Eine Zeitreise mit Marc Bohn und Hans-Martin Buff

Die Anfänge der Musikproduktion in der DAW – Sound&Recording-Podcast

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Hans-Martin Buff (Bild: Dirk Heilmann)

Die Anfänge der Musikproduktion in der DAW – Sound&Recording-Podcast

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In der ersten Episode unseres Sound&Recording-Podcasts nimmt uns Hans-Martin Buff mit in eine Zeit, in der das Aufnehmen von Musik im Rechner und der DAW gerade erst begann. Hans-Martin erzählt uns, wie und wo er diese Phase erlebt hat, was früher besser oder auch schlechter war, und dokumentiert, wie sich sein Setup und seine Herangehensweise über die Jahre hinweg mit der Digitalisierung verändert haben. Wir werfen außerdem einen Blick auf die Entwicklung der DAWs und der Computertechnik, die hohen Einfluss auf die Aufnahme von Musik im Rechner hatte, und erzählen kleine Anekdoten aus einer Zeit, in der es noch kein Streaming gab und mangelndes Datenvolumen ein Thema war.

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Shownotes

Digitale Bandmaschinen gab es mit der Sony-PCM-Serie bereits Anfang der 80er mit 48 Spuren, 44.1 kHz Sample Rate und 12 Bit. „Like a virgin” von Madonna wurde beispielsweise komplett digital aufgenommen.

Das Hauptproblem zu dieser Zeit waren Festplatten. Damals gab es noch keine SD-Festplatten, sondern sie waren ausschließlich mechanische Geräte mit einem Schreib und Lese-Kopf, einer Datenplatte und einer Steuerelektronik für Motor und Kopfsteuerung. Die Zugriffszeiten waren also höher als heute, wo alles über SD auf einem Chip mit extrem hohen Zugriffszeiten gespeichert wird und sehr hohe Datenvolumen verfügbar sind. Als gängige Anschlüsse kannte man IDE, SCSI, S-ATA und ATA.

Hier eine kleine Übersicht zur Entwicklung des Datenvolumens:

  • 1990 – 100 MB,
  • 2000er – 10 GB,
  • 2005 – 100 GB
  • 2015 – erste 10 TB
  • 2018 – 14 TB

Mein erster Rechner: Ein PC mit einem Cyrix 486er Prozessor. Damals, ca. 1994, gab es einen Turbo-Taster, um von 33 auf 66 MHz zu schalten. Das Datenvolumen betrug maximal 400 MB. Als Betriebssysteme waren MS-Dos und Windows 3.11 installiert. Es wurde Minesweeper und Solitär gezockt ohne Ende. In MS-Dos musste man noch Win eingeben, um Windows zu starten.

Aldi-PC vom November 2000

Für 2.598 Mark (1.328 Euro) ging ein Aldi-PC am 23. November 2000 an den Start. Der Rechner war mit einem Pentium III ausgestattet, der Prozessor mit 900 Megahertz getaktet (FSB 100 Megahertz).

Aldi spendierte dem Rechner vom Hersteller Medion 128 Megabyte Hauptspeicher und eine Geforce-2-MX-Grafikkarte mit 32 Megabyte Speicher. Eine Festplatte mit 40 Gigabyte war ebenso im Rechner enthalten wie ein 12fach DVD-Laufwerk und ein 4x4x32 CD-Brenner.

Im Vergleich: Ein aktueller Audio PC von DAX bringt folgende Leistung:

  • 2 TB SSD
  • Rechenleistung: 8 x 3,6 GHz, Intel i7 oder i9
  • 64 GB (4×16) DDR4
  • Knapp 2.700 Euro

Entwicklung DAW

1984 – DigiDesign Sound Designer Der DigiDesign Sound Designer war für 995$ zu haben. Er wurde hauptsächlich als Sample Editor für Synclavia oder Fairlight genutzt. Später wurde daraus Sound Tools und dann das heutige Pro Tools. Der Sound Designer war nur für den Mac erhältlich und machte es zum ersten Mal visuelles Editieren möglich. Das Audiosignal wurde also zum ersten Mal auf einem Monitor dargestellt und man konnte durch einen optischen Bezugspunkt auch wirklich sehen, was und wie man editiert.

1989 – DAT I/0 – Digital I/O for the Sound Tools system 1989 Mit dem DAT I/0 – Digital I/O for the Sound Tools system mit dem Namen Audiomedia I, kam nun auch eine 2-channel DSP Karte mit analogen Ein- und Ausgängen auf den Markt.

1989 – SoundTools – DigiDesign, MIDI und 2-Spur-Audio-Editor. Sound Tools gab es für  3995$ und arbeitete mit DAT Tracks im SDII-Format. WAV wurde erst 10 Jahre später Standard. Das System wurde hauptsächlich fürs Mastering verwendet.

Mehrere Eingänge konnten nicht unterstützt werden, da die Festplatten das nicht mitmachten. Schreib-, Lese-Geschwindigkeit und Datenvolumen waren zu gering.

Randnotiz: Sound Tools arbeitete damals schon non-destruktiv.

1991 – Pro Tools 1.0 Mit Pro Tools 1.0 erschien 1991 die erste DAW mit der Möglichkeit, 4-Spur-Multitrack-Recordings durchzuführen und zu editieren. Damals war es Digidesign, die die einzige Hardware ohne Latenz lieferte.

Cubase und Logic waren bis dahin reine MIDI-Sequenzer.

1989 – Cubase 1.0 für den Atari

1990 – Cubase 1.0 für Macintosh

1996 – Cubase 1.6, Windows Mit Cubase 1.6 wurde auch das Hard-Disk-Recording mit 8 Spuren integriert, Automationen konnten erstellt werden und die DAW unterstützte ab sofort auch die Digidesign Audiomedia III PCI-Karte.

1996 – Cubase Audio 3.0 TDM for Macintosh Im gleichen Jahr erschien die Mac-Version Cubase Audio 3.0 TDM, mit der es möglich war, 16 Spuren aufzunehmen.

1993 Emagic Notator Logic (699$)

Weitere Infos zur Historie der DAWs findet ihr unter folgenden Links:

https://www.soundandrecording.de/stories/daw-history-vom-midi-navigator-zum-audio-allrounder/

https://www.namm.org/library/oral-history/evan-brooks(Sound designer, sound tools …)

https://www.pro-tools-expert.com/home-page/2018/2/19/the-history-of-pro-tools-1984-to-1993

https://www.pro-tools-expert.com/home-page/2018/2/22/the-history-of-pro-tools-1994-to-2000

Musik auf Floppy

Eine schöne Anekdote liefert der Studio-Magazin-Artikel aus Heft 7 von 1984: Damals gab es ein Aufnahme-System von CompuSonics, das auch einem digitalen Mixer und einem Recorder bestand – DSP-2000. Damit konnte man vier Stunden in Stereo, 2 Stunden in 4-Spur und eine Stunde 8-Spur aufnehmen. Kostenpunkt: 30.000$. 40.000$ musste man für das Gesamtpaket mit 4-Spur-Mischer, Aufnahmegerät und Disk-Laufwerken hinblättern. Es gab aber auch eine kleinere Variante für den Heimbereich – DSP-1000. Kostenpunkt: 1000 Dollar. Das System lieferte zusätzlich das Speichern von Musik auf einer Floppy-Disk im Kompressionsverhältnis von 5:1 bis 9:1. Außerdem war es möglich, sich per Modem Musik von einem Händler herunterzuladen.

Hier ein Zitat aus dem Artikel von damals: “Musik auf Bestellung per Modem vom Händler direkt auf die Floppy-Disk bedeutet die Umstrukturierung des Handels mit Musik. Das würde Zwischenhändler trockenlegen, die Kosten für Schallplattenfirmen würden drastisch gesenkt, Presskosten entfallen, es gibt keine Versandkosten, und die Umsätze würden steigen, weil der Konsument so wunderbar einfach bestellen kann. Wer weiß! Aber wie gesagt, wenn es funktioniert!”

Den gesamten Artikel findet ihr hier: https://view.publitas.com/echoschall-bibliothek/studio-magazin-1984-oktober-heft-77/page/26-27

 

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