwas gemildert, das die physikalische Faderstellung durch einen roten Strich repräsentiert. So hat man einen besseren Überblick, wo die virtuelle Position, als weißer Strich dargestellt, »abgeholt« wird. Damit lässt sich arbeiten − acht Motorfader wären natürlich Luxus, vor allem beim günstigen Preis des P1. Und dafür bietet das kleine Kästchen eine ganze Menge an Funktionalität, wenn man sich die fünf Tabs im Display mal genauer anschaut.

Im Tab »EQ« kann man dann mit den Display-Buttons die vier Bänder des StandardEqualizers einzeln aktivieren. Da nur acht Regler für die insgesamt zwölf Parameter vorhanden sind, muss man zum Ändern der Filtergüte die untere Reihe gegen die Grenzfrequenz mit dem fünften Button »Q/Freq« auswechseln. Immerhin, die Drehregler-Beschleunigung ist gut umgesetzt. Mit sehr schnellen Bewegungen kommt man zügig von einem Ende des Frequenzspektrums zum anderen, langsames Drehen hingegen erhöht die Auflösung der Parameter.

Das Tab »Inserts« zeigt alle Slots eines Channel-Strips. Besitzt man eine große Sammlung von Plug-ins, kann das Laden per Controller schon länger dauern, denn die Liste lässt sich nur per Button durchlaufen, nicht etwa per Data-Encoder, der rechts vom Display liegt. »On« und »Bypass«, zwei weitere Funktionen in diesem Tab, eignen sich gut für schnelle A/B-Vergleiche. Nur einige Fremd – anbieter-Plug-ins wollen sich nicht immer durch den »View«-Button als Fenster öffnen lassen. Betätigt man »Edit«, zeigt das Display acht der automatisch zugewiesenen Plug-in-Parameter an − sogar inklusive der korrekten Benennung.

Gerade bei Plug-ins mit vielen Parametern ist die Belegung selbstverständlich nicht immer elegant gelöst, und Schalter, beispielsweise zur Phaseninvertierung oder Sidechain-Aktivierung, machen auf Drehreglern meist wenig Sinn. Kein Problem, denn P1 verfügt über eine interne »Learn«-Funktion. Das Tolle ist, dass der Controller auf der Festplatte Mapping-Files für eine eigens angelegte Konfiguration erstellt, wodurch diese auch in der nächsten Instanz des Plug-ins auf einem anderen Kanalzug wieder verwendet werden kann. Die Endlos-Encoder verursachen in diesem Fall auch keine abrupten Wertesprünge. Sauber! Wenn das alles schon so gut funktioniert, ist es fast schon schade, dass man die acht Panorama-Encoder nicht auch noch mappen kann, etwa um einen kompletten SSL-Channelstrip zu steuern.

Im Tab »Channel« findet man eine Pegelanzeige der aktuell ausgewählten Spur. Leider hat diese nur wenig mit der Realität gemein. Während das Peak-Meter in Cubase bis 0 dBFs ausschlägt, bewegt sich der Bargraph auf dem TFT-Display noch nicht mal über die halbe Strecke. Somit ist dieses Metering eigentlich nur als Signalprüfer zu gebrauchen. Im unteren Bereich kann man Inserts, Sends und Equalizer umgehen. Hier findet man auch die bisher vermisste Read- und Write-Funktion.

Im »Instrument«-Modus lassen sich Patches eines virtuellen Klangerzeugers mit den gleichnamigen Buttons durchblättern. Leider werden in Cubase nur die Instrumentennamen, nicht der Name des ausgewählten Sound-Presets angezeigt − sogar bei Steinbergs hauseigenem Plug-in »Dark Planet«. Die acht Encoder sind in diesem Fall automatisch der Master-Lautstärke und den »Quick Controls« 2 bis 7 zugewiesen.

Während die eigentliche TransportSektion in jedem Modus einwandfrei funktioniert, erscheint bei Betätigung des »Transport«-Buttons eine große Taktanzeige im Display. Sehr hilfreich, doch leider verweilt sie im gleichen Format, selbst wenn die Timeline in Cubase auf Timecode oder Samples umgestellt wird. Okay, immerhin lassen sich in diesem Menü Locatoren, Tempo, Pre- und Post-Roll festlegen sowie Marker und Cycle-Marker verwalten.

Nicht nur für Reason, auch für Cubase/Nuendo ist der Panorama P1 nun dank angepasster Steueroberfläche geeignet. Die automatische Parameterzuweisung lässt sich auf Wunsch auch ändern.

Propellerhead Reason/Record

Der Workflow ist beim Sequenzer von Propellerhead sehr ähnlich. Der Versuch, P1 im Menü »Steuergeräte« automatisch zu identifizieren, scheiterte zwar, der Controller war aber schnell manuell eingerichtet − Hersteller und Modellnamen sowie MIDI-Ports wurden nämlich doch erkannt. Nektar wird hier in zweifacher Instanz aufgelistet, als »Nektar Panorama P1« und »Nektar Panorama P1 Mixer Mode«.

Sind beide Steuergeräte hinzugefügt, kann man per Rechtsklick die Funktion »Nektar Panorama P1 Mixer Mode diesem Gerät fest zuordnen« wählen. Erledigt man das im Fall von Records SSLEmulation, hat man unbeschwerten Zugriff auf Equalizer, Compressor, Gate, Filter sowie Inserts und Sends. Lediglich die Drehregler-Beschleunigung in den Frequenzbändern ist nicht vorhanden − aber lieber zu langsam und exakt, als zu schnell und schlampig. In großen Projekten kann man ebenfalls per Rechtsklick einen Mixer-Kanal als »Remote BasisKanal« definieren, der somit stets den ersten Fader auf dem P1spiegelt. Nicht blöd! Diese Option ist in den beiden anderen Mischpulten nicht vorhanden. Gut, beim »Line-Mixer 6:2« ist sie ohnehin nicht nötig, aber beim »Mixer 14:2« hätte sie nicht geschadet.

Im Test mit Reason/Record fielen aber noch ein paar weitere Kleinigkeiten negativ auf: Der Button »Toggle/ Mute« kann die Funktion »Rec Arm« nicht aufrufen. Die Option zur Spurauswahl wird durch »Select« zwar im Display angezeigt, die Buttons haben hier aber keinerlei Wirkung. Und auch das Metering bereitet wieder Ärger, denn im ReasonBetrieb war es nicht einmal aufzufinden.

Das andere hinzugefügte Steuergerät − ohne den Zusatz »Mixer Mode« − lässt sich ebenfalls per Rechtsklick einem Instrument zuweisen. So kann man mit den Buttons »Mixer« und »Instrument« schnell zwischen diesen beiden virtuellen Bedienoberflächen wechseln. P1 erkennt diesmal aber die Patch-Namen, etwa von Thor oder Subtraktor. Acht Parameter sind sofort auf den Encodern zu finden, und über das »Menu«-Tab im Display kann man den Fokus auf spezielle Sektionen wie »Filters«, »Envelopes« oder »LFOs« legen.

Fazit

Etwas schade, dass Nektar seine acht Fader nicht motorisiert hat, denn nur so hätte P1 das Zeug zur kompakten MixingSurface, und viele Nutzer hätten bestimmt nichts gegen den dadurch notwendigen Aufpreis eingewendet. Ein guter Kompromiss wären auch TouchStripes gewesen, wie beim Livid Instruments Base (siehe Test in S&R 8.2013). Für Projekte mit nur acht Spuren oder zur Steuerung von Equalizer und virtuellen Instrumenten ist es − gerade für Cubase − mit einem Preis von unter 300 Euro dennoch ein gutes Teil!

Es wären noch einige Verbesserungen − insbesondere in Reason/Record − hinsichtlich der Drehregler-Beschleunigung sowie der MIDI-Implementierung und korrekten Anzeige im Display denkbar. Mal sehen, was die nächsten Firmware-Updates mit sich bringen.

+++ farbiges TFT-Display

+++ zahlreiche Endlos-Encoder

– Metering in Cubase falsch skaliert, nicht vorhanden in Record

– Laden von Insert-Effekten in Cubase kompliziert, nicht möglich in Record

– keine Motorfader


 

Panorama P1

Hersteller/Vertrieb 058003

Nektar

UVP / Straßenpreis

289,99 Euro / ca. 270,— Euro

www.nektartech.com

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