MIDI-Allrounder

ESI – M4U EX Midi-Interface im Test

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ESI M4U EX Midi (Bild: Dieter Stork)

ESI kennt sich in der MIDI-Domäne aus, hat der deutsche Hersteller doch schon zahlreiche Produkte, wie etwa das mikroTHRU oder das microMERGE, in Umlauf gebracht. Auch ein Interface namens M4U XT gab es bereits, damals noch mit USB-2.0-Schnittstelle. Wird mit dem M4U eX alles neu?

In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Synth-Hype. Eine Vielzahl von kleinen, erschwinglichen Kistchen, die richtig Dampf machen, drängten auf den Markt: Korg Volca, MAM MB33, Roland TR-08, Doepfer Dark Energy und wie sie alle heißen. Doch nicht alle bieten eine USB-Schnittstelle, und so muss sich auch der Sammler aktueller Synths oft für ein »klassisches« MIDI-Interface entscheiden.

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Hardware

Das Gerät besitzt Maße von 175 x 120 x 45 mm (B x T x H) und ein Gewicht von knapp 425 Gramm. Das Design entspricht ziemlich genau dem der »U-Serie«, ESIs neuen Audio-Interfaces: ein durchgehender Aluminiumrahmen, der Deckplatte, Front und Boden umschließt, gebürstet und in knalligem Orange, Seitenpanele und Rückseite bestehen dann aus grauem Kunststoff. Leider bietet die eX-Serie keine direkte Möglichkeit zum Einbau in ein 19″-Case, auch nicht durch optionale Rack-Ohren.

Der Boden ist mit vier Gummifüßen bestückt und birgt zudem drei Dip-Schalter, die wir uns später noch genauer ansehen. Die Rückseite nimmt über das mitgelieferte DC-Netzteil eine Stromversorgung von 5 Volt (3A) entgegen. Eine USB-3.0-Buchse des Typs B kümmert sich um die Verbindung zum Rechner, und drei weitere USB-3.0-Ports (Typ A) dienen als Hub. Neben einem Kensington-Lock entdeckt man hier vier MIDI-Ports (5−8), die anderen vier Ports befinden sich auf der Vorderseite.

Acht LEDs geben dort auf der linken Seite visuelles Feedback, und ein Drucktaster namens »Mode«, der von einer weiteren Status-LED auf der rechten Seite flankiert wird, ermöglicht das Umschalten zwischen verschiedenen Betriebsarten. Doch auch hierzu gleich mehr.

Im Betrieb

Das Interface ist tatsächlich »Class Compliant«, d. h., eine Treiber-Installation ist nicht nötig. Das klappt bei Mac OSX ohnehin meist einwandfrei, doch auch unter Windows 10 ist das ESI sofort einsatzbereit und erscheint sogar mit korrekter Modellbezeichnung im Geräte-Manager. Sobald das M4U eX an der Stromversorgung und per USB am Rechner hängt, leuchten alle LEDs an der Frontplatte.

Interessant ist, dass das Interface keine dedizierten Eingänge und Ausgänge bietet, sondern alle physikalischen MIDI-Ports beide Richtungen bedienen können. Arbeitet ein Port als Ausgang, wechselt die LED-Farbe von Grün zu Rot. MIDI-Aktivitäten werden an jeder LED durch Blinken gemeldet. Die Farbe bleibt solange bestehen, bis sich die Konfiguration ändert, in diesem Beispiel also ein MIDI-Sender an den zuvor roten Port geschickt wird. Nicht schlecht! Im Software-Sequenzer werden im jeweiligen MIDI-Setup sodann je acht Ports für den Eingang und Ausgang aufgelistet − sogar nach einem »Hot-Plug«. Gut gemacht!

Im Allgemeinen sind die Einrichtung und der Betrieb am Computer wunderbar umgesetzt, und auch hinsichtlich des Timings, sprich des Datendurchsatzes, gibt es nichts zu bemängeln.

Der USB-Hub ist sehr praktisch, um etwa Dongles, Speichermedien oder gar weitere Interfaces anzustecken. Der Hub entfällt jedoch, sobald das Netzteil entfernt wird. Dann agiert das M4U eX »nur« noch als reines USB-MIDI-Interface.

ESI M4U EX Midi
Am Rechner werden je acht Eingangs- und Ausgangs-Ports aufgelistet — hier in Ableton Live.

Das M4U eX kann sogar standalone, also ganz eigenständig, ohne angeschlossenen Computer arbeiten. Um die MIDI-Signale von den Eingängen an die entsprechenden Ausgänge weiterzuleiten, stehen drei Modi zur Auswahl, die mit dem »Mode«-Taster umgeschaltet werden.

Modus 1 »Weiterleitung«: In dieser Betriebsart leuchtet die linke Hälfte des LED-Feldes grün, die rechte Hälfte hingegen rot. Das bedeutet, Port 1 und 2 arbeiten als Eingänge, deren anliegende Signale an Ausgangs-Port 3 und 4 weitergeleitet werden. Genauso schicken Port 5 und 6 alle MIDI-Informationen an die Buchsen 7 und 8 weiter. Das ist praktisch, möchte man etwa Hardware-Klangerzeuger mit einem oder mehreren Controller-Keyboards steuern.

Modus 2 »Thru«: Hier leuchtet nur die erste LED grün. Eingehende MIDI-Signale werden von dort an alle anderen Ports ausgegeben.

Umgekehrt verläuft der Datenstrom in Modus 3, der sich »MIDI Merge« nennt. Nur LED 8 leuchtet rot, während LED 1 bis 7 mit grüner Farbe die Eingangs-Ports repräsentieren. In diesem Merge-Modus werden alle MIDI-Signale der Eingänge zu einem Datenstrom zusammengefasst und gesammelt am letzten Port ausgegeben. Achtung: In diesem Modus werden SysEx-Daten nur über Eingang 1 verarbeitet.

Dieser Standalone-Betrieb ist eine ziemlich praktische Sache, wenn auch das Netzteil weiterhin nötig ist und der USB-Hub entfällt.

Was man bei einer derartigen Neuauflage vielleicht vermissen mag, ist die Option, MIDI-Events zu filtern, Noten intern zu transponieren, oder einzelne Kanäle zu routen − kommt hier evtl. noch ein Software-Update?

ESI M4U EX Midi
Die Rückseite bietet neben allen USB-Verbindungen die MIDI-Ports 5—8. (Bild: Dieter Stork)

DIP-Optionen

Sehen wir uns noch die eingangs erwähnten Dip-Schalter an. Ab Werk wird Schalter 1 in der Position »On« ausgeliefert, wodurch die Schnittstelle im »USB 3.0 High Performance Modus« arbeitet. Doch einige ältere Systeme, etwa Windows 7, zeigen manchmal ein paar Probleme hinsichtlich dieser Datenverbindung. Insofern kann man das Interface durch Umlegen des Schalters in den »USB 2.0 Kompatibilitätsmodus« versetzen. Zwei-in-eins, super!

Dip-Schalter 2 soll den Einsatz mehrerer Geräte am gleichen Computer vereinfachen. In der unteren Position arbeitet das Interface mit der ID-Nummer »A«. Bei Anschluss eines zweiten Interfaces des gleichen Modells kann dieses auf ID »B« gesetzt werden. Laut Hersteller ist das nicht zwingend notwendig, kann aber die Kommunikation zwischen Software und physikalischen Ports verbessern. Weil uns für den Test das M4U ex sowie der große Bruder M8U eX zur Verfügung standen, gab es hinsichtlich der namentlichen und numerischen Unterscheidung der Ports und Geräte keinerlei Zweifel − sowohl in der DAW als auch im Geräte-Manager.

Mit Dip-Schalter 3 kann man den sogennanten »MIDI Running Status« aktivieren. Während eines MIDI-Transfers kann dadurch die Übertragung des Status-Bytes umgangen werden, solange der zuvor übermittelte MIDI-Befehl den gleichen Status besitzt. Durch Ausdünnen des Informationsflusses kann die Performance einiger MIDI-Setups effizienter gestaltet werden. Wer mehr zum Thema »Running Status« erfahren möchte, findet hilfreiche Informationen unter www.midi.org.

ESI M4U EX Midi
Das M4U eX zusammen mit dem größeren M8U eX, das doppelt so viele Ports besitzt (Bild: Dieter Stork)

Fazit

Das neue ESI-Interface punktet mit guter Verarbeitung des Chassis und allgemein übersichtlichem Konzept. Weil die Ports sowohl als Eingang wie auch als Ausgang agieren können, besteht eine sehr hohe Flexibilität bei der Einbindung ins eigene Setup. Zudem weiß die unkomplizierte Einrichtung ganz ohne Treiberinstallation sehr zu gefallen − und in speziellen Härtefällen kann der optionale USB-2.0- Betrieb per Dip-Schalter Abhilfe schaffen. Im Standalone-Modus hat man dank des Mode-Tasters und der farbigen LEDs alles Nötige zur Hand.

Die »eX«-Serie bietet auch noch ein zweites Interface. Wem acht Ports nicht genügen, sollte unbedingt mal einen Blick auf das M8U eX mit 16 Hardware-Ports werfen.

+++ stabile Verarbeitung
+++ Standalone-Modus
+++ Class Compliant
++ flexible Einsatzmöglichkeiten
– keine internen MIDI-Filter

Hersteller: ESI Audiotechnik GmbH
Straßenpreis: ca. 149,− Euro

www.esi-audio.de

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