AAS Lounge Lizard EP-5 erschienen

AAS Lounge Lizard EP-5 erschienen

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Nach über zwanzig Jahren kontinuierlicher Entwicklung hat Applied Acoustics Systems (AAS) mit dem „Lounge Lizard EP-5” die neueste Version seiner E-Piano-Emulation veröffentlicht. Das kanadische Unternehmen führt erstmals eine duale Engine-Architektur ein, die sowohl Tine- als auch Reed-basierte Instrumente authentisch nachbildet. Durch komplett neu entwickelte Physical-Modeling-Algorithmen verspricht EP-5 eine bessere Abbildung der mechanischen Eigenschaften klassischer Electric Pianos.

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Duale Engine für zwei E-Piano-Welten

Die wichtigste Neuerung liegt in der Aufspaltung der Synthese-Engine. Während Vorgängerversionen beide Instrumententypen in einer gemeinsamen Architektur abbildeten, nutzt EP-5 nun spezialisierte Modelle für Tine- und Reed-basierte Instrumente. Jede Engine verfügt über eine eigene Benutzeroberfläche und optimierte Parameter für den jeweiligen Instrumententyp, jeweils als „Simple“- (zum Performen) und „Expert“-Ansicht (zur Klanggestaltung).

Bei Tine-basierten Modellen bildet das Fork-Modul das Herzstück der Klangerzeugung. Es simuliert sowohl die Tine (den vom Hammer getroffenen Metallteil) als auch die Tone Bar (den Resonanzkörper). Separate Decay-Regler für beide Komponenten ermöglichen eine präzise Kontrolle über das Sustain-Verhalten. Das Pickup-Modul bietet Parameter wie Symmetrie und Distanz zur Nachbildung verschiedener Pickup-Positionen.

Reed-basierte Instrumente nutzen ein anderes Physical-Modeling-Konzept. Das Reed-Modul separiert Fundamental und Obertöne als eigenständige Schwingungsmodi. Diese Trennung entspricht dem physikalischen Verhalten echter Reed-Pianos, bei denen verschiedene Resonanzfrequenzen unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

In der Schema-Darstellung der jeweiligen Modelle wird der durch die vorgenommenen Veränderungen beeinflusste Teil der Klangerzeugung grafisch hervorgehoben.

Erweiterte Klangformung und Effekte

Beide Engines teilen sich eine überarbeitete Parameterstruktur. Das Hammer-Modul bietet drei Kernparameter: „Stiffness“ bestimmt die Härte des Hammers und beeinflusst das Obertonspektrum, „Force“ regelt die Anschlagstärke, während „Noise“ mechanische Geräusche beim Hammeranschlag hinzufügt.

Das Damper-Modul simuliert die charakteristischen Geräusche beim Lösen und Aufsetzen der Dämpfer. Der „Att-Rel“-Regler bestimmt, ob diese Effekte mehr beim Attack oder Release auftreten.

Die Multi-Effekt-Sektion umfasst dreizehn Module, darunter ein neuer Guitar-Amplifier mit drei Voicings und Cabinet-Simulation. Das flexible Routing ermöglicht die freie Anordnung der Effekte in der Signalkette. Für zeitbasierte Effekte steht eine Tempo-Synchronisation zur Verfügung. Eine detaillierte Übersicht der Effekt-Sektion liefert alle Parameter im Überblick.

Überarbeiteter Browser und erweiterte Library

Der neu gestaltete Browser bietet Such- und Filterfunktionen für die über 350 mitgelieferten Presets, davon 150 komplett neue. Die Kategorisierung nach Engine-Typ erleichtert die Navigation zwischen Tine- und Reed-Sounds. Preset-Favoriten lassen sich markieren und in benutzerdefinierten Packs organisieren.

Die Factory-Library deckt klassische E-Piano-Sounds sowie experimentelle Klanglandschaften ab. Separate Kategorien für beide Engine-Typen helfen bei der Suche. Alle Presets der Vorversion wurden vom Hersteller für die neue Architektur “remastered“. Ein Import-Tool ermöglicht die Konvertierung von eigenen Lounge Lizard EP-4 Presets, wobei aufgrund der Engine-Änderungen gelegentlich Nachjustierungen erforderlich sein können.

Alternativen

Gerade in diesem Bereich der virtuellen Instrumente scheint es einen kaum stillbaren Durst nach immer weiteren Emulationen und gesampelten E-Pianos zu geben. Das zeigt auch das fast zeitgleich erschienene Plug-in von Rhodes selbst (s. LINK E-Piano #2).

Auch erst kürzlich von uns vorgestellt gibt es das Plug-in ElPiano von Klevgränd (https://www.soundandrecording.de/equipment/ausprobiert-klevgrand-elpiano/). Auch dieses Plug-in setzt auf Modelling, ebenso wie einige Instrument-Erweiterungen für Pianoteq von Modartt. Dazu gesellt sich das Arturia Stage-73 V, das Nutzer der V-Collection vielleicht schon auf der SSD finden. Zu guter Letzt hat auch Native Instruments die „Electric Keys“-Reihe gerade erst um das „Reeds Duo“ erweitert. Die Liste ließe sich fast endlos fortsetzen – der klassische Klang der E-Pianos scheint nie unmodern zu werden.

Fazit

Lounge Lizard gehört zu den E-Piano-Simulationen der ersten Stunde. Der kanadische Hersteller AAS hat sich seit Version 4 gut 13 Jahre Zeit für die fünfte Reinkarnation gelassen. Ich finde, das Warten hat sich gelohnt. Die separate Engine-Architektur ermöglicht authentischere Klangcharakteristika, und zusammen mit der erweiterten Effekt-Sektion eröffnen sich neue kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Damit lassen sich sowohl klassische und neue E-Piano-Sounds als auch experimentelle Klangwelten erzeugen, die durch das Modelling die mehr Möglichkeiten haben, als gesampelte Original-Instrumente.

Weitere Infos: https://www.applied-acoustics.com/lounge-lizard-ep-5/

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