Moderne trifft Vintage

Studioszene − Riverside Studios, Köln

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Studioszene − Riverside Studios, Köln
Die Studer-Konsole wurde zusammen mit Erich Obergefell, ehemals Studer-Techniker in Deutschland, in neun Monaten aus Einzelteilen zusammengebaut und restauriert. (Bild: Dirk Heilmann)

Während der Tonmeistertagung in Köln fanden an zwei Tagen in den Riverside Studios Abendveranstaltungen mit Live-Musik in einer sehr angenehmen Atmosphäre statt. Neben der Hardware-Ausstattung, die mit unter anderem zwei Fairchilds, einer SSL AWS 900 und mehreren Pultecs alles bietet, was das Herz begehrt, lädt die Innenreinrichtung zum Wohlfühlen ein. Hier lässt sich als Musiker sicher gut arbeiten! Wir haben den Grammy-Preisträger und Musikproduzenten Ralf Kemper in seinem Studio besucht.

Studiobesitzer Ralf Kemper ist lange zwischen Deutschland und Los Angeles hin und her gependelt. In L.A., dem Mekka der Musikproduktion, war er in vielen Studios unterwegs und hat unter anderem in den Westlake Recording Studios, wo Thriller aufgenommen wurde, und den Capitol Studios seine eigenen Produktionen gemischt. Auf seinem Weg hat er viele Star-Engineers wie beispielsweise Al Schmitt und Phil Ramone kennengelernt und mit bekannten Künstlern wie Frank Sinatra und Jazz-Sänger Jimmy Scott gearbeitet. Ralf Kemper: »Das war 1993. Klar kannte ich die, aber ich wusste nicht, welche Bedeutung das später für mich haben wird.« Im Gespräch erzählt Ralf, wie er dann Studiobesitzer des Riverside Studios in Köln wurde.

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Studioszene − Riverside Studios, Köln
Ralf Kemper (Bild: Dirk Heilmann)

Ralf Kemper: Angefangen hat es 2009, als ich gerade dabei war, das Projekt mit Jimmy Scott zu planen, wofür ich einen Titel gemacht hatte. Damals stand hier in der Regie 2, die ich gebucht hatte, ein Fairlight-Pult. Im Aufnahmeraum saß ein 32-köpfiges Streicher-Ensemble, das ich hier aufgenommen hatte. Mit dieser Aufnahme bin ich dann zu Jimmy Scott gefahren und habe ihn gefragt, ob er darauf für mich singen kann. Diese Nummer hat er zwar nicht gesungen, aber wir haben danach 40 andere Tracks gemacht. Das alles fand dann hier statt. Im Frühjahr 2016 habe ich dann den Vorbesitzer angerufen und gefragt, ob wir das Studio nicht gemeinsam betreiben sollen. Ich suchte einfach einen großen Raum, um Klavier und Flügel aufnehmen zu können. Kurze Zeit später war das Studio allerdings verfügbar. Dann habe ich den Besitzer angerufen und gefragt, ob ich es mieten kann. Wir haben das Studio dann komplett neu geplant und überarbeitet. Der Umbau hat fast 22 Monate gebaut. Die Eröffnung war dann im November 2017, wirklich fertig sind wir aber im Laufe 2018 geworden.

Alle Aufnahmeräume und Regien sind miteinander verbunden, sodass jeder Aufnahmeraum zur Regie werden kann und umgekehrt. Oft schieben wir die Studer-Konsole in einen Aufnahmeraum und nutzen die Regie 2 als Schlagzeugraum.

Was auffällt, ist die Akustik. Wie sah die Planung hierzu aus?

Die Akustik der Räume basiert auf einer gemeinschaftlichen Idee von Fritz Fey und mir; ich habe mit ihm bereits vor 30 Jahren mein erstes Studio in Düsseldorf gebaut. Für unseren großen Aufnahmeraum war ich auf der Suche nach einer passablen, einfachen und bezahlbaren Lösung. (lacht) Fritz hat dafür dann die Grundideen aufgestellt und uns ein Kassetten-System vorgeschlagen. In der Regie 1 haben wir uns für eine Raum-In-Raum-Konstruktion entschieden, da die Wände bereits vorhanden waren. Zusammen mit zwei Jungs, die hier bereits vorher als Freelancer gearbeitet hatten, habe ich dann innerhalb von 22 Monaten täglich von morgens bis abends alles aufgebaut. Aber nicht nur die Regien und die Aufnahmeräume, sondern auch die Küche, die Toiletten, den Eingangsbereich und alles drum herum. Das Ganze war eine riesige Baustelle.

Studioszene − Riverside Studios, Köln
Gear-Wand in Regie 1 (Bild: Dirk Heilmann)

Was ist das für eine wellige Wand aus Holz im großen Aufnahmeraum?

Die sieht sehr außergewöhnlich aus. Ich habe mal Bilder von einem Architekten aus der Schweiz gesehen, der die Konzerthalle der Akademie für Künste ausgebaut hat. Um die Bühne herum hatte er dieses Flexible Wood verwendet, also massives Holz. Das sah total cool aus. Wir haben uns dann über den Einbau informiert, und das klang dann auch zuerst ganz einfach. Die Teile konnten auch in Österreich, Holland und Deutschland von einer lizenzierten Firma hergestellt werden. Danach mussten die Teile dann irgendwie an der Wand montiert werden, ohne dass man die Befestigungen sieht. Die einzelnen Paneelen waren 3,30 m hoch und 1,30 m breit. Die haben wir dann fräsen lassen, das dauerte dann ca. 7 Stunden pro Panele. Die Sachen sind dann allerdings so fragil, dass selbst der Lieferant gesagt hat, er liefert sie uns nur bis zur Tür. Die Panelen waren nicht schwer, aber extrem biegsam und zerbrechlich. Deshalb waren bei der Lieferung noch zusätzliche Panelen zur Sicherheit dabei. Und natürlich sind bei der Installation welche kaputtgegangen. Gleichzeitig musste der Raum auch mit einer Klimaanlage ausgestattet, die Verkabelung erweitert und die Beleuchtung eingebaut werden, sodass der Sound gut ist und man sich auch wohlfühlt. Das war mit das Wichtigste. Das Ganze war also schon ein riesen Aufwand.

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Schwergewichte: Westlake HR-7 (Bild: Dirk Heilmann)

Was war deine Motivation, jetzt hier in Köln ein Studio zu eröffnen?

Ich bin gebürtig aus Wuppertal, war dann lange in Düsseldorf unterwegs, bevor ich nach L.A. gegangen bin, wo mir vor allem im Jazz-Bereich alle Türen offenstanden. Als ich dann mit dem Jimmy-Scott-Projekt angefangen habe, riefen mich viele bekannte Künstler, Sänger und auch Schauspieler an, die bei dem Projekt gerne dabei sein wollten. Nachdem ich bis dahin 25 Jahre lang fast nur Werbung und wenig Live-Musik gemacht habe, war auf einmal der Wechsel dahin, wo ich eigentlich hergekommen bin, da. Das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Ich hatte mein Studio für die Werbung auf einen Computer und einen Tisch reduziert. Für Jimmy Scott musste ich mir dann überlegen, wie ich den ganzen Kram mische. Ich habe dann bei SSL angerufen und denen gesagt: Ihr müsst mir helfen, ich brauche ein Pult! Die haben mich dann tatsächlich unterstützt und mir ein Pult zur Verfügung gestellt. Das ist jetzt 10 Jahre her. Nach und nach habe ich dann angefangen, wieder alles um das Pult herum aufzubauen. Das fing mit dem SSL-Pult an, ging über die Pultecs, den Jaguar 670 von Black Cat Audio und endete mit der Restauration der Studer-Konsole.

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Die Wände des großen Aufnahmeraums sind mit Flexible Wood verkleidet. (Bild: Dirk Heilmann)

Bei euch im Studio finden Konzerte von internationalen Künstlern mit Publikum statt. Das Konzert wird in Bild und Ton aufgenommen und gleichzeitig als Stream gesendet.

Der große Aufnahmeraum ist dazu gemacht, dass hier Live-Musik stattfinden und mit einer kompletten Band oder einem größeren Ensemble aufgenommen werden kann. Im Bereich von akustischer Musik sind wir da, denke ich, weit vorne. Die Künstler finden hier zwei Steinway D und einen Steinway B. Die sind immer auf dem neuesten Stand und in einem Top-Zustand.

Das Live-Programm findet ihr unter: www.riverside-studios-cologne.com

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