Fix it!

Synchro Arts Revoice Pro 4 Audio-Editor im Test

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Die britische Software-Schmiede Synchro Arts hat sich unter anderem mit VocAlign einen Namen gemacht. Lange Zeit war dieses Helferlein quasi Studiostandard, wenn es um Zeitkorrektur von Gesangsaufnahmen ging. Diese Technologie wurde in Revoice Pro weiterentwickelt und mit zahlreichen Zusatz-Features ausgestattet.

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Revoice Pro gibt sich extrem vielseitig. So ist der Audio-Editor auch für Postproduktion, insbesondere im Bereich ADR interessant. Wir konzentrieren uns hier jedoch primär auf die für die Musikproduktion relevanten Funktionen sowie die wichtigsten Grundlagen.

Transfer

Revoice Pro lässt sich vollständig im Standalone-Modus betreiben. Allerdings unterstützt der Editor auch diverse Plugins (VST3, AU, AAX, AudioSuite) sowie die ARA-Schnittstelle. Der Workflow, besonders beim Transfer der Audiodaten, kann also stark variieren, je nachdem welche DAW am Start ist. In Steinberg Cubase beispielsweise genügt ein Klick auf den Menü-Punkt »Audio / Erweiterungen / RevoiceProLink«. Beinahe identisch ist der Vorgang in Presonus StudioOne. Im Menü »Audio« wird der Befehl »Mit Revoice Pro bearbeiten « ausgeführt, und schon erscheint auch hier das Dialogfenster, welches die Verbindung zum externen Editor ermöglicht. Einer der großen Vorteile von ARA ist, dass sich das Audiomaterial automatisch in Revoice aktualisiert, falls man Events in der DAW verschiebt, trimmt oder löscht. Umgekehrt werden Bearbeitungen, die in Revoice vorgenommen wurden, augenblicklich zurück in die DAW transferiert. Eine ziemlich tolle Technologie, die ebenfalls in anderen Software-Sequenzern wie Cockos Reaper oder Logic Pro an Bord ist. Doch was soll man machen, wenn die eigene DAW keine ARA-Unterstützung bietet?

Ableton Live wäre so ein Sonderfall. Der fehlende Support liegt u. a. daran, dass Live bis heute leider keine Timestamps, also zeitbezogene Metadaten der Events, verwendet. Hier gibt es nun zwei Workarounds. Zum einen könnte man die zu bearbeitenden Audioschnipsel zu einer zusammenhängenden Datei konsolidieren bzw. ab dem Projektstart rendern. Diese Clips lassen sich dann per Drag&Drop in Revoice übertragen. Nach der Bearbeitung muss dieser umständliche Prozess natürlich auch in umgekehrter Richtung erfolgen – ziemlich zeitaufwendig!

Eine andere Variante gibt es dank des Plug-ins »Revoice Pro Link«, das als Insert eingefügt wird. Sobald die Wiedergabe in der DAW startet, wird das Material in Echtzeit überspielt. Das dauert länger und lohnt sich erst, wenn sich diese Plug-ins auf mehreren Spuren gleichzeitig um einen Transfer kümmern.

Sobald die Verbindung zwischen Cubase und Revoice steht, wird diese durch ein grünes Ketten-Symbol bestätigt; …
… ab dann erfolgt der Transfer zwischen den beiden Teilnehmern automatisch.

Multitracks »tight« machen

Moderne Produktionen geraten hinsichtlich der Spuranzahl schnell aus dem Ruder. So umfassen einige Projekte gleich mehrere Dutzend Gesangsspuren, und je nach Sänger/-in ist das nicht unbedingt förderlich. Besonders Konsonanten und Sibilanten von Dopplungen und Adlibs können störend wirken und von der Performance der Lead-Vocals ablenken, wenn hier nicht alles im richtigen Timing sitzt.

Revoice besitzt tolle Features, welche eine Zeitkorrektur relativ einfach gestalten. Synchro Arts nennt dies »Automatic Performance Transfer«, kurz »APT«. Angenommen, es liegt eine Hauptstimme und eine Dopplung in Revoice vor. Auf der grauen Zeile unter der Hauptstimme ist zuerst ein Rechtsklick nötig, um den Befehl »New APT« auszuführen. Der neue Prozess ist im Dialog-Fenster somit auf »APT« geschaltet. Für »Initial Input Start & End« ist »Selected Audio« ausgewählt. Falls man nur einen kleinen Bereich bearbeiten möchte, könnte man diese Option auch auf »Selected Playback Range« umstellen und diesen Bereich mit gehaltener Maustaste in der Timeline oben selektieren.

Danach muss man sich um einen passenden Algorithmus kümmern. Unter »Factory Presets« eignet sich etwa »Tight Timing Only« ziemlich gut. Jetzt sollte man noch die »Inputs« kontrollieren und die entsprechenden Spuren für »Guide«, also die Referenzspur und »Dub« bzw. die Dopplung, in den beiden Drop-Down-Menüs anklicken. Bestätigt man nun mit »New Process«, nimmt Revoice alle Berechnungen vor und liefert das zeitkorrigierte Material auf einer neuen »Output«-Spur.

Zeitkorrektur per »APT«

Tuning

Revoice Pro stellt wohl den größten Konkurrenten zu Celemony Melodyne dar, denn auch dieser Editor ist ein wahrer Meister der Tonhöhenkorrektur. Mit einem Rechtsklick auf das Audiomaterial muss zuerst der Befehl »Make Warp Region « ausgeführt werden. Nach einer kurzen Rechenpause hat Revoice Pro das Eingangssignal analysiert. Es empfiehlt sich hier, die Spur auf »Vollbild-Modus« umzustellen, indem man auf die Schaltfläche rechts neben dem Spurnamen klickt. Praktisch ist auch, das untere Drop-Down-Menü »All Notes« auf »Scales« umzuschalten, wodurch auf der vertikalen Achse eine Notenskala visualisiert wird. Im Dialogfenster muss man zuvor noch die entsprechende Skala, beispielsweise C-Dur oder D-Moll, auswählen. Neben der Wellenformanzeige rechts oben im Editor sollte man die Darstellung von »Audio« auf »Pitch« umstellen. So werden alle Noten und Hilfszeilen hinterlegt.

Um ein Segment nun in der Tonhöhe zu ändern, zieht man dieses ganz einfach nach oben oder unten, während man die [Alt]-Taste hält. Nach der Bearbeitung empfiehlt es sich, mit dem »Smooth Join Tool« noch etwas zu korrigieren. Dieses Werkzeug gestaltet die Übergänge zwischen den Segmenten etwas sanfter – ausprobieren!

Die Tonhöhenbearbeitung in Revoice Pro – hier im Vollbildmodus

Allerdings bietet Revoice Pro auch eine automatische Tonhöhenkorrektur. Dazu wählt man das »Correct Pitch Tool« aus – entweder per Rechtsklick oder mit dem Shortcut [K]. Mit diesem Werkzeug werden die zu bearbeitenden Segmente selektiert. Sodann erscheint am unteren Fensterrand ein kleiner Schieberegler namens »Correct Pitch«. Erhöht man hier den Prozentwert, schiebt die Software alle Segmente in Richtung der nächstliegenden Notenwerte entsprechend der angewählten Skala. Auch nach der automatischen Bearbeitung sollte man experimentieren, inwiefern das »Smooth Join Tool« Übergänge glattbügeln kann.

Dopplungen künstlich erstellen

Immer wieder kommt es vor, dass im Mix nur eine Harmoniestimme bzw. Dopplung vorliegt. Möchte man diese links und rechts im Stereobild platzieren, ist ein Griff in die Trickkiste angesagt. Mit diversen Modulations-Effekten, beispielsweise Waves Doubler oder Softube Fix Doubler, klappt es meist recht gut, Signale in die Breite zu ziehen. Revoice Pro allerdings spielt hier in einer ganz anderen Liga und kann sehr glaubwürdige Ergebnisse abliefern. Auch hier wird wieder mit der rechten Maustaste auf die graue Prozessleiste der Referenzspur geklickt. Im ersten Drop-Down-Menü wählen wir den Prozess »Doubler« aus. Als Preset würde sich etwa »Stereo Vocal Loose Timing« eignen. Selbstverständlich könnte man auch zweimal das Preset »Mono Vocal Loose Timing« anwenden und dann mit den Panoramareglern, die in jeder Spur vorhanden sind, die gewünschte Stereobasisbreite einstellen.

Presets verwalten

Die »Factory Presets« bieten einen guten Startpunkt für viele Szenarien. Es ist jedoch kein Problem, Parameter zu verändern. Dazu genügt ein Klick auf den Pfeil links in der nun grün eingefärbten Prozess-Leiste. So erscheint ein Dialogfenster, das alle möglichen Stellschrauben für »Timing«, »Pitch« usw. ans Tageslicht bringt. Alle Änderungen werden automatisch auf die Output-Spur übertragen, sodass dem Experimentieren nichts im Wege steht.

Alle Presets lassen sich nach Belieben justieren und erneut abspeichern.

Hersteller: Synchro Arts

Downloadpreis: ca. 380,– Euro

www.synchroarts.com

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