Der besondere Nahfeldmonitor

Fugu C4: Nahfeld-Studiomonitor mit Breitbandchassis im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem C4 bringt der Schweizer Hersteller Fugu Speakers einen in vielfacher Hinsicht besonderen Nahfeldmonitor auf den Markt: konzeptionell wegen des Breitbänders und der passiven Betriebsart, optisch mit der Kugelform. Was die Kugeln klanglich zu bieten haben, haben wir für euch getestet.

Für Nahfeldmonitore im Studio hat sich das klassische 2-Wege-Prinzip etabliert. Weltweit bieten verschiedenste Hersteller in allen Preisklassen nahezu unzählige Modelle dieser Kategorie an. Ohne Frage ist das Konzept eines kleinen Tief-Mitteltöners kombiniert mit einem Hochtöner an dieser Stelle ein geeigneter Ansatz. Trotzdem bleibt immer die Wunschvorstellung nach dem Ideal der Abstrahlung aus einer einzigen Quelle. Das kann mit speziellen Coax-Treibern oder auch mit Breitbandchassis erreicht werden. Letzteren haftet ein teilweise legendärer Ruf an, der jedoch meist weniger auf den klanglichen Qualitäten als auf der Eigenschaft beruht, eine für den späteren Konsumenten besonders realitätsnahe Abhörquelle zu sein. Breitbänder im Tonstudio oder Regieraum dienen daher häufig als Zweit- oder Drittabhöre, jedoch nicht als Referenz.

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Mit dieser Situation wollten sich die beiden Tontechniker Michael Brändli und Florian Wetter von den Schweizer Hardstudios jedoch nicht so recht zufriedengeben. Ihnen schwebte ein Breitbänder als Quelle vor, der in puncto Frequenzgang und klanglicher Eigenschaften einem guten 2-Wege-System in nichts nachsteht. Geht das, und wenn ja, wie, ist da die große Frage.

Als Basis wird zunächst ein passender Treiber benötigt, der eine hinreichend Auslenkung für die Basswiedergabe beherrscht, den Hochtonbereich ohne größere Partialschwingungen wiedergibt und auch noch eine gute, sprich hohe, Sensitivity haben sollte. Dieser fand sich mit dem 4″-Chassis WF120CU07 des heute in China ansässigen und einst dänischen Herstellers Wavecore. Das Datenblatt des Oberklasse-Breitbänders mit Alu-Druckguss-Korb und einer großzügig hinterlüfteten Schwingspule gibt sich bereits recht verheißungsvoll.

Keine Kompromisse wollte man auch beim Gehäuse eingehen, wo man sich für die Kugelform entschied, die minimale Kanteneffekte, eine hohe Stabilität und ein optisch ansprechendes Design verbindet. Gefertigt wird das Gehäuse mit 196 mm Durchmesser aus Schichtholz. Zum Lieferumfang gehört ein Dreipunktsockel, auf dem die Kugel sicher aufgestellt und auch ausgerichtet werden kann. Letzte Feinheiten im Frequenzgang der C4 werden über ein recht komplexes passives Filternetzwerk gerichtet.

Dazu gehört auch ein großer Kondensator in Reiheschaltung zum Treiber, das sogenannte GHP-Prinzip (geschlossenes Gehäuse mit Hochpass), womit sich der Frequenzbereich nach unten hin ausdehnen lässt. Zusätzlich kommen noch drei Luftspulen, zwei Folienkondensatoren und diverse Widerstände zum Einsatz. Alle Bauteile stammen standesgemäß vom Kölner Hersteller Mundorf. Soweit zur Entstehungsgeschichte und den Zutaten zur Fugu C4.

Anwendungen

Das Schwergewicht der Anwendung für die C4 liegt naturgemäß im Nearfield-Monitoring. Bei kurzen Abständen von einem bis maximal zwei Metern sind die mit dem 4″-Chassis erreichbaren Pegel hinreichend, und der Breitbänder kann die Vorzüge seiner Eigenschaft der Abstrahlung aus einer Quelle voll ausspielen. Bei Mehrwegesystemen besteht für kurze Abhörentfernungen sonst unweigerlich die Tendenz, dass sich die einzelnen Wege hörbar separieren. Wie alle Breitbänder hat der C4 auch die Eigenschaft, zu den hohen Frequenzen hin eine verstärkte Bündelung auszubilden. Ein solches Verhalten steht so zunächst einmal im Widerspruch zur sonst angestrebten »Constant Directivity«. Auf der anderen Seite kann man sich die verstärkte Bündelung aber auch zunutze machen.

Nahfeldmonitore werden bevorzugt in kleinen Studios mit räumlicher Enge, wie z. B. in Ü-Wagen, eingesetzt, wo die Monitore nicht immer frei aufgestellt werden können. Ein enges Abstrahlverhalten hilft dann, störende Reflexionen aus dem nahen Umfeld zu mindern.

Messwerte

Was die C4 nun wirklich zu leisten vermögen, zeigen uns die Ergebnisse aus dem Messlabor. Die Frequenzgänge der beiden zum Test gestellten Monitore zeigt Abb. 1. Ohne weitere Kenntnis des Lautsprechers würde man hier keinen Breitbänder vermuten. Legt man die −6-dB-Eckpunkte zugrunde, dann reicht der Übertragungsbereich von 66 Hz bis 27 kHz. Mit knappen ±3 dB ist auch die Welligkeit im Frequenzgang in einer guten Größenordnung. Was man aber vor allem »vermisst«, sind die für Breitbänder typischen Partialschwingungen und Resonanzen in den Höhen. Blickt man dazu direkt einmal auf das Spektrogramm aus Abb. 6, dann ist auch hier absolut nichts Derartiges zu erkennen. Einzig der Phasengang aus Abb. 2 deutet auf den Breitbänder hin. Der Verlauf entspricht dem minimalphasigen Anteil eines Hochpassfilters ohne weitere Phasendrehungen im restlichen Frequenzbereich. Zusammen mit der Abstrahlung aus einer Quelle sind das genau die Eigenschaften, die den idealen Breitbänder ausmachen.


Aus dem Messlabor unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4″-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem Monkey-Forest Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen.

Abb1: Frequenzgang auf Achse gemessen in 1 m Entfernung.Die grünen Linien zeigen die mittlere Sensitivity
Abb2: Phasengang auf Achse gemessen
Abb3: Elektrische Impedanz in Betrag (rot) und Phase(blau)
Abb4: Frequenzgänge auf Achse und unter Winkeln von10°, 20° und 30° außerhalb der Mittelachse gemessen.
Abb5: Maximalpegel bezogen auf 1 m Entfernung beihöchsten 3 % Verzerrungen (rote Kurve) und beihöchstens 10 % Verzerrung (blaue Kurve) für den Tieftonbereichbis 300 Hz
Abb6: Spektrogramm der C4 mit einem nahezu perfektenAusschwingverhalten
Abb7: Horizontales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung;der Pegel ist beim Übergang von Gelb aufHellgrün um 6 dB gegenüber der Mittelachse abgefallen.Typisch für einen Breitbänder schnürt sich der Abstrahlwinkel bei zunehmender Frequenz ein.
Abb8: Messung der Intermodulationsverzerrungen miteinem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum und12 dB Crestfaktor für maximal 10 % Verzerrungsanteil.Auf 1 m im Freifeld bezogen wird dabei ein Pegel von88 dBA als Leq und von 103 dB als Lpk erreicht.
Abb9: Gemittelte Frequenzgangmessung über je 30 Positionfür den linken und rechten Lautsprecher um denHörplatz als blaue Kurve; daraus abgeleiteter EQ inGrün; gemittelter Verlauf mit EQ in Rot, und in Rosadie Zielfunktion.

Weitere Frequenzgänge unter Winkeln von 10° bis 30° außerhalb der Mittelachse gemessen sind in Abb. 4 dargestellt. Bei 10° sind die Höhen noch gut vertreten, unter 20° oder 30° kommt es dann durch die große Membranfläche und die damit einhergehende Bündelung zu einem deutlichen Pegelabfall oberhalb von 6 kHz. Das Isobarendiagramm aus Abb. 7 verdeutlicht den Zusammenhang nochmals für die komplette horizontale Ebene. Ein vertikales Isobarendiagramm gibt es für den C4 nicht, da das Abstrahlverhalten für alle Ebenen aufgrund der Kugelform und des Breitbänders identisch ist.

Bislang unerwähnt blieb, dass der C4, ganz untypisch für einen Studiomonitor, ein passiver Lautsprecher ist. Es wird somit ein Verstärker benötigt. Besondere Eigenschaften oder ein zusätzlicher Controller sind jedoch nicht erforderlich. Auf der elektrischen Seite gibt sich der C4 mit nominellen 8 Ω und einem Impedanzminimum von 8,3 Ω völlig unproblematisch. Die mittlere Sensitivity liegt bei 80,4 dB, sodass für den bei der Maximalpegelmessung mit einem Multitonsignal erreichten Spitzpegel von 103 dB eine Peak-Leistung von 200 W benötigt wird. Für ein Signal mit typischen 12 dB Crestfaktor entspricht das einer mittleren Leistung von 12,5 W und bei extremen 6 dB Crestfaktor von 50 W, was auch die Belastbarkeitsangabe des Treibers ist. Der Verstärker sollte demnach eine Ausgangsspannung von min. 40 V an 8 Ω als Spitzenwert entsprechend 100 W an 8 Ω oder 200 W an 4 Ω liefern.

Die Maximalpegelmessung aus Abb. 5 mit Sinussignalen wurde entsprechend auf 50 W limitiert. Die so gemessene Kurve für maximal 3 % Verzerrungen verläuft perfekt ohne Schwachstellen. Unterhalb von 200 Hz fällt die 3 %-Kurve bedingt durch die große Auslenkung der Membran zügig ab. Mit einem Limit von 10% lässt sich der Verlauf dann fortsetzen.

Für die Multitonmessung aus Abb. 8 wäre noch anzumerken, dass sich bei höheren Frequenzen einige Intermodulationsverzerrungen zu erkennen geben, die ein Breitbänder unvermeidlich erzeugt, wenn die Membran durch die gleichzeitige Wiedergabe tiefer Frequenzen zu großen Auslenkungen gezwungen wird.

Im Inneren der C4 findet sich ein recht komplexes passives Filter.
Der Wavecore-Treiber mit Alu-Druckguss-Korb und großzügig hinterlüfteter Schwingspule

Hörtest

Der Hörtest der C4 wurde für Entfernungen von 1 m bis 2 m durchgeführt. Als Verstärker wurden eine Hafler P3000-MOSFET-Endstufe und alternativ ein McIntosh MC275-Röhrenverstärker eingesetzt. Die Entfernung betreffend kann der C4-Monitor seine Fähigkeiten für kurze Distanzen besonders gut ausspielen. 2 m sind das Limit, wo es bei höheren Pegeln schwierig wird. Bei 1 m bis 1,2 m läuft die C4 jedoch zu echter Hochform auf. Die Wiedergabe ist makellos neutral, die Höhen sind fein aufgelöst und die räumliche Abbildung darf guten Gewissens als perfekt beschrieben werden. Nicht verschweigen sollte man, dass der Bass erwartungsgemäß nicht ganz so tief reicht und auch keine besonders hohen Pegel erreicht. Beides wird aber auch für den typischen Einsatz der C4 direkt am Pult oder sonstigen Arbeitsplätzen auch nicht erwartet. Würde man unter 100 Hz noch einen Subwoofer passend anbinden, dann wäre an dieser Stelle vermutlich noch einiges mehr herauszuholen, was dann aber wieder gegen die Philosophie des reinen Breitbänders sprechen würde. Wie auch immer, der C4 ist ein für Nearfield-Anwendungen sehr gut geeigneter und gut klingender Monitor, der auch hohen Anforderungen bestens gerecht wird.

Fazit

Mit dem C4 bringt der Schweizer Hersteller Fugu Speakers einen in vielfacher Hinsicht besonderen Nahfeldmonitor auf den Markt. Konzeptionell wegen des Breitbänders und der passiven Betriebsart, optisch mit der Kugelform, und messtechnisch sowie klanglich, weil die C4 sich nur im positiven Sinne mit den guten Eigenschaften wie ein Breitbänder verhält, dessen typische Problemstellen jedoch souverän vermeidet. Der Frequenzgang entspricht dem eines guten kompakten 2-Wege-Monitors und reicht ohne Probleme mit Resonanzen oder Partialschwingungen locker bis weit über 20 kHz. 66 Hz als untere Eckfrequenz und ein Maximalpegel von 103 dBpk zeigen klar, was im C4 steckt. Als Nahfeldmonitor kann der C4 daher gut die Rolle der Referenz am Pult übernehmen und muss sich nicht, wie viele andere Breitbänder, als zweite oder dritte Abhöre verstecken.


++ Messwerte

++ Klangqualität

+ Einsatzmöglichkeiten

+++ Verarbeitung und Wertigkeit

+ Preis/Leistungs-Verhältnis

 

Frequenzbereich: 60 Hz − 27 kHz (—6 dB)

Welligkeit: 6,2 dB (100 Hz − 10 kHz)

Öffnungswinkel: 115 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)

STABW (Standardabweichung): 60 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)

max. Nutzlautstärke: 95 dB (3% THD 100 Hz − 10 kHz)

Basstauglichkeit: 85 dB (10% THD 80 − 100 Hz)

Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B-Signal bei Vollaussteuerung: 88 dBA Leq und 103 dB Peak

Paarabweichungen: 0,77 dB (Maxwert 100 Hz − 10 kHz)

Maße/Gewicht: 196 mm (Kugel) / 2,2 kg

Hersteller/Vertrieb: Fugu Speakers

Straßenpreis pro Paar: ca. 1.900,− Euro

www.fuguspeakers.com

(Bild: Dieter Stork)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Tolle Teile – keine Frage. Bei dem Preis bleibe ich dennoch bei meinen KS digital D-80. Sie können optisch zwar nicht so mithalten, aber gehen in die Tiefe doch weiter runter und das bei deutlich ausgewogenerem Frequenzverlauf und geringere Wellligkeit. Dennoch beeindruckende Leitung!

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