DSP Inside

Apogee Duet 3 – Audio-Interface im Test

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Apogee Duet 3

Streng genommen ist das Duet 3 bereits die vierte Inkarnation von Apogees beliebtem Stereo-Rein-Raus-Interface, denn das Duet 2 wurde zwischenzeitlich durch eine aktualisierte Version »Duet for iPad & Mac« abgelöst. Das Duet 3 ist nun ein komplettes Make-over mit neuem Design, nochmals verbesserten Wandlern und sogar einem eingebauten DSP, der internes Processing erlaubt!

Apogee ist ein Hersteller, der viel Wert auf ein schickes Design legt, denn seit jeher ist die Hauptzielgruppe die modebewusste Mac-Community, wobei das Duet 3 auch unter Windows läuft. In Sachen Designsprache orientiert man sich nun weniger am Mac als am iPhone: Das nur 16 mm dünne Desktopgehäuse besteht aus Alu mit einer schwarz glänzenden Oberfläche aus Gorilla-Glas. Nobel! Einziges Bedienelement ist ein großer Drehknopf mit 55 mm Durchmesser und einer Höhe von 16 mm, der im unteren Teil geheimnisvoll blau leuchtet. Das Duet 3 nimmt eine Fläche von 102 x 151 mm ein und ist auf der Unterseite gummiert, was ihm einen rutschfesten Stand verschafft – allerdings nur auf vollständig ebenen Oberflächen, denn es gibt keine Gerätefüßchen.

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Überblick

Das Duet 3 wird in einer praktischen Transportbox geliefert. Darin befinden sich das Interface, ein clever konstruiertes USB-C-Kabel mit wechselbarem USB-C/USB-A-Gegenstecker und, sauber in einem Reißverschluss-Etui verpackt, eine Kabelpeitsche. Denn nur der Kopfhörerausgang befindet sich direkt am Gerät. Alle anderen Audioanschlüsse sind über die Kabelpeitsche zugänglich, die oben rechts eingesteckt wird. Der flache Multipin-Steckverbinder verfügt über einen Locking-Mechanismus, der ihn vor einem Herausrutschen sichert. Die Kabelpeitsche ist insgesamt 160 cm lang, wovon 100 cm auf das vieladrige Kabel entfallen, bevor es sich in sechs Einzelkabel auffächert. Die Anschlüsse am anderen Ende sind wie folgt: 2x Mikrofon/Line-Eingang (XLR), 2x Instrumenteneingang (Klinke, symmetrisch oder unsymmetrisch) und 2x Line-Out (Klinke, symmetrisch). Optional ist eine Docking-Station erhältlich, die adretter erscheinen mag als eine Kabelpeitsche, aber mit rund 180 Euro zu Buche schlägt.

Mit dem Rechner kommuniziert das Duet 3 über einen USB-C-Port. Trotz des modernen Formats arbeitet dieser mit USB-2.0-Protokoll, das für die wenigen I/O-Kanäle mehr als genug Bandbreite zur Verfügung stellt. Ich bin dennoch überrascht, dass man nicht USB 3.0 gewählt hat, da dieses deutlich mehr Strom bereitstellt. Denn das Apogee Duet 3 arbeitet busgespeist und hat, anders als viele einfache Audio-Interfaces, einen DSP eingebaut, der mit ernährt werden muss. Tatsächlich gibt es einen zweiten USB-C-Anschluss für ein externes Netzteil (nicht im Lieferumfang); dieses ist aber nur für den Betrieb am iPad erforderlich. Nicht ganz verständlich ist, warum der zweite Port nicht auch für USB-MIDI genutzt werden kann, denn das Vorgängermodell hatte nur aus diesem Grund einen zweiten USB-Port bekommen. Vielleicht ließe sich das beim Duet 3 über ein Firmware-Update nachrüsten.

Apogee Duet 3
Schickes Desktop-Interface im Kompaktformat: Bis auf den Kopfhöreranschluss werden alle Anschlüsse (2x Mic/Line, 2x Instrument, 2x Line-Out) über eine Kabelpeitsche bereitgestellt. Optional bietet Apogee ein Dock an.

Inbetriebnahme

Apogee stellt Treiber für Mac (ab macOS 10.14.6) und PC (ab Windows 10 Anniversary Update) zur Verfügung. Auf beiden Plattformen lief die Installation auf meinen Testrechnern problemlos. Am iPad läuft das Duet 3 ab iOS 13, was ich jedoch nicht testen konnte, da mein betagtes iPad Air nur bis iOS 12 mitspielt.

Mit den Treibern wird die Apogee Control 2 Software installiert, die alle Funktionen des Duet 3 verwaltet und Mixer-Funktionen bietet, um Low-Latency-Monitoring zu gewährleisten. Darüber hinaus lässt sich über die Apogee Control-2-Software das DSP-Processing aktivieren. So umfangreich wie beim Apogee Symphony Desktop (s. S&R 6.2020) sind die DSP-Funktionen nicht. Sie beschränken sich auf den Symphony ECS Channel Strip. Ob weitere DSP-Effekte geplant sind, ist nicht bekannt. Der ECS Channel Strip bietet einen variablen Low-Cut, einen Dreiband-EQ mit Shelving-Filtern für Bass und Höhen sowie einen Peak-Filter für die Mitten. Die Einsatzfrequenzen sind stufenlos einstellbar, die Güte des Mittenfilters lässt sich umschalten. Dazu gesellt sich ein Kompressor mit variablem Threshold und wählbarer Ratio (3:1, 5:1, 10:1) plus Dry/Wet-Regler. Der Low-Cut lässt sich wahlweise in den Detektorzweig des Kompressors routen, um bassstarke Signale ohne Kompressorpumpen zu bearbeiten. Die Reihen-folge von EQ und Kompressor lässt sich tauschen. Den Abschluss bildet die Output-Sektion mit Drive (Sättigung) und einem Regler zur Anpassung des Ausgangspegels (±20 dB).

Der ECS Channelstrip ist ein reiner Print-Effekt, d. h. seine Klangbearbeitung wird immer mit aufgenommen. Die aktuelle Softwareversion (Version 1.20) sieht keine Möglichkeit vor, das DSP-Processing nur fürs Monitoring zu nutzen und ein unbearbeitetes Signal aufzuzeichnen, wie es bei den Interfaces der Symphony-Serie möglich ist oder auch bei den Apollo-Interfaces von Universal Audio. Knauserig finde ich, dass der ECS Channel Strip nicht auch als DAW-Plugin beiliegt. Registrierte Duet-3-User können die Native-Version zum vergünstigten Preis von knapp 50 Dollar separat erwerben.

Praxis

Das Apogee Duet 3 erschließt sich weitgehend von selbst. Die Anschlussmöglichkeiten sind begrenzt, was gleichzeitig für eine einfache Handhabung sorgt. Optische Rückmeldung gibt das Duet 3 jedoch nur wenig. Die Position der Lautstärkeregelung für Kopfhörer und Lautsprecher ist nicht ersichtlich; es gibt weder einen LED-Kranz um das Einstellrad noch eine separate Anzeige. Auch das Metering ist spartanisch. Hatte das Vorgängermodell noch ein kleines OLED-Display mit hochauflösenden Pegelanzeigen für alle Inputs und Outputs, so bietet das Duet 3 nur zwei 7-Segment-LED-Ketten. In der Praxis wird man das Duet 3 weniger über das Gerät selbst als per Maus über die Apogee Control-2-Software bedienen.

Die Niedriglatenz-Performance des Duet 3 entspricht am Mac den Werten von Class-Compliant-Geräten. Auf meinem Mac Book Pro 15 (late 2021, Intel Core i7 @ 4x 2,7 GHz, 16 GB RAM, macOS 10.15.7) lief das Duet 3 bereits im niedrigsten Puffer-Setting von 32 Samples ohne Dropouts. Richtig performant wurde es ab dem 64-Samples-Setting; nun ließen sich alle 16 möglichen DIVA-Stimmen spielen (s. Kasten »Latenz-Benchmarking « auf Seite 29 in diesem Heft). Als Ein- und Ausgangslatenzen meldete Cubase 11 Pro 4,76 bzw. 4,56 ms. Das sind praxisgerechte Werte, die sich aber mit optimierten Treibern gewiss noch toppen ließen. Unter Windows 10 64 Bit war die Latenz-Performance deutlich besser – allerdings auf einem deutlich leistungsstärkeren Rechner (Intel Core i9 9900K 8-Kern-CPU, 64 GB RAM). Hier hat die niedrigste Puffereinstellung nur 8 Samples; dazu kommen aber weitere Puffer durch den Safe-Mode, den man tunlichst aktiviert lassen sollte. In dieser Einstellung ließ sich der CPU-hungrige Softsynth U-He DIVA bereits mit allen 16 Stimmen ohne Aussetzer spielen. Als Ein- und Ausgangslatenzen meldete Cubase 1,68 bzw. 2,49 ms. Bis zum 64-Samples-Setting bleibt die entscheidende Ausgangslatenz konstant, und die meist weniger relevante Eingangslatenz wächst nur sehr moderat auf 2,95 ms. Somit wäre auch auf älteren bzw. weniger leistungsstarken Windows-Rechnern eine sehr gute Latenz-Performance gewährleistet.

Wie klingt das Duet 3? Die Mikrofon-Preamps sind sehr transparent und bieten bis zu 65 dB Gain, arbeiten aber nicht super-rauscharm. In Verbindung mit dem beliebten, aber notorisch pegelschwachen Shure SM7B ist ein gewisses Grundrauschen hörbar. Manch anderes Interface dieser Preisklasse bietet ein niedrigeres Eingangsrauschen – auch das Vorgängermodell Duet for Mac & iPad. Sehr rauscharm agiert das Duet 3 in Verbindung mit Kondensatormikrofonen, da diese fast immer eine hohe Empfindlichkeit aufweisen. Die Phantomspeisung funktioniert trotz Bus-Speisung spezifikationskonform (gemessen: 48,9 Volt, max. 14,2 mA), sodass auch stromhungrige Modelle verwendet werden können.

Nicht so recht gefallen hat mir, dass Line-Quellen an dieselben XLR-Steckverbinder angeschlossen werden sollen, die auch als Mikrofoneingang dienen. Mit einer gemessenen Eingangsimpedanz von 4,2 kOhm eigenen sich die Inputs zwar für Mikrofon- und Line-Quellen gleichermaßen, doch es besteht die Gefahr, dass man angeschlossene Line-Geräte versehentlich mit Phantomspeisung befeuert. Die sind darauf nicht ausgelegt, denn in aller Regel sind deren Ausgangs-Elkos mit dem Minuspol nach außen eingebaut. Da ist Ärger vorprogrammiert! Im Line-Modus muss man außerdem auf Gain-Regelung verzichten; es lässt sich lediglich das Pegelniveau von –10 dBV auf +4 dBu umschalten. Sehr viel besser gefallen hat mir der Instrument-Modus, der über separate Klinkenanschlüsse verfügt und rauscharmen, brillanten Klang bietet. Da sich die Instrumenteneingänge wahlweise symmetrisch belegen lassen, könnte man sie auch für Line-Quellen verwenden. Die sehr hohe Eingangsimpedanz – die der Hersteller nicht näher spezifiziert – stellt normalerweise kein Problem dar.

Bei der üblichen Abtastrate von 44,1 kHz zeigt sich nur ein ganz minimaler Ripple nahe der Grenzfrequenz.
Anders als viele andere Hersteller verwendet Apogee in den höheren Abtastraten die gleiche Filtercharakteristik wie bei einfachen Raten, d. h., der Frequenzgang bleibt bis zur Grenzfrequenz auf Linie und fällt dann steil ab.
Selbst bei 192 kHz arbeitet das Ausgangsfilter kaum weicher. Der maximal mögliche Übertragungsbereich wird nicht voll ausgenutzt; oberhalb 60 kHz fällt der Frequenzgang steil ab, möglicherweise, um HF-Störungen, etwa durch Schaltnetzteile, zu unterdrücken.
Die Wandler des Duet 3 arbeiten offenbar ohne Noise-Shaping: Anders als heute üblich gibt es keinen steilen Anstieg des Rauschteppichs in den unhörbaren Frequenzen weit oberhalb 20 kHz.

Zu den Hauptargumenten pro Apogee gehören seit jeher die ausgezeichnet klingenden AD/DA-Wandler. Das Duet 3 macht hier keine Ausnahme: Die Gesamtdynamik beträgt satte 120,2 dB; das sind knapp 6 dB mehr, als ich beim Vorgängermodell gemessen hatte. Die Gesamtverzerrungen sind mit 0,0012 % numerisch betrachtet zwar sehr niedrig, aber für heutige Verhältnisse nicht sonderlich imposant. Schaut man sich jedoch das Klirrspektrum an, sieht man, dass es fast ausschließlich aus den ersten Harmonischen K2 und K3 besteht, die dem Klang eine tendenziell wohlklingende Färbung verleihen – ein Stück weit gehört dies zum Apogee-Sound. Höhere Klirranteile liegen unter –120 dBFS und sind somit faktisch unhörbar.

Ein echter Pluspunkt des Duet 3 ist sein kraftvoller, sehr gut klingender Kopfhörerverstärker. Auch das ist typisch Apogee! Das Duet 3 bietet optimalen Sound gerade auch in Verbindung mit sehr niederohmigen Kopfhörer, wie sie zuletzt vermehrt auf den Markt kommen.

Apogee Duet 3

Fazit

Mit dem Duet 3 hat der US-Hersteller Apogee sein erfolgreiches Desktop-Interface komplett überarbeitet. Neu hinzugekommen ist internes DSP-Processing in Form des ECS Channel Strips, und die Wandler wurden nochmals verbessert. Letztere wären für mich das Hauptargument für das Duet 3, denn mit einem Dynamikumfang von satten 120 dB positioniert es sich ganz vorne innerhalb seiner Preis- und Gewichtsklasse. Das ist umso beachtlicher, als dass das Duet 3 busgespeist arbeitet. Abstriche muss man bei den Mikrofonvorstufen machen; in Verbindung mit pegelschwachen dynamischen Mikrofonen wird Rauschen hörbar; das Vorgängermodell war in dieser Hinsicht besser. Wer ohnehin nur mit Kondensatormikrofonen arbeitet, darf diesen Punkt ignorieren, denn hier dominiert das Mikrofon selbst die Rauschbilanz. Rückschritte gegenüber dem Vorgängermodell gibt es auch beim Metering: Statt eines OLED-Displays gibt es nur noch simple LED-Ketten. Das Duet 3 wird man letztlich primär über die Apogee Control-2-Software bedienen, wo auch der DSP-basierte ECS Channel Strip eingestellt wird, der eine umfassende Klangformung erlaubt. Leider lässt sich dieser nicht allein fürs Monitoring verwenden; ist er aktiviert, wird sein Processing immer auch mit aufgenommen – zumindest in der aktuellen Softwareversion. Dass das auch anders geht, hat Apogee mit dem Symphony Desktop bewiesen. Schön wäre auch, wenn sich der zweite USB-Port für MIDI-Daten nutzen ließe, wie es beim Vorgängermodell der Fall war. Insgesamt ist das Duet 3 ein schickes Interface mit tollen Wandlern, aber in einigen Punkten sollte der Hersteller nachbessern. Oder wie der Amerikaner sagt: Close, but no cigar!


Hersteller: Apogee

UvP / Straßenpreis: 819,91 Euro / 639,– Euro

Internet: www.apogeedigital.com / www.sound-service.eu

Unsere Meinung:
+++ sehr gute Wandler
++ integriertes DSP-Processing
++ sehr guter Kopfhörerverstärker
– Rauschverhalten der Mic-Preamps mittelmäßig

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