Zwischending

Eventide Mixing Link Preamp & Stompbox-Interface im Test

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Es gibt Geräte, von denen man gar nicht wusste, dass man sie braucht. Und schon nach kurzem Ausprobieren fragt man sich, wie man jahrelang ohne eine solche Kiste auskommen konnte. Ein solches Gerät ist das Eventide Mixing Link.

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(Bild: DR. ANDREAS HAU)

Ab und an kommen Geräte bei mir an, wo selbst ich mich nach über einem Jahrzehnt als Testautor frage: Nanu, was ist das überhaupt? Das Eventide Mixing Link sieht auf den ersten Blick aus wie ein gewöhnlicher Bodentreter: ein Fußschalter, drei Knöppe und zwei kleine Kippschalter. Da Eventide, wie jeder weiß, zu den Pionieren des digitalen Audio-Processings gehört und obendrein Erfinder des Harmonizers ist, scheint der Fall klar: Das muss ein Effektpedal sein! Bloß stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass das Mixing Link keinerlei Effekte erzeugt. Aber was ist es dann?

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ENTDECKE DIE MÖGLICHKEITEN

Eventides clevere kleine Box ist eine Art Stompbox-Interface. Mit Extras. Bodeneffekte wurden lange Jahre in der Studioszene eher belächelt. Für die Bühne und den Proberaum gut genug, aber für höhere Ansprüche kaum tauglich. Oder doch? Seit den 90er-Jahren hat sich das Bild allmählich gewandelt. Denn einerseits sind die Effektpedale immer besser und vielfältiger geworden − längst schart sich ein regelrechter Götzenkult um bestimmte Geräte −, andererseits wird seit Einzug des Digital-Recordings der Studiosound oft als zu sauber, ja gar als leblos empfunden. Da liegt der Gedanke nahe, mit ein paar kultigen Kistchen für mehr Leben und eine Prise künstl(er)i(s)ches Chaos zu sorgen.

Ein Problem gibt es mit Stompboxes aber nach wie vor: Sie sind nicht für die im Studio üblichen hohen Line-Pegel und niedrigen Anschlussimpedanzen ausgelegt. Die Folge sind (unerwünschte) Verzerrungen und Höhenverluste. Lo-Fi schön und gut, aber die Teile sollen ja nicht unkontrollierbar vor sich hin jaulen, sondern den gleichen Klang liefern wie bei Gitarren und Bässen.

Genau hier kommt Eventides Mixing Link als Verbindungsglied ins Spiel. Und zwar auf vielfältige Weise, denn die kleine Kiste besitzt eine ganze Menge an Ein- und Ausgängen: Auf der Stirnseite gibt es eine Combibuchse (XLR/Klinke) für Mikrofon- und Line-Signale, und sogar (spezifikationskonforme!) P48-Phantomspeisung für Kondensatormikros lässt sich zuschalten.

Der daneben liegende Line-Ausgang ist als symmetrisch beschaltete XLR-Buchse ausgeführt und lässt sich über einen kleinen Schalter auf der Unterseite im Pegel anpassen (DI/Line). Effektpedale werden über die auf den beiden Flanken liegenden Klinkenanschlüsse »To FX« und »From FX« eingebunden. Per Fußschalter lässt sich diese Effektschleife aktivieren und deaktivieren.

Damit nicht genug. Zusätzlich gibt es einen Instrument-Input mit hoher Eingangsimpedanz (500 kOhm) sowie einen Klinkenausgang zum Anschluss eines Gitarren/Bass-Verstärkers (»To Amp«), und sogar ein Kopfhörerausgang (Miniklinke) ist integriert. So lässt sich »ganz nebenbei« das Mixing Link als Practice Amp für Gitarre und Bass einsetzen, zumal sich über den AUX-Input ein MP3- Spieler oder Smartphone einspeisen lässt.

Die drei Potis regeln die Eingangsverstärkung, das Wet/Dry-Mischverhältnis (per Schalter gibt’s zusätzlich die Optionen Dry+FX und FX only) sowie den Ausgangspegel (Phones/ Amp). Mit Strom versorgt wird das Eventide Mixing Link über das mitgelieferte 9V-Steckernetzteil bzw. wahlweise auch über eine 9VBlockbatterie, wozu aber das Alu-Druckgussgehäuses aufgeschraubt werden muss, denn ein separates Batteriefach gibt es nicht. Außerdem fällt im Batteriemodus die Phantomspeisung weg.

PRAXIS

Trotz des Stompbox-Formats ist die Audioqualität des Mixing Link ist richtig gut und voll studiotauglich. Der Mikrofoneingang arbeitet sehr rauscharm und bietet auch für pegelschwache dynamische Mikros genügend Gain (bis 65 dB). Wichtig ist jedoch, dass man den Mic/Line- und den Instrumenteneingang nicht gleichzeitig belegt, denn die beiden Inputs sind nicht voneinander entkoppelt. Auch der hochohmige Instrumenteneingang klingt sehr hochwertig mit schöner Brillanz und guter Definition; Rauschen ist kein Thema. Sehr gut bewährte sich in der Praxis auch der Ground-Lift-Schalter, mit dem sich selbst unter widrigen Bedingungen Brummschleifen vermeiden ließen − das kann man von Geräten ohne Trafotrennung nicht immer erwarten.

Was am Mixing Link überzeugt, ist die extrem vielseitige Verwendbarkeit. Im Studio lassen sich Bodentreter-Effekte optimal in den Signalfluss einbinden, auf der Bühne wird die Kiste zum Performance-Tool. So kann beispielsweise der Sänger Echos, Pitch Shifter, Verzerrer oder abgefahrene Special FX selber per Fußschalter triggern, ohne sich auf den Mann am Mischpult verlassen oder per Click-Track einem Sequenzer folgen zu müssen.

Das Eventide Mixing Link gibt dem Sänger endlich die Freiheit, mit Effekten zu experimentieren und spontan zu improvisieren, die bislang nur Gitarristen hatten. Clever: Der Fußschalter kann wahlweise als Ein/Aus-Schalter fungieren oder als Taster, der die Effektschleife nur aktiviert, solange er gedrückt bleibt, was sich z. B. für Echoeffekte auf einzelnen Wörtern anbietet.

Für Studio- und Live-Anwendungen praktisch ist, dass das Eventide Mixing Link auch als DI-Box fungieren kann, um am Amp-Input das »nackte« Gitarren- bzw. Bass-Signal abzuzweigen. Beim späteren Re-Ampen desselben lässt sich das Mixing Link gleich noch mal einsetzen, denn, wie angesprochen, das Gerät vermag auch pegelstarke Line-Signale für Verstärkereingänge aufzubereiten.

So ganz nebenbei kann man das Mixing Link auch als mobilen Mikrofonvorverstärker einsetzen. Oder auch, um ein (niederohmiges) Mikrofon an einen Gitarrenverstärker anzuschließen. Man kann es sogar als Signalsplitter verwenden, um z. B. eine Gitarre an zwei Verstärker gleichzeitig anzuschließen (über die »To Amp«- und »To FX«-Ausgänge).

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extrem vielseitig verwendbar

quer
(Bild: DR. ANDREAS HAU)

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hohe Audioqualität

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durchdachte Details

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(korrekte) Phantomspeisung

kein separates Batteriefach

 

Umfassend ausgestattet:

Das Eventide Mixing Link hat auf fast allen Seiten Anschlüsse und Schalter, mit denen es für eine Vielzahl von Anwendungen konfiguriert werden kann.

FAZIT

Eventides Mixing Link ist ein echter Tausendsassa. Die kleine Kiste ist nicht nur ein ausgereifter Umsetzer zum Einbinden von Stompboxes, sondern gleichzeitig ein mobiler Mikrofon/Line-Vorverstärker, eine DI-Box, eine Reamping-Box und ein Kopfhörerverstärker. Im Studio überzeugt das Gerät mit professionellen Klangeigenschaften, auf der Bühne mutiert die Kiste zum Performance-Tool, vor allem (aber nicht nur!) für experimentierfreudige Sänger und Sängerinnen.

Ein wirklich durchdachtes und praxisgerechtes Gerät, das mit hoher Qualität und Funktionalität überzeugt. In dieser Form ist das Eventide Mixing Link derzeit konkurrenzlos. Umso mehr erfreut der recht günstige Preis.

 


 

Mixing Link Hersteller/Vertrieb Eventide / Sound Service

UvP/Straßenpreis 391,51 Euro / ca. 300,— Euro

www.sound-service.eu

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