Glückshormone im Handumdrehen

Endorphin.es Gost Pedal – Digitaler Effektprozessor

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Was passiert, wenn sich eine Modularschmiede aus Barcelona und ein erfolgreicher YouTuber aus Kanada dazu entschließen, gemeinsame Sache zu machen? Ende letzten Jahres brachten sie ihr erstes Multieffekt-Modul im Eurorackformat namens »Ghost« auf den Markt, das in der Community auf positive Resonanz stieß. Es fiel durch besondere Features auf, wie zu Beispiel der Möglichkeit, den internen Signalfluss per Tastendruck flexibel ändern zu können. Aufgrund der gesteigerten Nachfrage entschlossen sie sich bald dazu, das Effektmodul mit einigen Änderungen auch in einer standalone Pedalversion herauszubringen.

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Das neue Ghost Pedal von der ursprünglich in der Ukraine gegründeten Firma Endorphin.es ist zusammen mit dem YouTuber Andrew Huang entstanden, der nicht nur sehr unterhaltsame und lehrreiche YouTube-Videos produziert, sondern auch eine Menge Ahnung von Musikproduktion hat. Der in Toronto lebende Musiker ist u. a. dadurch bekannt geworden, dass er sich selbst zum Teil absurde und selbstlimitierende Aufgaben stellt, die er dann in seinen Videos zu lösen versucht. »Ohne den Buchstaben e rappen«, »99 Rote Luftballons – gespielt mit roten Luftballons« oder auch seine beliebte »4 Produzenten benutzen dasselbe Sample«-Challenge sind nur ein paar von den unzähligen Videos, die nicht nur qualitativ hochwertig produziert sind, sondern auch sein Können als Musikproduzent und Sounddesigner unter Beweis stellen.

Im Jahr 2018 machte Andrew Huang, der auch schon mit Disney, Lego und Google arbeitete, ein Video über das »Shuttle System« von Endorphin.es, einen modularen Synthesizer. Seither standen Endorphin.es-Entwickler Andreas Zhukovsky und Julia Bondar mit dem YouTuber in engem Kontakt und überlegten, gemeinsam ein neues Modul auf den Markt zu bringen. »Ich mochte viele ihrer Produkte bereits und hatte verschiedene Ideen im Kopf, die im Grunde Rekonfigurationen von verschiedenen Besonderheiten und Klangeigenheiten ihrer Geräte waren«, so Andrew Huang über die Kollaboration mit Endorphin.es. »Wir fingen bald an, an zwei dieser Ideen zu arbeiten. Eine dieser Ideen befindet sich momentan noch in der Prototyp-Phase, während die andere Idee zum Multieffekt-Modul Ghost wurde. Nach der Veröffentlichung bemerkten wir ein gestiegenes Interesse an einer Pedal-Version des Moduls und fingen direkt an, daran zu arbeiten.«

Andrew Huang mit dem Ghost Pedal

Die Anschlüsse des Ghost Pedals befinden sich auf der Rückseite des ganz in Silber gehaltenen Effektgeräts. Neben zwei großen Klinkenbuchsen für den linken und rechten Audioeingang sowie zwei Buchsen für die entsprechenden Audioausgänge lässt sich darüber hinaus ein Schalter finden, mit dem man zwischen Line- und Instrumentenpegel für den Eingang wählen kann. So können neben allerlei Studiogeräten auch Gitarren an das Pedal angeschlossen werden. Des Weiteren lassen sich hinten noch eine Buchse zum Anschluss eines Expression Pedals finden, sowie ein »MIDI In« und ein »MIDI Out / Thru« Anschluss, die unter anderem eine Synchronisation des internen LFOs und der Delay Einheit mit externen Gear erlauben.

Die Vorderseite des Pedals ist sehr übersichtlich und klar strukturiert. Es beherbergt mit seinen verschiedenen Effekt-Sektionen wie einem Delay, Reverb, Distortion und einem Filter einige Klassiker unter den Effekteinheiten, die hier auch ohne tiefe Menüführung auskommen. Jeder Regler des Pedals hat lediglich eine Zusatzfunktion, die mithilfe einer Shift-Taste editierbar ist. Dazu gehören zum Teil detaillierte Einstellmöglichkeiten sowie weitere Effekte wie beispielsweise ein Bitcrusher, eine Lautsprechersimulation, Filter-Resonanz, das Predelay des Reverbs oder auch die Möglichkeit, das Delay zu einer externen MIDI-Clock zu synchronisieren oder das Stereoverhalten der Delay Taps einzustellen.

Die Rückseite des Multi FX Pedals

Oberhalb jedes Reglers befindet sich eine dazugehörige LED, die visuelles Feedback dazu gibt, auf welchem Wert der jeweilige Parameter eingestellt ist. Während die primären Funktionen bei nicht gedrückter Shift-Taste visuell durch ein blaues Licht repräsentiert werden, leuchten sie nach Drücken der Shift Taste rot. Eine Ausnahme macht hier lediglich die Modulations-Sektion, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen.

Je schwächer nun also die blau oder rot leuchtende LED scheint, desto niedriger ist der entsprechende Parameter-Wert eingestellt, während eine stark blau oder rot leuchtende LED anzeigt, dass der Wert bei seinem Maximum liegt. Ein sehr praktisches Feature, das so eine schnelle und intuitive Bedienung des Geräts ohne große Einarbeitung ermöglicht.

Intuitiv modulieren. Darüber hinaus haben Endorphin.es und Andrew Huang dem Pedal noch interessante Modulationsmöglichkeiten spendiert. Neben einem Shape-Regler, mit dem man die Wellenform des internen LFOs auswählen kann, und einem Speed-Regler, der die Geschwindigkeit des LFOs zwischen 0,0333 und 15 Hz bestimmt, ist des Weiteren noch ein Modulations-Taster zu finden, der die Zuweisung der Modulation auf die einzelnen Parameter des Geräts bemerkenswert simpel gestaltet.

Sobald der Modulations-Taster leuchtet, kann man mit den elf Reglern von Ghost einstellen, wie stark und in welche Richtung die Modulation auf den jeweiligen Parameter einwirken soll. Die jeweiligen LEDs geben dazu wieder direktes visuelles Feedback. Wenn der Regler in Mittelstellung ist, also der Parameterwert bei 0 liegt, leuchtet die LED kurz pink auf und erlischt dann wieder. Wenn man den Regler nun nach rechts aufdreht, wird die Modulation direkt auf den Parameter angewendet, und ein blaues Licht erscheint dabei so stark, wie der Wert mit dem Regler eingestellt wurde. Wenn man den Regler nun allerdings nach links dreht, wird die Modulation invertiert angewendet und die LED leuchtet währenddessen rot auf. Mit dieser einfachen, aber sehr effektiven Idee, dem Benutzer durch farbige LEDs direktes visuelles Feedback zu liefern, ist den Entwicklern von Ghost eine sehr elegante Lösung gelungen, die die Bedienung des Geräts sehr intuitiv und angenehm gestaltet.

Das flexible Routing-System ist ein großer Zugewinn für das Effektgerät.

Ein flexibler Signalfluss – wie ist das denn bitte möglich? Während das interne Routing bei Geräten mit mehreren Effekten üblicherweise vorab vom Entwickler festgelegt wird, haben sich Andreas Zhukovsky und Julia Bondar zusammen mit Andrew Huang dazu entschlossen, das Routing der Filter-, Verzerrer- und FX-Einheit, also des Delays und Reverbs, flexibel dem Benutzer zu überlassen. Dazu gibt es im unteren Bereich des Pedals einen »Routing«-Taster, mit dem man sich für eine der sechs Routing-Optionen entscheiden kann. Mit dieser simplen, aber sehr kreativen Idee der flexiblen Verschaltung des Signalflusses eröffnen sich dem Benutzer ganz neue mögliche Klangwelten. Denn ob man das eingehende Audiosignal zunächst filtert und dann in den Verzerrer und das Delay schickt oder umgekehrt, kann einen enormen Unterschied machen. Genauso kann man auch zu deutlich variierenden akustischen Ergebnissen kommen, wenn man den Sound zunächst durch die Hall- oder Delay-Einheit schickt, um ihn danach erst anzuzerren und zu filtern. All das lässt sich mit dem Ghost Pedal durch einen einfachen Tastendruck verändern, was eine enorme Zugabe für das Multieffektgerät darstellt.

Der Tap-Fußschalter und seine Zusatzfeatures. In seiner Standardfunktion ist der Fußschalter, der sich ganz links am Gerät befindet, ein handelsüblicher Tempo-Taster für das Delay. Aber auch hier lassen sich wieder interessante Zusatzfunktionen finden. Wenn man den Fußschalter zusammen mit der Shift-Taste drückt, blinkt die entsprechende LED zwischen ein und viermal auf und ändert entsprechend die Funktionsweise des Tap-Schalters. Neben den Möglichkeiten, das Delay Signal oder den Hall »einzufrieren«, den Federhall anzutriggern, oder das Routing der Effekteinheiten zu ändern, haben Andreas Zhukovsky, Julia Bondar und Andrew Huang auch hier wieder einige interessante Experimentiermöglichkeiten zur Verfügung gestellt.

Entwickler Andreas Zhukovsky und Julia Bondar von Endorphin.es

Weitere versteckte Gems. Des Weiteren gibt es noch ein paar mehr oder weniger versteckte Zusatzfunktionen, die erwähnenswert sind. Zum einen lassen sich bis zu neun Presets speichern und wieder abrufen, was beispielsweise für Live-Sets sehr praktisch sein kann, oder um seinen Sound für einen B-Part oder einen speziellen Effekt plötzlich komplett anders klingen zu lassen.

Darüber hinaus findet sich ein Envelope Follower in der Modulationssektion, indem man den Shape-Regler ganz nach rechts dreht. Die Lautstärke des eingehenden Audiosignals bestimmt nun die Stärke der Modulation der einzelnen Parameter, während Speed in dem Modus eine Art Slew-Regler darstellt, der bestimmt, wie schnell der Envelope Follower auf das eingehende Signal reagiert.

Wenn man möchte, kann man diese Funktion mittels eines Tricks auch zu einer Ducking-Funktion umwandeln. Während man im Envelope-Follower-Modus die Modulation der einzelnen Parameter invertiert – zum Beispiel des Delays und des Reverbs –,sind diese beiden Effekte in Folge nur noch dann zu hören, wenn kein Signal am Audioeingang anliegt. So kann man beispielsweise ein weniger »verwaschenes« beziehungsweise »trockenes« Signal hören, während die Melodie live gespielt wird. Wenn die Melodie anschließend pausiert, ist auch wieder der Hall und das Delay der zuletzt gespielten Phrase deutlich zu hören. Solche Ducking-Effekte können gerade für einen transparenten Gesamtmix mit mehreren Instrumenten sehr hilfreich sein.

Fazit: Insgesamt besticht das Multieffektgerät von Endorphin.es mit dem charmanten Namen »Ghost«, das mit einigen Klassikern unten den Effekten ausgestattet ist, nicht nur durch seinen Klang, sondern auch durch seine kreativen Editierungsmöglichkeiten und versteckten Zusatzfunktionen. Es lassen sich nicht nur die Effekte in ihrem Routing frei verschalten, es bietet auch mit seinem visuellen Feedback die Möglichkeit einer intuitiven Bedienung des Geräts. Und auch zusätzliche Funktionen wie der Envelope Follower, die Ducking-Funktion sowie Delay Freeze und Reversed Reverb Shimmer machen Ghost zu einem rundum gelungenen Gerät, mit dem man gerne ausgiebig experimentieren möchte. ■

Hersteller/Vertrieb

Endorphin.es / diverse Händler

Internet

https://www.endorphin.es

Preis

525,– Euro

Unsere Meinung

+++ flexibles Routing der Effekteinheiten

++   visuelles Feedback durch farbige LEDs

++   interessante Zusatzfunktionen

+     Synchronisation des LFOs und der Delay-Einheit mit externem Gear möglich

–     wird ohne Netzteil geliefert

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