Recording to go!

Cymatic Audio LR-16 Multitrack-Recorder im Test

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Live-Recording wird heutzutage meist mithilfe von etablierten Harddisk-Multitrackern oder computergestützten redundanten Systemen realisiert. Nun präsentiert ein neuer Hersteller ein genial einfaches Konzept: Das Cymatic Audio LR-16 verzichtet auf jeglichen Schnickschnack, ist dabei aber ein vollwertiger Multitrack-Recorder, der auch als Interface an Audiorechner oder iPad eingesetzt werden kann.

Cymatic-Audio-LR-16-Multitrack-Recorder
(Bild: Axel Latta, Dieter Stork)

Das LR-16 ist ein Standalone-Gerät, welches 16 Audiosignale von den Insert-Buchsen eines FOH-Pultes abgreifen und direkt auf ein USB-Medium, egal ob Festplatte oder Stick, aufzeichnen kann. Am Computer − genauer PC, Mac oder iPad2 − verwandelt sich der Recorder in ein USB-Audiointerface mit 16 Eingängen und zwei Ausgängen.

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Ein Besuch auf der Internetpräsenz von Cymatic Audio zeigt, dass es sich beim LR-16 doch tatsächlich um das erste und einzige Produkt im Portfolio handelt. Aber woher stammt das technische Know-how?

Der genauere Blick auf die Rückseite des LR bringt den kleinen Aufdruck »powered by ArchWave« zum Vorschein. Aus der Schweiz also weht der Wind! Die Zürcher, die diverse Treiber und Audioprozessoren fabrizieren, können auf eine zehnjährige Firmengeschichte zurückblicken und zählen Unternehmen wie Prism, Presonus, Roland, Phonic oder Apogee zu ihren Kunden. Das klingt viel versprechend.

Trotz der Herkunft haben es die Schweizer aber nicht »erfunden«, denn das Konzept erinnert stark an etwa den »Black Box Recorder« von Joeco, der sogar 24 Spuren schafft. Für das Cymatic-Audio-Modell allerdings wird gerade mal ein Viertel des Preises auf – gerufen, so passt es schon besser zum Budget von DIY-Musikern und -Bands.

Hardware

Das handliche Chassis des LR-16 besteht aus Aluminium, die Deckplatte hingegen aus Kunststoff und ist teilweise gummiert. Die Verarbeitung ist sehr gut, und das Gewicht beträgt knapp ein Kilogramm. Höhe und Breite messen 65 x 245 mm, während die Tiefe effektiv bei 155 mm liegt. Allerdings sollte man während des Betriebs hinten noch Platz für die Stecker und vorne den Stick am USB-Port (Typ A) bzw. den Kopfhörerstecker mit dediziertem Lautstärke-Poti einplanen.

Auf der Rückseite, gleich unter dem Power-Schalter, befindet sich eine Buchse, die den Strom vom mitgelieferten 12V-Netzteil entgegen nimmt. Warum schafft es auch Cymatic Audio nicht, eine Zugentlastung anzubringen, wie man sie besonders vorbildlich etwa von Native Instruments’ DJ-Interfaces kennt? Sehr schade!

Daneben ist eine USB-Buchse (Typ B) für den Einsatz als Interface eingelassen. Den Rest bilden reine Audioverbindungen. Zum einen die Buchse namens »Line Out«, die ein Stereosignal ausgibt, zum anderen 16 Buchsen, die je ein Insert-Kabel entgegen nehmen. Ein digitales I/O, etwa AES/EBU oder S/PDIF gibt es nicht, ebenso fehlen Verbindungen zur Kaskadierung zweier Geräte.

Das LC-Display mit 75 mm Diagonale auf der Deckplatte wird links und rechts mit je drei Funktionstastern und unten von fünf Transporttastern umgeben, die allesamt hintergrundbeleuchtet sind und eine erstklassige Haptik besitzen. Ein schlichter Aufbau also.

Anschluss

Die Verbindung zum Mischpult erfolgt mithilfe von dessen Insert-Buchsen, welche für gewöhnlich hinter dem Vorverstärker sitzen. Praktischerweise wird der Pegel also am Live-Pult eingestellt, sodass man am LR-16 nicht etwa eine weitere Gain-Stufe kontrollieren müsste. Über ein symmetrisches Klinkenkabel (TRS-TRS) erreicht das Signal zum einen den AD-Wandler des LR-16; der »Ring« des Klinkensteckers wird zudem gleichzeitig mit dem Return-Signal gefüttert, das zurück ins Pult geht. Somit liegt hier zwangläufig eine unsymmetrische Verbindung vor.

Der Haken an der Sache: Besonders bei analogen FOH-Pulten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass an den Inserts bereits Outboard-Effekte wie Gate oder Kompressor hängen. Bei Digitalpulten dürfte es besser aus – sehen, da diese eigentlich immer interne Dynamikprozessoren besitzen.

Alternativ könnte man mit den passenden Kabeln auch die Direct-Outs zum Abgriff der Signale verwenden, sofern das Pult diese Ausgänge bietet − in der unteren Preisklasse ist das nicht immer selbstverständlich.

Einrichtung des Speichermediums

Kurz nach dem Anschalten prüft das LR-16, ob es als Interface oder Recorder arbeiten wird. Hängt nichts am Gerät, fordert eine Anzeige dazu auf, entweder einen Computer oder ein USB-Speichermedium anzuschließen. Also, USB-Stick dran, und gleich wird nochmal gecheckt, ob der Datendurchsatz für die Aufnahme ausreicht. Der Hersteller empfiehlt mindestens 25 Mbit/s. Auch hat man hier gleich die Möglichkeit, das Medium zu formatieren.

Bei einer Festplatte hingegen dauert die Erkennung etwas länger. Für die Formatierung und anschließende Verifizierung von einer 500 GB großen USB-3.0-Platte muss man knapp drei Minuten einplanen. Nach einem erneuten Start kann es mit einem so vorbereiteten Medium aber sofort losgehen.

Bei der maximalen Aufnahmespezifikation von 48 kHz und 24 Bit reicht eine der – artige Platte für knapp über 8 Stunden, bei 44,1 kHz und 16 Bit sogar für 13,5 Stunden − zumindest werden diese Werte anfangs rechts oben im Display als verbleibende Aufnahmedauer angezeigt. Drückt man während einer Pause die Taste »Select«, ist aber die gesamte Aufnahmezeit, in unserem Fall zwischen 60 und 98 Stunden, abzulesen.

Der Recorder arbeitet mit dem Dateiformat »FAT32«, und die Anzeige repräsentiert eher die Restzeit innerhalb eines Takes, bis die maximale Dateigröße von 4 GB pro Spur erreicht ist. Bei einem USB-Stick mit 4 GB Speicher beispielsweise geht die Rechnung auch perfekt auf − 47 Minuten bei 44,1 kHz und 16 Bit für 16 Spuren.

Im Betrieb

Im Grunde muss man nicht einmal einen Blick in das Handbuch werfen, da die wenigen vorhandenen Funktionen wirklich selbsterklärend sind. Super simpel! Über die Taste »Menu« hat man Zugriff auf Abtastrate und Bittiefe, Pads, Monitoring und Display-Einstellung. Auch kann man hier einzelne Takes löschen oder das gesamte Medium erneut formatieren.

Die Firmware erlaubt den Betrieb in einem von drei Modi: »Recorder«, »Wave Player« und »USB Interface«. Sehen wir uns also alle der Reihe nach an.

Recording

Vor und während der Aufnahme zeigen 16 Bargraphen den eingehenden Pegel an. Sie verwenden zwar immerhin zehn Segmente, allerdings ist die Auflösung zu nur vier Einheiten zusammengefasst, bevor die Anzeige in den Peak-Bereich übergeht. Somit ist es fast unmöglich, exakte Werte zu erkennen, und eine Skalierung fehlt ohnehin. Insofern muss man bereits am FOH-Mischpult mit einer sicheren Gain-Justage arbeiten. Sehr hilfreich, falls es bei der Live-Aufnahme mal hektisch wird: Man kann ein Dämpfungsglied von −10 dB entweder einzeln oder global für alle Kanäle aktivieren.

Leider besteht keine Möglichkeit, etwa Künstler- oder Konzertnamen einzugeben bzw. Timestamp, Datum oder gar SMPTE festzuhalten, aber der Recorder nummeriert immerhin alle Aufnahmen von »1« bis »99« automatisch − die maximale Take-Anzahl.

Alle Takes findet man fein säuberlich in Ordnern zusammengefasst, wenn man das USB-Medium an einen Computer anschließt. So kann man die Dateien später natürlich auch per Drag&Drop in eine DAW laden.

In den Ordnern findet man immer 16 WAV-Dateien, auch wenn weniger Buchsen belegt waren. Zwar ist so das Speichermedium schneller voll, allerdings kann man auch nie versehentlich vergessen, eine Spur scharf zu schalten.

Die Aufnahme wird tatsächlich sofort beendet, sobald man die Stop-Taste drückt. Viel sicherer wäre ein längeres Halten oder sogar eine Tastenkombination gewesen. Auch steigt der Recorder nicht wieder direkt im gleichen Take ein, falls man während der Aufnahme das Medium oder die Stromverbindung abtrennt. Nach einem derartigen Unfall muss »Rec« also neu betätigt werden, und alle 16 WAV-Dateien aus dem letzten Take sind zwar vorhanden, aber nicht lesbar! Vielleicht lässt sich das mit einem Update verbessern.

Für den internen Mix während der Aufnahme hat man Zugriff auf Lautstärke, Panorama, Solo, Mute, was das kleine Display an die Grenze seiner Darstellungsmöglichkeiten bringt. Auch sind Funktionen wie Lautstärke und Panorama recht grob aufgelöst.

Zur Verteidigung ist aber zu erwähnen, dass der Mixer mit all seinen »Facetten« während eines Konzerts nicht zum Einsatz kommen muss. Im Grunde reicht die Solo-Funktion vollkommen aus, um während des Soundchecks zu prüfen, ob die einzelnen Signale auch bei Vollaussteuerung den Weg in den AD-Wandler unbeschadet überstanden haben.

Wave Player

Neben dem Ordner »Recordings« erstellt das LR-16 nach der Formatierung einen Ordner namens »Music«. Dort gespeicherte Musikstücke lassen sich im »Playback«-Modus abspielen. Allerdings müssen auch diese Dateien das WAV-Format besitzen, MP3s erscheinen nicht in der Liste. Auch aufgenommene Takes lassen sich im Übrigen mit den Pfeiltasten auswählen und auf gleiche Weise wiedergeben.

Interface

Der dritte Modus wird automatisch aktiviert, sobald das LR-16 durch die hintere USB-Buchse mit einem Computer verbunden ist. Offiziell wird das Interface auf Windows XP/ Vista/7/8 mit WDM- und ASIO-Treibern unterstützt, auf dem Mac ab OSX 10.5 sowie auf dem iPad2 ab IOS 5 durch den »Class compliant«- Treiber. Für den Betrieb mit dem iPad ist natürlich ein passender USB-Adapter, wie das »Camera Connection Kit«, nötig.

Nach der Installation des Treibers unter Windows 7 erscheinen alle Ein- und Ausgänge zuverlässig auch in DAWs wie Steinberg Cubase. Außerdem hat man auf diesem Betriebssystem über das »Control Panel« Zugriff auf Samplingrate und Puffergrößen. Als Interface am Computer kann die Abtastrate sogar auf 88,2 und 96 kHz erhöht werden.

Für den direkten Anschluss von Mikrofonen oder Instrumenten ist das LR-16 aufgrund der fehlenden Vorverstärker natürlich nichts; aber wer viele Line-Signale am Start hat, darf sich über diesen zusätzlichen Interface-Betrieb freuen.

Cymatic-Audio-LR-16-Multitrack-Recorder-2
(Bild: Axel Latta, Dieter Stork)

Fazit

Cymatic Audio ist mit dem LR-16 ein sehr interessantes Debüt geglückt. Der Recorder eignet sich mit seinen größtenteils sehr übersichtlichen Funktionen besonders für Bands, die selbst Konzerte oder Proben mitschneiden wollen. Durch den zusätzlichen Einsatz als Audiointerface kommen auch kleine Studios, die viele Line-Signale unterbringen möchten, auf ihre Kosten.

Kurz vor Redaktionsschluss informierte der Hersteller noch über ein Firmware-Update, welches den LR-16 um verschiedene Recorder-Modes (16, 8, 4, 2 Kanäle) sowie 96-kHzRecording ergänzt – saubere Sache!

Hersteller/Vertrieb

Cymatic Audio

Straßenpreis

449,− Euro

www.cymaticaudio.com

+++ kompaktes Standalone-Gerät

+++ einfache Bedienung

+++ optionaler Einsatz als USB-Interface

– Monitoring/Metering ausbaufähig

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