Kolumne - Vinyl Special

Im Review: Green Day – Revolution Radio

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Green Day

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Dieses Mal keine Rock-Oper à la American Idiot oder eine Album-Trilogie wie Uno! Dos! Tre! — die amerikanische Punkrock-Institution, welche in den 90ern das Genre wieder kommerziell salonfähig machte, hat mit Revolution Radio erstmals wieder ein klassisches und straightes 12-Song-Album veröffentlicht.

Druckvolle Drei-Akkorde-Songs mit Singalong-Hooks und glasklaren Melodien, das ist die große Stärke dieses Trios, welche nach fast 30 Jahren und über 75 Millionen verkauften Tonträgern ungebrochen zu funktionieren scheint. Eben das, was Punkrock in seiner Essenz ausmacht: direkte Energie durch möglichst konsistentes Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Schlagzeug umzusetzen. Für die Album-Produktion von Revolution Radio wollte man bewusst nicht mit den üblichen Verdächtigen, also ihren Erfolgsproduzenten Rob Cavallo oder Butch Vig, arbeiten; der Band ging es um eine Rückbesinnung auf ihre Anfangstage, sich bewusst in keine Komfortzone zu begeben, sondern alles selber in Eigenregie in einem kleinen, eigens dafür gebauten Studio aufzunehmen. Nur die Band in einem Raum, Fokus auf die Songs, keine sonstiges personelle Unterstützung — das gab es zuletzt bei Kerplunk (1991). Dennoch klingt ihr zwölftes Album natürlich keineswegs dünner oder lässt in Sachen Produktionsniveau nur im Ansatz zu Wünschen übrig, denn man kriegt exakt, was man hier erwarten durfte: satter und kerniger amerikanischer Rock-Sound, der gemeinsam mit den prägnanten Riffs und dem Gesang von Billie Joe Armstrong, zu einem unnachahmlichen Trademark des Trios gereift ist. Troubled Times zeigt die sozialkritische und nachdenkliche Seite der Band, welche immer einen guten Spagat zwischen Spaß und Melancholie gefunden hat; und erinnert ein Stück weit auch an den Harrison-Klassiker While My Guitar Gently Weeps. Too Dumb To Die startet mit einem Weezer-artigen Garage-Riff, das von der Band souverän in eine für sie typische Midtempo-Nummer überführt wird. Der vorletzte Song des Albums, Forever Now, greift musikalisch auf den Opener (Somewhere Now) zurück und schließt somit den Bogen für den Schluss: Dabei handelt es sich um eine Akustik-Ballade, die hätte von Death Cab For Cutie stammen können.

Wenngleich hier inhaltlich keine Revolution ausgerufen wird und man sich vielleicht musikalisch etwas mehr jugendlichen Spirit erhofft hätte, so handelt es sich dennoch um ein kerniges und frisches Pop-Punk-Album, das dem Rock-Mainstream eine schöne, angenehm steife Brise zwischen Linkin Park und Nickelback einhaucht — und daher jederzeit willkommen ist.

http://www.greenday.com

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