Elton John meets Dance-Pop

Pnau produziert Elton John feat. Dua Lipa – Cold Heart

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Im Lockdown-Jahr 2021 hat die australische EDM-Band Pnau die Welt mit ihrem bisher größten Hit Cold Heart beglückt – ein Mash-Up aus zahlreichen Elton-John-Songs. Produzent und Mixer Peter Mayes berichtet über die Entstehung …

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Für die meisten Künstler bedeutete die Pandemie mit ihren Lockdowns bekanntermaßen eine große Herausforderung. Nur wenige können von sich behaupten, die vergangenen Jahre gänzlich unbeschadet überstanden zu haben, geschweige denn von der Situation – und sei es rein zufällig – profitiert zu haben. Das australische Trio Pnau zählt zu diesen seltenen Ausnahmen. Die Story beginnt im März 2021. Alle drei Bandmitglieder stecken in ihren Wohnorten oder Studios fest, und die Zukunft erscheint im höchsten Maße ungewiss …

In dieser Situation erhielt Pnaus Computer- und Production-Wizzard Peter Mayes ein paar Soundfiles von seinem Bandkollegen und Sänger Nick Littlemore. Dabei handelte es sich um ein Cut-Up, bestehend aus Chorus-Vocals von Elton Johns Song Sacrifice. Nick hatte es um einige Akkorde und einen Basic-Beat ergänzt. Peter erinnert sich: »Ich bastelte ein wenig daran herum, und schon wenig später fand das Ergebnis großen Zuspruch. Elton mochte es, und wir arrangierten Chorus-Vocals für Dua Lipa.« Der resultierende Song wurde im August 2021 unter dem Titel Cold Heart veröffentlicht, erreichte schnell die Top-Ten in mehreren Ländern und wurde einer der größten Hits des Jahres.

Cold Heart ist ein Mashup aus vier Elton-John-Songs. Es wurde Lead-Single seines im Oktober 2021 veröffentlichten Albums The Lockdown Sessions. Mit von der Partie waren große Namen wie Charlie Puth, Eddie Vedder, Nicki Minaj und Stevie Nicks. Entstanden ist das Album unter hinderlichen, aber notwendigen Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa Glaswände in den Studios und natürlich zahlreiche Zoom-Sessions.

Erste Erfolge

Via Zoom erfolgte auch dieses Gespräch. Peter befand sich dabei in seinem Studio in Los Angeles – rundum glücklich über den erfolgreichen Verlauf der Dinge, platzierte doch Cold Heart das Trio nach einer gewissen Durststrecke wieder mitten im Rampenlicht. Peter berichtete mit Freude über den Werdegang des Songs, insbesondere über die enge Beziehung der Band zu Elton John und über seinen eigenen musikalischen Background.

Peter Mayes wurde vor 43 Jahren in Sydney geboren und wuchs dort auf. »Meine Eltern haben meine musikalischen Aktivitäten sehr unterstützt. Meine ältere Schwester und ich nahmen ab dem dritten Lebensjahr klassischen Pianounterricht. Als ich 7 wurde, lernte ich zudem Gitarre. Nick und ich freundeten uns an der High-School an. Wir waren 13 und verrückt nach Musik.

1993 kauften wir uns einen Roland SH-101 für 200 Australische Dollar. In Nicks Gartenhütte schraubten wir damit verrückte Sounds, schickten sie durch einen Gitarren- oder Keyboard-Amp und nahmen uns auf einem Kassettenrekorder auf. Wenig später besorgten wir auch eine Roland 808, eine 303 und – mein erster, ernsthafter Synth – einen JX-3P. Unsere Schule besaß ein Studio. Dort konnten wir uns mit einem Mackie-Pult und zwei Tascam DA88-Recordern vertraut machen.

Gesamtansicht von Peter Mayes’ Studio in Los Angeles

Nick und ich beschlossen, eine Band zu gründen: Pnau. Wir erhielten sogar einen Deal mit einem kleinen Indie-Label namens Peking Duck. Nach der Schule arbeitete ich für mehrere Jahre in einem Musikgeschäft, und nebenbei begann sich Pnau zu entwickeln. 1999 produzierten wir unser erstes Album Sambanova. Wir unterschrieben bei Warner, spielten eine Reihe erfolgreicher Gigs, und das Ding wurde in Australien richtig groß. Es bekam sogar einen Aria-Award als beste Dance-Veröffentlichung!«

Von Down Under nach London und LA. Pnau zählte bald zu einem der erfolgreichsten australischen Electronic-Acts. Auch wenn das zweite Album Again (2003) nicht allzu viel bewegen konnte, wurde mit dem dritten, selbstbetitelten Longplayer 2007 endgültig der große Erfolg eingeläutet. Es entstand erstmals unter Beteiligung von Nicks älterem Bruder Sam als Co-Producer und Co-Writer. Zu den großen Fans des Albums zählte bald ein gewisser Sir Elton John.

»Während Eltons Australien-Tour kaufte er einhundert Platten und versandte sie an Freunde. Schließlich unterschrieben wir bei seinem Management – dort sind wir übrigens noch heute – und zogen nach London. Als wir Elton in London trafen, gab er uns die Mehrspurbänder all seiner Alben und sagte: »Macht damit was ihr wollt. Macht ein Album.«

Das Trio nahm Elton beim Wort. 2012 wurde schließlich ein Album mit dem Titel Good Morning To The Night in England Nummer 1 – produziert von »Elton John vs Pnau«. Es enthielt acht Songs mit Samples aus insgesamt über 40 Elton John-Werken. »Elton hat uns niemals irgendwelche Vorgaben gemacht. Er wollte auch nie etwas hören, bevor es nicht rundum fertig war. »Zeigt mir die Bilder, wenn sie an der Wand hängen«, war seine Einstellung. Die Produktion hat Jahre gedauert. Wir haben mit unterschiedlichsten Tempi gearbeitet und niemals zu einem Click gespielt. Da ich kein Freund von Timestreching bin, erfolgten die Tempoanpassungen größtenteils mittels mühsamer Schnippselei. Außerdem wollten wir die ganz großen Hits von Elton außen vor lassen.«

Good Morning To The Night wurde die Blaupuse für Cold Heart. Auch in Letzterem finden sich zahlreiche Elton-John-Samples, vielfach den unbekannteren Songs entliehen. Um die Geschichte von Cold Heart richtig einzuordnen, bedarf es allerdings noch ein paar weiterer Details: Nach der Veröffentlichung von Good Morning To The Night zogen Nick und Peter nach Los Angeles. Gleich nach seiner Ankunft richtete sich Peter dort ein eigenes Studio ein. Peters musikalischen Wurzeln entsprechend, findet sich in seinem Studio eine reiche Auswahl an Gitarren und Keyboards. Zudem verbindet es analoge und digitale Technik und bietet ein paar Dinge, die sich als »Vintage Software« bezeichnen ließen. »Bezüglich Technik bin ich ziemlich altmodisch. Ich arbeite tatsächlich noch auf einem Mac Pro von 2010 – mit OSX Lion von 2012. Mein Pro Tools ist Version 10 von 2011. Oldschooliger geht es kaum! Ich habe zwar eine Lizenz für das neueste Pro Tools, installiere es aber nicht. Ich komme vom PC, und da hieß es immer: ›Fass’ bloß nichts an, so lange alles läuft!‹ «

Peter steht auf analoges Equipment.

Bewährte Tools.

So ganz sind die modernen Zeiten dann doch nicht an Peter vorbei gegangen – denn immerhin arbeitet er regelmäßig mit Ableton Live. »Live 10 läuft auf meinem MacBook Pro unter Catalina. Der Laptop ist mein Versuchslabor für die moderne Welt. (lacht) Das Clip-basierte Arbeiten in Ableton Live gefällt mir sehr. Es erinnert mich an meine alte MPC. Deshalb nutze ich Live zum Songs-Schreiben. Allein, dass du Loops in angepasstem Tempo vorhören kannst, ist ein Riesenvorteil gegenüber Pro Tools. Ernsthaft – in Kürze werde ich richtig modern! Ich werde meinen Mac Pro updaten und das neueste Pro Tools installieren. Das ständige Haushalten mit den Ressourcen des alten Rechners nervt doch sehr.

Mein übriges Equipment ist auch nicht gerade das Neueste. So arbeite ich zum Beispiel noch immer mit einem Paar NS10. Als ich in den frühen 2000ern Bands in vielen verschiedenen Studios aufnahm, gab es dort überall NS10. Sie sind mir also sehr vertraut. Ihr Impulsverhalten ist richtig gut. Zudem kannst du dich direkt davorsetzen, leise hören und musst dich nicht weiter um die Raumakustik kümmern. Sie machen keinen großen Spaß, sondern sind für mich Werkzeuge. Ich verwende sie mit einem Subwoofer. Außerdem habe ich noch ein Paar Focal Twin 6.

Üblicherweise arbeiten wir in-the-box, allerdings nutze ich noch ein paar analoge und digitale Hardware-Geräte. Sie liefern mir Sounds, die ich mit Plugins so nicht erzielen kann. Zum Beispiel sind wir beide große Federhall-Fans. Ich habe ein Great British Spring – das ist ein Drainage-Rohr mit einer Hallfeder. Außerdem haben wir einen Eventide H3000, einen Publison DHM 89 B2 und eine Infernal Machine 90 sowie ein Ensoniq DP4. Alle sind via Hardware-Inserts mit Pro Tools verbunden. Sollten sie sich eines Tages durch Plug-ins ersetzen lassen, werde ich das tun. Bis dahin verwende ich sie wegen ihres besonderen Sounds.«

In Peters Studio stehen (und hängen) auch etliche Gitarren.

Pnau vs Elton John

Ein Zeitsprung in den März 2021: In Peters LA-Studio befinden sich nun Elton Johns digitalisierte Multitracks. Gerade hat Nick seine Cut-Ups von Eltons Sacrifice vorbeigebracht – ein Song vom 1989er-Album Sleeping with the Past. Peter macht sich an die Arbeit …

»Für ein Pnau-Projekt besucht Sam üblicherweise Nick und mich hier in LA. Nick ist der eigentlich Kreative von uns. Sam und ich beschäftigen uns mehr mit der Produktion. Wir sind die Jungs, die sich monatelang an einer Hi-Hat-Spur oder irgendwelchen EQ-Einstellungen festbeißen. Wegen der Pandemie mussten wir jedoch alle in unseren Studios bleiben, und ich musste viele Dinge selbst angehen. Online zusammenzuarbeiten mögen wir alle nicht besonders – zumal Sam an den Nordstränden von Sydney lebt und die Internetverbindung dort ziemlich mies ist.

Dieses Mal wollten wir uns Eltons Songs aus den 80ern und 90ern genauer ansehen. 2021 hatten wir schließlich alles lückenlos in Form von Pro-Tools-Sessions oder als Ordner voller Soundfiles zur Verfügung. Blöderweise waren die meisten Files nur mit Nummern benannt. Suchte ich etwa nach Vocals von Sacrifice, fand ich nur etwas wie ›Audio 27‹.

Nachdem ich also Nicks Cut-Ups der Sacrifice-Chorus-Vocals bekommen hatte, ergänzte ich zunächst Harmonien, Bass und Beat. Da uns die Strophen ebenfalls sehr gefielen, packten wir sie dazu. Harmonien und Bass musste ich etwas umarbeiten. Da ich mehr als nur eine Art Remix machen wollte, suchte ich auch in anderen Songs nach Files in der passenden Tonart – und fand etwa den Chorus von Rocket Man (1972). Er eignete sich, um daraus einen richtig ›großen Chorus‹ zu machen. Als Nächstes wollte ich den Chorus verlängern und nutzte dazu ein paar Passagen aus dem Pre-Chorus von Kiss The Bride (1983), die super hinter die Rocket-Man-Parts passten. Als weitere wesentliche Elemente fand ich den Chor aus einem Song namens Where’s The Shoorah? vom 1976er-Album Blue Moves.

Alles Weitere war das Einfügen von verschiedensten Elementen, um Dramatik und Atmosphäre in die Sache zu bringen. Ich ergänzte Drums, Strings, Bells, spielte ein bisschen Gitarre und fand schließlich noch ein paar von Eltons Ad-Libs aus dem Shoorah-Song. Dua Lipas Vocals kamen erst hinzu, nachdem der Track fertiggestellt war. Elton selbst hat sie um ihre Mitarbeit gebeten. Ich habe keine Ahnung, wer oder wo sie aufgenommen hat. Ich habe nur die finale Version gehört, gemixt von Josh Gudwin.«

Kein Stretching!

Eine der anspruchsvollsten Aufgaben bei der Produktion von Cold Heart bestand darin, alle Sample-Fragmente auf ein Tempo von 116 BPM zu bringen. »Wie ich schon sagte: Ich mag kein Time-Stretching. Ich nehme stattdessen die Loops, zerschneide sie in kleine Schnipsel und platziere sie exakt auf der Timeline. Bei Drums ist das noch relativ einfach. Kompliziert wird es, wenn es sich um einzelne Vocal-Silben handelt. Time-Stretching nutze ich nur als ›letzte Rettung‹. Bei Eltons Songs war es hier und dort unumgänglich, da sie sehr unterschiedliche Tempi aufweisen – von 50 bis 180 BPM gibt es da alles. Zudem passieren nicht selten Tempowechsel innerhalb der Songs.« Wie schon erwähnt, hat Josh Gudwin den finalen Mix übernommen. Peter betonte, im Rough-Mix besonderen Wert darauf gelegt zu haben, Eltons Vocals modern klingen zu lassen. Sie sollten mit seinem elektronischen Disco/Dance-Pop-Arrangement harmonieren. »Ich gehe mit gutem Gewissen sehr instinktiv an einen Mix heran. Solange das Feeling stimmt und sich ein toller Vibe entwickelt, verzeihe ich mir technische Ungenauigkeiten. Elton mochte den ersten Demo-Mix sehr. Deshalb habe ich Wert darauf gelegt, nicht mehr allzu viel zu verändern. Es sollte weiterhin so klingen, wie Elton es gehört hatte. Ich habe danach nur noch vorsichtig Hand angelegt und dazu meine Outboard-Effekte genutzt, darunter den Great British Spring, meinen Eventide H4500 und den Ensoniq DP4.«

Die Plug-ins auf dem Mix-Bus von Cold Heart

Die Mix-Session

Peters Pro-Tools-Session vom Rough- Mix gestaltet sich vergleichsweise übersichtlich. Von oben nach unten beinhaltet sie einen Master-Track, 15 Drum-Spuren (inklusive Drum-Master-Spur), eine Bass-Spur, 22 Spuren mit Keyboards, Strings und Bells, 16 Chor-Spuren, drei Ad-Lib-Spuren, Nick Littlemores ursprüngliche Sacrifice-Vocals sowie sechs Lead-Vocals aus derselben Session. Weiter finden sich drei Spuren mit Lead Vocals aus Rocket Man, eine Spur mit »Kiss The Bride«-Vocals und schließlich sechs Aux-Effekt-Wege mit den Bezeichnungen GBS (Great British Spring), EMT (UAD EMT-Hallplatte), (Eventide) H3000, (Waves) HDelay, (Roland) RE-201 und (Ensoniq) DP4. Die 19 ausgegrauten Spuren sind der ungenutzte Teil eines Templates.

Auffällig ist der häufige Gebrauch des FabFilter Saturn-Saturation- und -Distortion-Plug-ins auf den Drum-Spuren, ebenso die nahezu identischen Bearbeitungsketten auf den Gesangsspuren und die fünf Plugins auf dem Master-Track. Peter erklärt diese Details näher: »Ich bin großer Fan der FabFilter Plug-ins, ganz besonders vom Saturn. Ich nutze es gerne in Kanalzügen. Der Dynamik-Parameter ist toll: Hast du etwa ein Clap-Sample mit zu viel Raum, kannst du ihn einfach und auf sehr musikalische Weise runterdrehen. Die vier Klangregler pro Distortion-Band nutze ich gerne als EQ für grobe Eingriffe. Auch extreme Settings klingen sehr gut. Ich verwende das Plug-in eher als Multiband-Klang- und Dynamik-Tool – und nur selten für Sättigung. Saturn ist angenehm simpel, arbeitet latenzfrei und funktioniert bestens auf Drums, Bässen und Keyboards.

Die Vocal-Signalwege entsprechen meinem üblichen Standard. Zuerst findet sich ein FabFilter Pro-Q oder, wie hier, ein UAD Precision EQ. Er beschneidet ein wenig bei 30 Hz und hebt die 17 kHz an. Die UAD Plug-ins sind toll! Es folgt das Antares Autotune Evo. Hier macht es nicht viel, denn Eltons Vocals brauchen keine Korrektur. Allerdings ist das Tuning Teil eines modernen Vocal-Sounds, und interessanterweise funktioniert es richtig gut auf Eltons Stimme. Meist nutze ich sehr niedrige »Speed«-Einstellungen, wie hier bei den Rocket-Man- und Bride-Vocals. Bei den Sacrifice-Samples liegt der Wert dagegen deutlich höher.

Dem Autotune folgt ein Waves RVox. Auch das mag ich, weil es so einfach ist. Meine Maximaleinstellung beträgt dabei 6 dB. Dann kommt ein FabFilter Pro-Q mit einem Hochpass bei 95 Hz. Er entfernt die tiefen Frequenzen, bevor das Signal in den UAD 1176 mit einer Ratio von 8:1 geht. Der 1176 formt die Vocal-Transienten. Da Eltons Stimme wahrscheinlich schon bei der Aufnahme mit einem 1176 bearbeitet wurde, verzichtete ich auf meine übliche 20:1-Einstellung. Es soll ja nicht zu crunchy klingen. Hinter dem 1176 positioniere ich fast immer einen Waves L2, für gewöhnlich mit einer sehr langen Release-Zeit. Er nimmt nur ein paar dB weg.«

Groove mit Kompressoren.

»Die Plug-in-Kette auf der Master-Spur verwende ich in dieser Form schon sehr lange. Einige dieser Plug-ins sind entsprechend alt. Es sieht komplex aus – ist aber eigentlich ziemlich simpel. Für mich ist der Trick beim Mixen inthebox, dass möglichst viele Dinge auf dem Mix-Bus möglichst wenig tun. Auf diese Weise versuche ich, im Rechner das zu emulieren, was früher ein analoges Mischpult getan hat.

Das erste Plug-in ist ein Waves SSL Kompressor. Er drückt jede Kick und jede Snare um 8 dB herunter – das ist allerdings eine ganze Menge. (lacht) Üblicherweise verwende ich eine Ratio von 4:1 mit maximalem Attack und kürzester Release. 2:1, wie hier, nutze ich nur sehr selten. Diese Einstellung harmoniert jedoch sehr gut mit dem Groove: Bei mittlerem Tempo – also bei allem zwischen 100 und 130 BPM – werden so die lauten Transienten im Mix sehr gut an den Groove angepasst. Stimmt die Länge der Kick, liefert mir die kürzeste Release-Einstellung immer einen tollen Groove.

Es folgt der T-Racks Soft Clipper mit nur 1,5 dB Clipping und weicher Kurve. Er zerrt nicht, sondern rundet die Dinge nur ein wenig ab. Ich achte darauf, dass er nur die Drums bearbeitet. Sobald er auch auf andere Instrumente wirkt, klingt es schrottig. Auch hier geht es insbesondere darum, alles miteinander grooven zu lassen. Als Nächstes kommt der T-Racks Kompressor; das Wichtigste ist hier der Parameter »Stereo Width Enhancement«. Viele Breitmacher-Plug-ins erzeugen Phasen-Schweinereien oder schwächen den Bass ab – der T-Racks betont jedoch nur die Seiten und arbeitet klangneutral. Für den Kompressor gilt auch hier: langsamster Attack, kürzeste Release, niedrigste Ratio und nur sehr geringe Pegelreduktion.

Nun kommt der T-Racks Multiband-Limiter mit gerade einmal 1 dB Abschwächung. Die Mitten und Höhen betone ich hier ein wenig mit seinem 3-Band-EQ. Am Ende der Kette befindet sich schließlich der Sonnox Oxford Limiter. Ich mag ihn sehr, weil er die Transienten der Drums nicht beschädigt. Die Release-Zeit wähle ich so, dass sie mit denen der anderen Kompressoren harmoniert und alles zusammen einen runden Groove liefert. Wie schon gesagt – genau das ist mein erklärtes Ziel.

Dua Lipas Vocals haben einen schicken, modernen Sound und harmonieren gut mit Eltons Stimme. Erst als ich meinen Mix fast fertig gestellt hatte, erfuhr ich, dass sie auf dem Track singen würde. Für Josh habe  ich schließlich alles bereinigt und aufgeräumt, die Stems ausgespielt und ihm eine neue Session geschickt. Schon bei Empire of the Sun haben wir mit einigen sehr bekannten Mixern gearbeitet, darunter Manny [Marroquin] und Serban [Ghenea]. Dabei habe ich gelernt, den Mixern möglichst viele Optionen zu lassen. Um Josh zu erlauben, meine Effekte nach Belieben zu nutzen oder nicht, habe ich sie bei den meisten Sounds separat belassen. Offenbar hat Josh sie jedoch in der Mehrzahl verwendet. Das Ergebnis besitzt auf jeden Fall den Groove, den ich angestrebt habe.«

Während der Pandemie-bedingten Durststrecken haben sich Millionen Hörer ihre Zeit mit dem Genuss von Cold Heart angenehmer gestaltet – und dabei auch Pnaus Karriere nach vorne gebracht.

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