DAW mit Sounddesign-Features

Angetestet: Logic Pro für das iPad

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Mit Logic Pro für das iPad bringt Apple nun die hauseigene DAW auch auf die erfolgreiche Tablet-Serie. Der Hersteller aus Cupertino wirbt mit Multi-Touch, jeder Menge Content und ein paar besonderen Features, die zumindest noch nicht in der MacOS-Variante verfügbar sind.

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Für den Test hat mir Apple ein iPad Pro mit 11-Zoll aus der 4. Generation zur Verfügung gestellt, das über einen A12Z Bionic Chip mit 64-Bit-Architektur sowie einen integrierten M12 Coprozessor verfügt und auf dem iOS16.4 läuft. Das sind auch zugleich die technischen Mindestanforderungen an das iPad, um darauf Logic Pro zu betreiben. Im Lieferumfang waren auch das Magic Keyboard sowie der Pencil. Zwei Tools, die enorm hilfreich beim Arbeiten mit Logic Pro auf dem iPad sind. Dazu später mehr!

Logic Pro für das iPad gibt es in zwei unterschiedlichen Abo-Modellen. Entweder man zahlt 4,99€ monatlich oder 49€ im Jahr. Den Preis rechtfertigt jede Menge Content mit Sounds verschiedener Instrumente und Loops aus den unterschiedlichsten Genres zum Download bereitsteht. Mit dem Angebot kommt man mit seinen Produktionen schon extrem weit! Für alle, die sich bei der MacOS-Version Sorgen machen: hier ist laut Apple kein Abo-Modell geplant. Es soll beim einmaligen Preis von 229,99€ bleiben.

Übersicht!

Viele von uns kennen DAW-Sessions mit weit über 60 Spuren, für die man mittlerweile entweder einen Widescreen oder einen Zweit- oder sogar schon Drittmonitor braucht, um den Mixer sowie Arrangement komplett darzustellen. Und dann will man auch noch gleichzeitig an mehreren geöffneten Plug-ins arbeiten. Dass die Darstellung dieses Szenarios auf einem 11-Zoll-iPad zu einer Herausforderung wird, war fast zu erwarten. Doch Apple hat es geschafft, alle Bedienoberflächen, die man vom Mac kennt, auf das iPad zu übertragen. Ich gebe zu, es braucht ein bisschen Zeit, um sich im Fenster-Wahn zurechtzufinden. Wer es aber gewohnt ist, mit Logic Pro zu arbeiten und vielleicht schonmal die ein oder andere Session in Garageband geöffnet hat, wird sich hier schnell zurechtfinden. Es gibt auch sehr viele Tutorials und Guided Lessons, die den Einstieg in die Bedienung und die unterschiedlichen Features vereinfachen.

Bei jeder MIDI-Spur ist auch eine Touch-Klaviatur aufrufbar.

Funktionsumfang

Es sind fast alle Funktionen, die man aus Logic Pro kennt, in der iPad-Version enthalten. Auch die integrierten Plug-ins, Software-Instrumente, alle Editing-Features, MIDI-Bearbeitung und Co. sind implementiert. Das heißt, Logic Pro ist eine vollwertige DAW. Das Einzige, was noch fehlt, ist die Flex-Time-Funktion. Auch Drittanbieter sind in Zukunft dazu angehalten, für die iPad-Version Plug-ins im Format AU V3 zu entwickeln, die dann dort eingebunden werden können. Ich bin gespannt, welche Hersteller auf diesen Markt mit aufspringen.

Beat Braker

Beat Breaker & Sample Alchemy

Meine Highlights sind die beiden integrierten Tools Sample Alchemy, nicht zu verwechseln mit dem Synthesizer Alchemy aus Logic, der aber natürlich auch in der „iPad-Version“ integriert ist, und Beat Breaker! Dort lassen sich einzelne, wie der Name schon vermuten lässt, Samples bzw. Loops in einen Editor laden, der das Audiomaterial analysiert und anhand des Signals in unterschiedliche Segmente einteilt. Im Prinzip werden Start- und Endpunkte beispielsweise eines Hits anhand der Transienten erkannt. Bei einem Drum-Loop werden so zum Beispiel die Hits auf die unterschiedlichen Trommeln markiert. Soweit nichts neues.

Im Beat Breaker hat man aber nun die Möglichkeit, die Abspielreihenfolge dieser einzelnen Segmente sowie das Intervall verändern und komplett zu verdrehen. Aus einer 4tel HiHat, die eigentlich auf der 1 oder 3 kam, kann so zum Beispiel zu einer durchgängigen 16tel gemacht werden. Die Kick, die eigentlich auf der 1 sitzt, kann auf die 2 geschoben werden. Das Ganze funktioniert natürlich auch bei Melodien. Auch verschiedene Automationen, die man grundsätzlich und sehr einfac hmit dem Pencil schreiben kann, und Time-Pitch-Manipulationen sind hier möglich. Mit dem Mix-Regler kann sogar noch das Original dazugemischt werden. Beide Features wünsche ich mir definitiv auch für die MacOS-Version.

Sample Alchemy mit zahlreichen Sounddesign-Features

In Sample Alchemy kommen nun die Vorteile der Multi-Touch-Steuerung des iPads zum Vorschein. Hier kann eine Audiodatei in einen Editor geladen werden. In der Timeline hat man jetzt die Möglichkeit, bis zu 4 flexible Abspielpunkte innerhalb der Wellenform festzulegen, die man mit den Fingern bewegt. Beim Bewegen der Punkte wird das Audiomaterial an den Stellen, wo sich die Punkte gerade befinden, gleichzeitig abgespielt. Das klappt sowohl Vor- als auch Rückwärts und erzeugt extrem cooles und beeindruckendes Sounddesign. Das Ausprobieren macht richtig Spaß, weil es was von einer Art Performance hat.

Bedienung

Die Bedienung per Touch-Steuerung ist für mich gewöhnungsbedürftig. Ich bin froh, dass ich hier auf die Short-Cuts von Logic Pro über das Magic Keyboard zurückgreifen kann. Das hilft ungemein. Außerdem hat man über das Trackpad auch die Möglichkeit, die DAW mit dem Mauszeiger zu bedienen. Eigentlich genau so, wie man es auf dem MacBook macht.
Als problematisch sehe ich den fehlenden Kopfhörer-Anschluss. Um professionell zu arbeiten, bedarf es eines vernünftigen Studio-Kopfhörers, für den man dann wiederum einen Adapter oder ein USB-C-Interface braucht. Beim Betrieb mit einem Audio-Interface für iOS gilt es, den Akku im Blick zu haben.

Fazit

Das iPad in Kombination mit Logic Pro reift für mich immer mehr zum Kreativ-Tool für unterwegs. Eben mal kurz eine Song-Skizze im Zug erstellen, mit der Klaviatur auf dem Touch-Display eine Melodie einspielen, kleine Textpassagen über das interne Mikrofon aufnehmen und den Song dann später am Mac ausproduzieren und mischen. Das ist für mich ein stimmiger Workflow im professionellen Bereich. Und auch mit dem Mixing kommt man durch die vielen bereitstehenden Plug-ins sehr weit. Viele Producer sind heute mit dem MacBook Pro unterwegs, das im Rucksack ebenfalls sehr wenig Platz wegnimmt. Deshalb wird die iPad-Version meiner Meinung nach erst einmal nicht das MacBook Pro ablösen. Wer allerdings ein iPad besitzt, sollte Logic Pro auf jeden Fall einmal ausprobieren und für sich herausfinden, wie er es sinnvoll als Kreativ-Tool einsetzt. Vor allem für Musiker, die bereits ein iPad haben und ihre Musik zuhause oder unterwegs produzieren möchten, ist das iPad ein idealer Wegbegleiter, der alles bietet, was ein mobiles Producing-Studio braucht.

https://www.apple.com/logic-pro-for-ipad/

Unsere Meinung
+++ umfangreiche Recording und Producing Features
+++ Sample Alchemy und Beatbraker
– Unübersichtlich

DAWs für das iPad: Logic Pro & Co.

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