Der Meister des Music Easel

Im Interview: Todd Barton live im Concertgebouw, Amsterdam

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(Bild: Joker Nies)

Er gilt in der Szene als intimer Kenner des Buchla Music Easel. Seine Video-Tutorials sind höchst lehrreich und ein interessanter Einstieg, nicht nur in die Klangwelt der »Musik Staffelei«. Als Todd Barton in den Siebzigern auf einen Buchla Music Easel traf, war das der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft für originäre Synthesizer-Klänge.

Als Komponist und Musiker hat er seitdem DNA-basierte Genom-Musik, innovative Theatermusiken für das Oregon Shakespeare Festival oder Avantgarde Musik für Synthesizer und Computer geschaffen und die japanische Bambusflöte Shakuhashi studiert. Zudem bereist er die Welt, um Workshops zu verschiedenen Aspekten der elektronischen Klangsynthese zu geben oder zu so unterschiedlichen Themen wie »Symbolismus in der Notation des Mittelalters« oder »Musik und das menschliche Genom« zu referieren.

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Todds Erläuterungen zu seinem klanglichen und improvisatorischen Vorgehen wurden vom Publikum mit großem Interesse aufgenommen. (Bild: Joker Nies)

40 Jahre später ist die Faszination für den Music Easel ungebrochen, was sofort deutlich wird, wenn man ihn im Gespräch, Workshop, oder Live auf der Bühne erlebt. Seine Begeisterung fürs Thema und die ungebrochene Neugier auf der Suche nach interessanten Klängen, Zusammenhängen und Patches überträgt sich aufs Publikum und wirkt äußerst inspirierend.

Zum Abschluss seiner Europa-Tour, die ihn durch Italien und Belgien in die Niederlande geführt hat, gab er ein Gesprächskonzert im Kursaal des Concertgebouw in Amsterdam. Im ersten Teil des Events erläuterte er seine ästhetische Vorgehensweise im Umgang mit Klang und der Gestaltung seiner Improvisationen und beantwortete Fragen des Publikums. Im zweiten Teil spielte er eine Improvisation mit Music Easel und Make Noise Morphagene, bei der sein feines Gespür für die Möglichkeiten musikalischer Entwicklungen und sein Sinn für Strukturbildung deutlich wurden. Das alles vorgetragen aus einer inneren Ruhe heraus, die eine aufmerksame Grundstimmung erzeugte. Ein insgesamt inspirierender Abend, mit begeistertem Publikum.

Todd Barton im Kursaal des Concertgebouw Amsterdam (Bild: Joker Nies)

Todd, wann war dein erster Kontakt mit einem Synthesizer?

Meine erste Begegnung mit einem Synthesizer war Mitte der Siebziger, mit einem Buchla Music Easel, allerdings nur für drei Tage. Das Gerät gehörte einem Freund von mir, Douglas Levy, der ihn mir für ein paar Tage ausgeliehen hatte.

Das hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Allerdings, es hatte mich gepackt. Ein paar Jahre später hatte ich dann ein Serge System, mit dem ich richtig in die Synthese eingestiegen bin. Das war 1979.

Wann trat der Music-Easel wieder in dein Leben?

2013, als der neue Easel erschien, und seitdem spiele ich ihn jeden Tag. Es ist ein richtiges Instrument, nicht nur eine Ansammlung von Modulen. Du hast auch ein Buchla 200e System. Ja, seit 2004 habe ich ein recht großes System aufgebaut, das seitdem ständig wächst. (lacht)

Kompaktes Setup: Buchla Music Easel mit Program Card, Make Noise Morphagene, Intellijel Planar 2 und TC Electronics T2 Reverb (Bild: Joker Nies)

Benutzt du auch Euro-Rack Module?

Ein paar schon, allerdings meistens »buchlaeske« Module, also einiges von Make Noise, wie DPO, Optomix und Morphagene, sowie einige Random Source Serge Module. Ich bin da nicht so tief eingestiegen in die ganze Euro-Rack-Sache, das sind alles Module, die ich sozusagen schon kenne.

Deine Sound Ästhetik ist also eher von der Buchla-Idee von Waveshaping und FM geprägt?

Absolut, das und Serge und Hordijk. Ich besitze auch einige große Systeme von Rob Hordijk.

Wann hast du Don Buchla kennengelernt?

Das war erst Anfang der Zweitausender, als ich mein erstes 200e-System bekam.

Du hast für das heutige Konzert nur den Music Easel dabei, ein paar Eurorack Module und einen Looper. Wie gestaltest du deine Musik?

Ich improvisiere, ich folge dem Klang. Waveshaping oder die vielen anderen lebendigen Aspekte des Klanges schlagen mir verschiedene Möglichkeiten der Entwicklung vor, und so folge ich jedes Mal einem anderen Pfad.

Veränderst du dein Patch, während du spielst?

Ich verwende die iProgram-Card von Buchla, auf der 24 Presets gespeichert werden können. Don fand den Begriff »Preset« unpassend und nannte sie immer »Instrument Definitions«. Ich bearbeite aber auch das Morphagene-Signal im Easel und steuere dabei das Morphagene vom Easel aus. Das ist ein symbiotisches Verhältnis. Zur Verteilung der Klänge im Stereo-Feld benutze ich ein Intellijel Planar 2 Modul.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Bild: Joker Nies)

Auf Todds Soundcloud-Seite kann man neben Music-Easel-Klängen auch die exquisiten Sounds eines Hordijk Modular erleben: soundcloud.com/user7621213

Seine Tutorials zu verschiedensten Aspekten der Klangsynthese sind auf seiner Homepage zu finden: toddbarton.com

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