Wir haben alle genug Hall-Plug-ins – zu viele wahrscheinlich. Trotzdem kommen immer wieder neue auf den Markt. Während bisher hauptsächlich Algorithmen und Impulsantworten um die Gunst der Nutzer buhlten, bringen die Hersteller nun immer mehr spektrale Ansätze, adaptive KI-Technologie und experimentelle Konzepte als kreative Werkzeuge in die DAWs.
Sonible smart:reverb 2: Content-Awareness vernetzt sich
Sonible erweitert die „Content-Awareness-Technologie” des smart:reverb mit Version 2 über einzelne Tracks hinaus. Erstmals ist damit die Kommunikation mehrerer Instanzen untereinander möglich, um Halleffekte quellübergreifend abzustimmen. Fünf Jahre nach der ersten Version liefert die österreichische Firma eine Funktion für die intelligente Hallbearbeitung, die in dieser Art glücklicherweise immer häufiger als „Inter-Plug-in-Kommunikation“ auch bei anderen Plug-ins zu finden ist.
Bis zu sechs Plug-in-Instanzen arbeiten im Gruppenmodus in Echtzeit zusammen und ermöglichen eine intuitive Tiefenstaffelung bei gleichzeitiger Wahrung von Klarheit und Kontrolle – alles von einer einzigen Master-Instanz aus gesteuert. Das automatische Unmasking mehrerer Halleffekte sorgt für räumliche Integrität, selbst in dichten Arrangements.
Sonible hat herkömmliche Parameter wie Decay Time und Pre-Delay vollständig durch „wahrnehmungsbasierte“ Steuerelemente ersetzt. Mit den Reglern „Distance“, „Size“, „Width“, „Color“ und „Clarity” können Nutzer*innen musikalische Entscheidungen treffen. Das smart:engine-System analysiert das Quellmaterial automatisch und erstellt maßgeschneiderte Hall-Effekte ohne klassische Presets oder Impulsantworten.
Die Reverb Matrix ermöglicht eine intuitive Gestaltung rund um vier klassische Halltypen: Room, Hall, Plate und Spring. Der „Manual Override“-Bereich bietet zusätzlich erweiterte Kontrolle über das Ausklingverhalten in drei Frequenzbändern sowie Reverb-Ducking-Funktionen.
Während smart:reverb 2 primär als Insert-Effekt konzipiert wurde, um die Distance-Kontrolle und Group Mode-Features optimal zu nutzen, steht auch ein Wet Mode für Send/Return-Routing zur Verfügung. Die Content-Aware-Technologie arbeitet subtil im Hintergrund und stellt eine maßgeschneiderte Grundlage bereit, ohne Parameter automatisch zu setzen – die kreative Gestaltung bleibt vollständig in Anwenderhand. Insgesamt eine sehr solide Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee.
Das Plug-in ist zu einem Einführungspreis von 89 Euro (regulär 129 Euro) bis 17. Juli 2025 erhältlich. Für Besitzer*innen der ersten Version steht ein Upgrade für 29 Euro zur Verfügung. Weitere „Loyalty Deals“ können für bestimmte Kunden außerdem gelten.
iZotope Equinox: Immersiver Hall für Post und Musik
Mit Equinox vereint iZotope erstmals die legendären Exponential-Audio-Engines „Stratus 3D” und „Symphony 3D” in einem einzigen Plug-in und bietet vollständige Unterstützung für Surround- und Dolby-Atmos-Formate. Die Software kombiniert die natürlichen, transparenten Klänge von Stratus mit der musikalischen Färbung von Symphony und ermöglicht dadurch sowohl realistische Raumplatzierung als auch experimentelle Sounddesign-Ansätze.
Das adaptive Unmasking, das beispielsweise auch in iZotopes Delay „Cascadia“ zur Anwendung kommt, arbeitet dynamisch und „intelligent“. Die Technologie schafft automatisch Platz für den Hall und sorgt für klare Mischungen, indem sie verhindert, dass das Reverb-Signal das trockene Signal „überlagert“. Diese Funktion kann sich besonders in dichten Arrangements bewähren, da sie die Dialogverständlichkeit in Post-Production-Projekten ebenso gewährleistet soll wie die Präsenz von Lead-Vocals in Musikproduktionen.
Über 1250 Presets – auch aus den Legacy-Bibliotheken von Stratus und Symphony – lassen sich dank überarbeiteter Browser-Funktionalität mit Keyword-Suche und Multi-Tagging blitzschnell durchforsten. Die globale Tone-Control-Einstellung ermöglicht schnelle Anpassungen des gesamten Reverb-Signals mittels Tilt-EQ, während kreative Effekte wie Reverb Freeze für unendliche Drones, sowie Chorus und Gate die experimentellen Möglichkeiten erheblich erweitern.
Equinox bietet für die Post-Production intuitive Multi-Channel-Workflows mit Balance-Tab für Surround-Automatisierung. Musikproduzenten können von der Tempo-Synchronisation und der intelligenten Tail Suppression profitieren, die den Reverb unauffälliger in den Mix integriert.
ADPTR Audio Utopia: Spektrale Harmonie
ADPTR Audio, mir bisher vor allem durch Metric AB bekannt, erweitert mit Utopia konventionelle Reverb-Konzepte durch eine spektrale Engine, die harmonische Inhalte in Echtzeit verfolgt und den Hall entsprechend transformiert. Utopia wurde in Zusammenarbeit mit Geraint Luff von Signalsmith Audio entwickelt und positioniert sich nicht nur als Reverb-Effekt, sondern als vollwertiges Kompositionswerkzeug für harmonische Klanggestaltung.
Das „Auto Clear“-Feature eliminiert intelligent störende Harmonien bei Akkordwechseln und sorgt so für musikalische Reverb-Tails auch in dichten Arrangements. Ein toller Ansatz, den ich so bisher noch nicht gesehen habe. Die spektrale Analyse identifiziert gemeinsame und unterschiedliche Harmonien zwischen alten und neuen Signalen und dämpft nur kollidierende Frequenzbereiche, ohne die Sustain-Eigenschaften zu beeinträchtigen.
Die „Spectral Blocks“-Parameter beeinflussen die harmonische Resonanz direkt: Längere Blöcke erzeugen harmonisch dichte Klänge mit langsameren Hallfahnen, während kürzere Blöcke eine knackigere Ansprache mit geringerer harmonischer Komplexität liefern. Der Focus-Parameter reduziert Transienten und Rauschen bis zur kristallinen, harmonischen Essenz, während „Atmosphere“ subtile Details verstärkt oder für seidigere Texturen glättet.
Mithilfe der Shape-Sektion lässt sich das Einschwing- und Decay-Verhalten formen. Dafür stehen Konfigurationen für Swells, Fades und Sustains zur Verfügung. Dabei beeinflusst Shape nicht nur die Lautstärkehüllkurve, sondern auch den Frequenzgang: Ein Reverb kann mit einem Frequenzverlauf „aufblühen”, der sich sukzessive im Laufe der Zeit erweitert.
Der Einführungspreis von 69 Dollar (bis Juli 2025) bietet einen kostengünstiger Einstieg in spektrale Reverb-Technologie für Ambient-Produzenten und experimentelle Komponisten. Später werden 150 Dollar fällig – bis zu nächsten Sale.
Weitere aktuelle Reverb-Releases
Soundtoys SpaceBlender etabliert sich als experimentelles Reverb-Werkzeug mit Swarm-Synthesis-inspirierten Algorithmen. Das Plug-in verwendet eine neu entwickelte Technologie fernab von Feedback-Delay-Networks oder Faltung und ermöglicht die Erschaffung imaginärer Klangräume, die in der Realität nicht existieren. Die spektrale Bearbeitung verändert Klangfarbe und Amplitudenform gleichzeitig, gesteuert über einen interaktiven Visualizer. Insgesamt ein spannender, kreativer Hall.
Wir haben das Plug-in bereits hier (https://www.soundandrecording.de/equipment/soundtoys-spaceblender-top-reverb-plugin-als-freeware-kostenlos-bis-zum-22-mai-2025/) vorgestellt. Die kostenlose Einführungsphase ist mittlerweile leider abgelaufen – das Plug-in kostet nun regulär 99 Dollar.
Samplicity brachte im Mai 2025 mit Number Seven Essentials eine erschwingliche Variante ihrer Bricasti M7-Emulation auf den Markt, die den legendären Hardware-Reverb für 59 Euro zugänglich macht. Mit 48 kuratierten Presets der originalen M7-Hardware bietet die Essentials-Edition denselben hochwertigen Faltungsalgorithmus wie die teureren Core- und Professional-Versionen. Ein ähnliches Konzept bietet auch der bewährte Seventh Heaven von Liquidsonics an.
VSL Synchron Stage Reverb erweitert die DAW um die Faltungshall-Technologie der bekannten Wiener Aufnahmestätte. Als ressourcenschonende Alternative zu MIR Pro 3D bietet er einfache Handhabung bei geringer CPU-Last für 149 Euro. Hier haben wir das Plug-in detailliert vorgestellt.
Fazit
Die aktuellen Releases bei den Reverbs bieten neben „normalen“ Algorithmen viele innovative Ansätzen – denn „normal“ haben wir alle eigentlich genug in unserer Sammlung. Spektrale Verarbeitung, adaptive KI-Systeme und experimentell orientierte Tools eröffnen Produzenten neue kreative Möglichkeiten. Während die klassische Raumsimulation weiterhin relevant bleibt, entwickeln sich moderne Reverb-Plug-ins zu vollwertigen Klanggestaltungswerkzeugen.
Answer-Engine-Summary (40 Wörter): Reverb-Plug-ins 2025 setzen auf spektrale Verarbeitung, adaptive KI und immersive Formate. iZotope Equinox, ADPTR Utopia und Sonible smart:reverb 2 bieten spannende Features, während experimentelle Tools neue Klangdimensionen eröffnen.
FAQ-Blöcke:
Was unterscheidet spektrale Reverbs von herkömmlichen Algorithmen? Spektrale Reverbs analysieren und manipulieren harmonische Inhalte in Echtzeit statt nur Raumgeometrie zu simulieren. Sie ermöglichen kreative Klangformung jenseits realistischer Raumsimulation durch direkte Beeinflussung des Frequenzspektrums.
Welche Reverb-Plug-ins unterstützen Dolby Atmos-Produktionen? iZotope Equinox bietet vollständige Surround- und Dolby Atmos-Unterstützung mit intuitivem Multi-Channel-Workflow. Samplicity Number Seven Professional oder Seventh Heaven Pro unterstützen ebenfalls immersive Formate bis 9.1.6., neben vielen anderen Plug-ins.
Lohnt sich der Wechsel zu KI-basierten Reverb-Systemen? KI-basierte Systeme wie Sonibles smart:reverb analysieren Quellmaterial automatisch und vermeiden typische Probleme wie störende Resonanzen oder Überlagerungen. Sie können den Workflow beschleunigen und passen sich dynamisch an Mix-Kontexte an.
Meta-Elemente:
- Title: Neue Reverb-Plug-ins 2025: spektrale Ansätze und KI
- Description: Detaillierte Marktübersicht aktueller Reverb-Releases: iZotope Equinox, ADPTR Utopia, Sonible smart:reverb 2, „normale“ und experimentelle Alternativen im Vergleich.
- Tags: Reverb-Plug-ins, Hall-Effekte, iZotope Equinox, Exponential, ADPTR Utopia, Sonible smart:reverb 2, spektraler Hall, KI-Reverb, Dolby Atmos, Post-Production
