Loud & Clear

4466 Core Omni & 4488 Core Directional – Nackenbügelmikrofone im Test

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Immer mehr Tonstudios statten sich mit Equipment für Live-Streamings aus, um beispielsweise Konzerte aus ihren Aufnahmeräumen der Online-Welt zu zeigen. Das kann nicht nur eine lukrative Einnahmequelle sein, sondern erhöht auch die Außenwirkung. Und das Audio-Equipment dazu besitzt ein Tonstudio doch sowieso, oder?! Natürlich sehen Klassiker wie U47 und Co. als Gesangsmikrofon des Pianisten, der gerade am Steinway sitzt, total gut aus, und sie versprühen diesen gewissen Charme. Aber vielleicht lohnt es sich auch mal, praktikabel zu denken und ein Nackenbügelmikrofon auszuprobieren, mit dem der Sänger einen größeren Bewegungsfreiraum hat. Zwei solcher Mikrofone der obersten Liga sind das DPA 4466 CORE Omni und 4488 CORE Directional.

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Offiziell heißen sie 4466-OC-E-F00 und 4488-OC-E-F00, einmal mit Kugel- und einmal mit Nierencharakteristik! Der dänische Hersteller schafft es, den Mars-Rover mit seiner Audiotechnik auszustatten, um die ersten Audioaufnahmen auf dem Mars zu ermöglichen, bei der Namensgebung seiner Produkte tut er sich jedoch noch etwas schwer! Aber es kommt ja auf die Technik an! Und die kommt im Falle der beiden Mikrofone, fortlaufend 4466 (Kugel) bzw. 4488 (Niere) genannt, in einer schwarzen Stoffhülle, die etwa doppelt so groß wie ein Brillen-Etui ist. Daran erinnert auch ein kleiner Spiegel im Inneren beim Öffnen, über den man den richtigen Sitz auch nochmal kontrollieren kann. Neben einer kleinen Produktbeschreibung, drei Wind- bzw. Popschutze zum Aufstecken und einem Schminkschutz für die Kapsel befinden sich dort natürlich auch das Nackenbügelmikrofon in Beige – gibt es auch in Schwarz – samt 1,3 m langem Kabel mit Microdot-Stecker; ein Adapter auf XLR ist nicht im Lieferumfang enthalten. Diesen, sowie viele weitere Adapter mit unterschiedlichen Anschlüssen, gibt es aber auch von DPA mit praktischem Gürtelklipp am XLR-Stecker selbst (88 Euro)! Das ist deshalb praktisch, weil der Stecker am Gürtel direkt fixiert werden kann, falls das Signal direkt über XLR ins Mischpult und nicht über einen Funk-Sender geht, der meistens am Gürtel klippt und als Zugentlastung fungiert. Im freien Betrieb zieht das Gewicht des Steckers schon stark am Kabel und an den Bügeln. Ein Clip zum Befestigen des Kabels an der Kleidung ist vorhanden.

Praxis

Der Tragekomfort des 4066 bzw. 4088 kann mithilfe der beiliegenden Anleitung und dem Anpassen der Bügelweite schnell optimiert werden und reicht auch für große Köpfe. Die Ohrbügel sind sehr ergonomisch geformt, mit einer Gummierung überzogen, die für einen bequemeren Sitz am Ohr sorgt, und sind durch den dünnen Draht sehr flexibel. Das gesamte Mikrofon wiegt übrigens nur 12 g! Die Ohrbügel könnten für Menschen wie mich mit großen Lauschern etwas großzügiger ausfallen. So liefert es mir zwar einen sehr festen, aber dennoch nicht unbequemen Sitz, und schafft es mit Sicherheit auch bei Ninja Warrior bis zur Steilwand!

Beim Reinhören in meine Testaufnahmen war ich von der Klangqualität und besonders der Sprachverständlichkeit sehr überrascht. Im puncto Klang überzeugen die beiden Mikros. In meinem Homestudio, wo ich auch unsere Podcasts produziere, habe ich sehr wenig an der Akustik optimiert, und natürlich nimmt die Kugel etwas von diesem Raum mit, wenngleich der Raumanteil viel geringer ist, als ich befürchtet hatte. Die Niere ist hier im Vergleich zur Kugel natürlich noch einmal gerichteter. Mit ihr lassen sich auch Monitore auf der Bühne besser ausblenden als mit der Kugel-Variante. Da wir beim Monitoring sind: Core 4066 & 4088 sind keine »Headsetmikrofone« und besitzen keine In-Ear-Kopfhörer. Das Monitoring muss in dem Falle über zusätzliche In-Ears oder echte Lautsprecher erfolgen. Es gibt allerdings von DPA auch ein In-Ear-Headset, das 4288 CORE Directional Flex InEar Headset Mic, auch bekannt als 4288-DC-I-B00-LH-1 … Das stelle ich mir vor allem bei unseren wöchentlichen Live-Video-Podcasts praktisch vor, da ich mir dann sowohl die großen Mickey-Mouse-Ohren als auch das dicke Mikrofon im Gesicht sparen kann.

Für mich als Bartträger sind Nackenbügelmikrofone oft ein Problem, da sie eben recht nah an der Wange und dort auch teilweise aufliegend und im Bart positioniert werden, wodurch es natürlich zu Störgeräuschen kommen kann. Das war bei großen Bewegungen hier auch der Fall, was allerdings nichts mit der Qualität des Mikrofons, sondern der Problematik innerhalb dieses Anwendungsbeispiels zu tun hat. Aber durch Optimieren der Position und einer Bewegungsprobe finden Künstler und Engineer mit Sicherheit einen guten Kompromiss. Und der Windschutz ist ja auch noch da!

Fazit

Mit dem 4466 und dem 4488 liefert DPA zwei Leichtgewichte, die neben dem guten Tragekomfort und ihrer Stabilität auch mit einer hochwertigen Verarbeitung punkten. Die Mikrofone sind aber nicht nur klein und unauffällig im Bild, sondern auch auffällig mit einer herausragenden Klangqualität.

Mit dem Microdot-Anschluss sind die Mikrofone individuell einsetzbar und können an alle professionellen Systeme angedockt werden, wenngleich benötigte Adapter zusätzlich gekauft werden müssen. Dennoch stimmt bei Straßenpreisen von 649 bzw. 699 Euro das Preis/Leistungs-Verhältnis! Und für alle, die ein Nackenbügelmikrofon ohne In-Ears in absoluter Top-Qualität suchen und dafür auch das nötige Budget haben, zählt DPA sowohl auf dem Mars als auch auf der Erde zur ersten Wahl!


4466 CORE Omni Headset Mic / Kugelcharakteristik
Uvp/Straßenpreis: 708,05 Euro / ca. 649,– Euro

4488 CORE Directional Headset Mic / Nierencharakteristik
Uvp/Straßenpreis: 731,85 / ca. 699,– Euro

Durchmesser Mikrofonkapsel: 5,4 mm
Frequenzgang: 20 – 20.000 Hz, +3 dB Präsenzanhebung von 8.000 bis 20.000 Hz
Empfindlichkeit: 6 mV/Pa, –44 dB re, 1 V/Pa
Dynamikumfang: 111 dB
Grenzschalldruckpegel: 144 dB


 

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