Kreativ-Tool

Baby Audio TAIP – Tape Saturation Tool im Test

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Mit TAIP bringt die Softwareschmiede Baby Audio ein intelligentes Bandsättigungs-Tool auf den Markt. Die Entwickler, die bereits für Tools wie Parallel Aggressor oder Super VHS bekannt sind, versprechen einen AI-Algorithmus, mit dem das Plug-in analoge Wärme erzeugt und sich dadurch von den gängigen Simulationen unterscheidet. Neben den altbekannten Parametern wurden hier auch Funktionen für einen modernen Workflow integriert. Viele fragen sich jetzt bestimmt: Wie viele Band-Simulationen braucht die Welt noch? Schauen wir mal …

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Die GUI von TAIP ist übersichtlich gestaltet und in den drei wählbaren Farben Schwarz, Grau und Weiß zu haben. Das Einzige, was an eine Bandmaschine erinnert, sind die beiden großen Regler links und rechts in der Mitte, die optisch an die beiden Spulen einer Bandmaschine angelehnt sind. Der linke der beiden ist der Drive-Regler, der die Intensität der analogen Verzerrung steuert, und reicht von »heat« bis zu »heavy distortion«. Hiermit kann nicht nur eine leichte Verzerrung auf einem Bass erzeugt, sondern auch locker eine E-Gitarre verzerrt werden, wenngleich die Verzerrung dort bei hohem Anteil etwas digitaler klingt, dafür aber auch präsenter. Dezent auf einem Piano eingesetzt, verleiht TAIP dem Instrument den nötigen Glue und eben auch eine gewisse Brillanz.

Mit dem zweiten Regler »Output« legt man die Ausgangslautstärke fest. Das Aufdrehen von Drive kann dazu führen, dass das Ausgangssignal lauter ist und auch so wahrgenommen wird. Mit dem Output-Regler lässt sich die Ausgangslautstärke wieder ausbalancieren, damit man nicht denkt, lauter ist gleich besser. Mit Auto Gain, den beiden Pfeilen in einer Kreis-Anordnung in der Mitte der GUI, wird der Ausgangspegel beim Hinzufügen von mehr Drive sogar automatisch gleichbleibend angepasst.

Unter Auto Gain sitzt der Mix-Schieber, der den Anteil der Bearbeitung festlegt, den man seinem Signal hinzufügen möchte. Wenn der Mix-Anteil unter 100 liegt, kann an dieser Stelle mit »Wear« zusätzlich ein klassischer »Tape Flanging «-Effekt erzielt werden – ein schöner Effekt, auch für das musikalische Sounddesign.

“TAIP arbeitet nicht mit einem DSP-basierten Algorithmus, sondern nutzt künstliche Intelligenz, um den Sound von Bandmaschinen zu emulieren.”

Im unteren Bereich stehen unter Input »Single« und »Dual« zur Auswahl. Mit Single wird eine einzelne Bandmaschine simuliert, während Dual zwei Bandmaschinen simuliert, die hintereinandergeschaltet sind; der Drive-Wert verteilt sich in letzterem Fall gleichmäßig auf beide. Mit »Normal« oder »Hot« wählt man den Eingangspegel, ohne dabei die Ausgangslautstärke zu beeinflussen. Mit Normal behandelt man das Eingangssignal neutral, während es mit Hot bereits am Eingang verzerrt wird, damit es am Ende auch richtig krachen kann.

Mit den beiden Schiebereglern Hi- & Lo-Shape können Bässe bzw. Höhen innerhalb des Frequenzspektrums gesättigt werden. Das ist besonders auf einem Drum-Bus hilfreich, wenn man den Drums vor allem in den Höhen Wärme verleihen und die tiefen Frequenzen dabei nicht verzerren möchte. Das funktioniert in der Praxis wirklich sehr gut und ist ein tolles Feature!

Bandmaschinen sind dafür bekannt, aufgrund ihres geringen Dynamikbereichs einen angenehmen Kompressions-Effekt zu erzeugen. Mit »Glue« kann in TAIP dieser Effekt subtil erzeugt werden.

Natürlich darf das Erzeugen von Bandrauschen nicht fehlen. »Noise« erzeugt jenes nach Belieben. Das funktioniert auch bei Super VHS von Baby Audio schon sehr gut!

Der Schieberegler »Wear« kombiniert den Wow-Effekt sowie das Flattern und verändert den Frequenzgang, um eine kaputte Bandmaschine zu emulieren. Das ist wirklich eine total naheliegende, aber dennoch sehr kreative Idee, die ich in der Form noch nicht kannte. Auch hier liegt das Anwendungsgebiet im musikalischen Sounddesign.

Ein Teil der Bandwärme wird durch gedämpfte Höhen erzeugt. »Presence« regelt die Intensität dieser Dämpfung und erzeugt die Brillanz, die beim Band oft verloren geht.

Und die Besonderheit an TAIP ist eben, dass das Plug-in nicht mit einem DSP-basierten Algorithmus arbeitet, sondern künstliche Intelligenz nutzt, um den Klang lebendiger zu machen und den Sound von Bandmaschinen authentisch zu emulieren. Und das mit einer einfachen und intuitiven Bedienung.

Fazit:

TAIP hält, was der Hersteller verspricht. Wobei es für mich mehr als nur ein Saturation-Tool ist. So wirklich einstufen lässt es sich nicht, da es Distortion, Kompressor, musikalisches Kreativ-Tool sowie Bandsättigung in einem vereint. Es kann sowohl im Mixing als subtile Bandsimulation mit den gängigen Standard-Parametern als auch, um Sounds extrem zu bearbeiten und fast zur Unkenntlichkeit zu verändern, eingesetzt werden. Und ich selbst finde: Man kann nie genug Kreativ-Tools in seinem Plug-in-Fundus haben! Für mich ist TAIP eine absolute Empfehlung. Und für 69 Dollar kann man hier nichts falsch machen! Schaut euch außerdem auf jeden Fall einmal die weiteren Plug-ins von Baby Audio an, da sind viele schöne Tools dabei!

Internet: babyaud.io/taip-plugin
Preis: 69 Dollar
Plug-in-Formate:
VST, VST3, AU, AAX
Mac-M1-kompatibel

Die Funktionen in der Übersicht:

  •  DRIVE: Mit dem DRIVE-Regler lässt sich die Intensität der Bandsättigung und der Klangfarbe definieren – das reicht von einem schmalen Grad von “heat” bis zu “heavy distortion”. Hiermit kann nicht nur eine leichte Verzerrung auf einem Bass erzeugt, sondern auch locker eine E-Gitarre verzerrt werden, wenngleich die Verzerrung dort bei hohem Anteil etwas digitaler klingt, dafür aber auch präsenter.
  • MIX: Mix auf 100 lässt das Band parallel laufen. Wenn der Mix-Anteil unter 100 liegt, kann an dieser Stelle mit WEAR zusätzlich ein klassischer „Tape Flanging“-Effekt erzielt werden. Ein schöner Effekt, auch für das musikalische Sounddesign.
  • MODEL: Während SINGLE eine normale Bandemulation ist, erzeugt DUAL zwei Bandemulationen, die hintereinander geschaltet sind, wobei sich der DRIVE-Wert gleichmäßig auf beide verteilt.
  • LO-SHAPE / HI-SHAPE: Mit den Schiebereglern können Bässe/Höhen innerhalb des Frequenzspektrum gesättigt werden. Das ist besonders auf einem Drum-Bus hilfreich, wenn man den Drums Wärme verleihe und die tiefen Frequenzen nicht verzerren möchte. Das funktioniert in der Praxis wirklich sehr gut und ist ein tolles Feature!
  • GLUE: Bandmaschinen sind dafür bekannt, aufgrund ihres geringen Dynamikbereichs einen angenehmen Kompressions-Effekt zu erzeugen. Mit GLUE für kann dieser Effekt subtil erzeugt werden.
  • NOISE: Erzeugt je Bandrauschen je nach Belieben. Das funktioniert auch bei Super VHS schon sehr gut!
  • WEAR: Kombiniert Wow, Flattern und verändert den Frequenzgang, um eine kaputte Bandmaschine zu emulieren. Auch hier liegt das Anwendungsgebiet im musikalischen Sounddesign.
  • PRESENCE: Ein Teil der Bandwärme wird durch gedämpfte Höhen erzeugt. PRESENCE regelt die Intensität dieser Dämpfung und erzeugt die Brillanz, die beim Band oft verloren geht.
  • INPUT: Mit NORMAL oder HOT (mehr verzerrt) wählt man den Eingangspegel, ohne die Ausgangslautstärke zu beeinflussen.
  • AUTO GAIN: Ermöglicht das Hinzufügen von mehr DRIVE bei gleichbleibendem Ausgangspegel.

 

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