Wenn Rhythmus mit muss

NI Maschine Mikro Soft-/Hardware-Groovebox im Test

Anzeige

Nach zweieinhalb Jahren Markpräsenz und stetiger Evolution ist Native Instruments Maschine − die Software-Groovebox zum Anfassen − so bekannt und beliebt, dass man sie hier kaum noch vorstellen muss. Mit Maschine Mikro gibt es nun eine günstigere Alternative mit kleinerem Hardwarecontroller und mit iMaschine sogar eine Maschine-App für iPhone & co.

ni-maschine-mikro
(Bild: Ralf Kleinermanns)

Die beste Nachricht vorweg: Obwohl Maschine Mikro mit 349 Euro deutlich weniger kostet als der große Bruder (599 Euro), ist sie in puncto Software und Sound-Library identisch ausgestattet. Somit bietet auch »Mikro« alle Maschine-Features wie etwa eine überzeugende, gut 6 GB große Library inklusive Komplete Elements (s. u.), vier Modul-Slots pro Sound (ein Klangerzeuger plus drei Effekte), acht Groups à 16 Pads, mehr als 20 integrierte Effekte, Integration beliebiger VST/AU-Plug-ins (Instrumente und Effekte). Der einzige Unterschied ist somit der mitgelieferte Hardware-Controller.

Anzeige

Der kleine Unterschied

Beats, Grooves und Patterns im klassischen MPC-Style über 16 Pads programmieren − das verbindet auch die Kleine lückenlos mit der komfortablen Handhabung über ein umfangreich und übersichtliches User-Interface der Maschine-Software. Groups mit bis zu 16 Sounds definieren oder mit den zahlreichen Preset-Patterns und -Kits bestücken und sich inspirieren lassen, Effekte zuordnen und die Sounds und Patterns tweaken − all das geht mit der Mikro genauso. Das Maschinchen ist dabei exakt so breit wie Maschine, aber rund ein Drittel kürzer und auch etwas flacher. Maschine Mikro ist reisetauglich und passt auf kleine Studiotische.

Mit zwei großen Displays nebst Tastern und Reglern gestaltet sich die Handhabung der großen Maschine-Hardware ohne Frage komfortabler. Die 16 Pads und acht benachbarten Modus-Taster sind bei beiden Controllern identisch. Mikro lässt sich somit schon mal genauso spielen wie Maschine; die Orientierung ist hier jedoch anders: Verläuft das Handling des Browsers bei Maschine über fünf Regler und drei Taster, erfordert bei Maschine Mikro der gleiche Vorgang einiges an Tipperei, weil man die »Zuständigkeit« des (einzigen) Reglers immer wieder umschalten muss. Auf das komfortable Umschalten oder Muten der Groups über separate Taster muss man bei der Mikro sogar ganz verzichten.

Exzessives Schrauben an Effekten und Sounds macht bei der »Großen« mehr Spaß, wobei für mich persönlich der größte Verzicht aber die Automation betrifft − ein geniales Feature von Maschine. Bei Maschine Mikro kann man Parameter-Automationen zwar direkt in der Software einzeichnen und Parameter auf Macro-Regler legen, aber das Maschine-Feel »Taste halten, schrauben, fertig« kommt mit Mikro so nicht auf.

Software-Version 1.7.1

Die zum Test aktuelle Softwareversion 1.7.1 gibt es auch für Maschine-Anwender als kostenloses Update. Neben der um Maschine Mikro erweiterten Kompatibilität (die auch den Controller-Editor 1.4.0 umfasst) bringt Version 1.7.1 vor allem zwei wichtige Neuerungen:

Pinning: Drückt man gleichzeitig mit einem Pad-Modus-Taster wie etwa Mute, Solo oder Pattern die »Pin«-Taste, »rastet« der Modus fortan ein. Er bleibt also auch dann aktiv, wenn man die Modus-Taste wieder loslässt. Besonders bei Mikro ist dieses Feature extrem praktisch.

Komplete−8-Preset-Browser: Schon seit Version 1.6 kann man in Maschine auch Instrument- und EffektPlug-ins von Drittherstellern oder von NI selber einsetzen. In Version 1.7 kommt die Unterstützung des neuen NI-Preset-Formates NIS hinzu. Ist auf dem Rechner auch NIs Sorglos-Paket Komplete 8 (oder Ultimate) installiert, kann man im Browser von Maschine/Mikro auch durch alle Komplete−8-Presets blättern und diese laden.

Anwender ohne Komplete 8 können das Ganze mit Komplete Elements ausprobieren: eine gut 3 GB große und 1.000 Presets umfassende Auswahl von Komplete-Sounds, die im Lieferumfang von Maschine Mikro enthalten ist und von Maschine-Anwendern kostenlos heruntergeladen werden kann.

Weitere Verbesserungen der Maschine-Software 1.7.1 umfassen die Kompatibilität zu Mac OS X Lion (10.7), optimierte MIDI-Clock-Synchronisation, den Controller Editor 1.4.0 (kompatibel zu Mikro) sowie den Import von iMaschine-Projekten.

Fazit

Mit Maschine Mikro liefert Native Instruments eine kleinere, günstigere und somit auch für eine erweiterte Zielgruppe interessante Version des Originals.

Außer Parameter-Automation einfach direkt am Hardware-Controller zu schreiben, kann Mikro fast alles, was Maschine kann. Ausstattung und Bedienung haben keine nennenswerten Schwächen − und dennoch: Dass Maschine die vierfache Displayfläche, 10 Regler und 13 Taster mehr hat, macht bei der Bedienung einen gewaltigen Unterschied.

Wer vorwiegend Grooves via Pads baut oder einspielt und ansonsten ohnehin lieber über das Bildschirm-Interface arbeitet, wird den Hardware-Komfort der »großen« Maschine kaum vermissen. Maschine-Anwender, die es gewohnt sind, alle Funktionen der Hardware auszureizen, werden sich bei einem Umstieg aber schnell nach dem großen Controller zurücksehnen.

Mikro ist somit kein vollwertiger Ersatz für Maschine, aber eine preisgünstige Alternative, die zumindest hinsichtlich der Sound-, Effekt- und Edit-Möglichkeiten dem großen Modell in (fast) nichts nachsteht.

Hersteller / Vertrieb

Native Instruments

UvP

349,− EUR

www.native-instruments.com

+++ Software-Funktionalität und Library identisch mit Maschine

+++ Pads, Pad-Modi und Transport-Sektion identisch mit Maschine

+++ günstiger Preis

––– kein direktes Schreiben von Parameter-Automation via Hardware

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.