Mit SpectraLayers 12 veröffentlicht Steinberg die neueste Version seiner spektralen Audiobearbeitungssoftware. Die Aktualisierung bringt unter anderem erweiterte, KI-gestützte Module für Unmixing-Aufgaben und Sprachbearbeitung sowie Workflow-Verbesserungen für die parallele Bearbeitung mehrerer Audio-Layer.
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Spektrale Audiobearbeitung im Überblick
SpectraLayers visualisiert Audiomaterial als Spektrogramm und ermöglicht präzise Eingriffe in einzelne Frequenzbereiche in verschiedenen Klangschichten. Die Software ist für professionelle Anwender in den Bereichen Musikproduktion, Postproduktion, Audiorestaurierung, Sounddesign, Mastering und Audioforensik geeignet. Version 12 erweitert die bestehenden Funktionen um neue Module und verbesserte Algorithmen.
Die Neuerungen konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche: erweiterte Unmixing-Funktionen durch zusätzliche KI-Module und die Möglichkeit zur simultanen Bearbeitung mehrerer Layer.
Neue Module für Unmixing-Aufgaben
Das Update führt zwei neue Unmixing-Module (in der deutschen Oberfläche als „Entmischen“ bezeichnet) ein. „Unmix Soundtrack“ (Soundtrack entmischen) trennt Audiomaterial in Dialog-, Effekt- und Musikebenen – eine Funktion speziell für die Postproduktion bereits gemischter Inhalte wie Filmsoundtracks, Trailer und Radiobeiträge. „Unmix Instrument“ (Instrument entmischen) extrahiert spezifische Instrumente nach Analyse eines ein- bis zehnsekündigen Solo-Samples – praktisch, wenn die bereits „angelernten“ Instrument-Gattungen von SpectraLayers nicht ausreichen. Ein Sensitivity-Parameter ermöglicht die Feinabstimmung der Extraktion.
Auch die bestehenden Module wurden überarbeitet: „Unmix Song“ (Song entmischen) zeigt Verbesserungen bei der Vocal-Separation und der Trennung von Drums, Bass, Saxofon und Blechbläsern. Weitere Verbesserungen gibt es bei Gitarre und Klavier.
„Unmix Drums“ unterscheidet nun zwischen sechs Kit-Elementen (Kick, Snare, Toms, Hi-Hat, Ride, Crash) statt der bisherigen grundlegenden Drum-Trennung. Das Modul muss dafür aber auf reine Drum-Spuren angewendet werden – bei kompletten Songs muss zuvor „Unmix Song“ verwendet werden. „Unmix Noisy Speech“ (verrauschte Sprache entmischen) bietet eine deutlich klarere Sprach-/Rauschtrennung bei reduzierten Artefakten. Das kann wirklich hilfreich sein.
Sprachbearbeitung mit KI-Unterstützung
Die Sprachbearbeitungsfunktionen nutzen KI-Technologie für verschiedene Aufgaben. „Voice Enhance” verwendet generative KI, um minderwertige Sprachaufnahmen zu verbessern. Das Modul kann Aufnahmen mit Frequenzbandlimitierungen, Kompressionsartefakten, Rauschen, Hall oder Clipping durch Resynthese im Idealfall retten – wobei der einzigartige Charakter des Sprechenden erhalten bleibt. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es sich dabei um eine teilweise künstlich generierte Stimme handelt, die unter journalistischen Gesichtspunkten mit Bedacht eingesetzt werden sollte. Außerdem sind die Ergebnisse nicht immer überzeugend, aber einen Versuch ist es alle Mal wert, vor allem mit niedrigeren Werten.
„DePlosive“ entfernt Plosivlaute in den unteren Frequenzen automatisch und „Voice DeNoise“ wurde verbessert und bietet eine sauberere Rauschreduktion bei Hintergrundgeräuschen sowie eine bessere Musikreduktion bei Musik im Hintergrund.
Interessant ist auch die Möglichkeit, sich Transkripte von gesprochenen Texten erstellen zu lassen. Hierfür werden nun auch weitere Sprachen unterstützt, insgesamt 26 statt bisher 13.
Workflow-Änderungen und technische Details
Die Software erlaubt nun die Anwendung aller Werkzeuge und Prozesse auf mehrere Layer gleichzeitig. Im Standalone-Modus funktioniert dies über gestapelte Layer, im ARA-Modus (in der DAW) horizontal über mehrere Clips an beliebigen Stellen im DAW-Projekt. Diese Funktion kann repetitive Arbeitsschritte bei der Bearbeitung mehrerer ähnlicher Audiodateien erleichtern.
Auch die Auswahlwerkzeuge wurden verbessert: Schmale Frequenzbereiche lassen sich präziser auswählen und die elastische Frequenzauswahl ermöglicht eine genauere Bearbeitung verschobener Inhalte. Die Obertonauswahl (Harmonics) ist auch verbessert worden: man wählt einen der Obertöne aus und bewegt sich dann zum darüber (oder darunter) liegenden Oberton.
Marktumfeld und Alternativen
Der Markt für spektrale Audiobearbeitung und Audio-Restauration ist derzeit sehr dynamisch. iZotope RX, langjähriger Marktführer in seinem Segment, setzt mit der aktuellen Version 11 Advanced nicht mehr unbedingt die Maßstäbe, wenngleich das Programm noch einige Funktionen bietet, die SpectraLayers noch nicht unterstützt. Acon Digital bietet mit Acoustica Premium (199 Dollar) eine kostengünstige Alternative für viele Aufgaben und ergänzt diese durch neue Tools speziell für Drums.
Spezialisierte Tools für Stem-Separation, wie Audionamix XTRAX STEMS, oder Online-Dienste, wie LALAL.AI, decken Teilbereiche ab. Die Integration fortgeschrittener KI-Technologie treibt die Entwicklung im gesamten Segment voran, wobei die verschiedenen Hersteller unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Insgesamt ist es immer eine gute Entscheidung, für Problemfälle eine alternative Methode eines anderen Herstellers im Werkzeugkasten zu haben, denn manchmal funktioniert ein anderes Tool einfach besser.
Preisgestaltung und Verfügbarkeit
SpectraLayers 12 ist in zwei Versionen erhältlich: „Pro” mit vollem Funktionsumfang für 349 Euro und „Elements” mit reduzierten Features für 89,99 Euro. Eine EDU-Version der Pro-Variante ist für 179 Euro erhältlich. Die Software läuft als Standalone-Anwendung oder Plug-in (VST3, AU, AAX) unter Windows und macOS. Erstmals gibt es native ARM64-Unterstützung für Windows ARM (erfordert die ARM-Version des Steinberg Activation Managers).
Updates von früheren Pro-Versionen, Upgrades von Elements sowie Crossgrades sind verfügbar. Kunden, die SpectraLayers 11 ab dem 28. Mai 2025 aktiviert haben, erhalten im Rahmen der Grace Period ein kostenloses Update.
Fazit
Die neuen Module erweitern die Einsatzmöglichkeiten insbesondere in der Postproduktion sowie bei der Bearbeitung gemischter Songs. Die Multi-Layer-Bearbeitung steigert zudem die Effizienz bei sich wiederholenden Aufgaben. Auch die Qualität der Algorithmen wurde zum Teil beeindruckend verbessert.
Die Software richtet sich an professionelle Anwender mit entsprechenden Budgets und der Bereitschaft, Zeit in die Einarbeitung zu investieren. Für gelegentliche Audiorestaurierungen mögen auch günstigere Alternativen ausreichen. Der Markt für spektrale Audiobearbeitung entwickelt sich dynamisch weiter, wobei KI-basierte Technologien die Möglichkeiten überall erweitern.
Ich bin schon jetzt gespannt auf Version 13 in einem Jahr, obwohl ich mit diesem Überblick nur an der Oberfläche der Funktionen gekratzt habe.