Mobil & Modular

Roland Super UA-S10 − mobiles Audio-Interface mit Breakout-Box

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Nach der »Capture«-Serie geht Roland mit zwei komplett neuen Modellen an den Start. Schwarz, edel, schlicht — das haben die UA-Interfaces gemeinsam! Sehen wir uns an, was der größere der beiden Japaner auf Lager hat.ROLAND-SUPER-UA-S10-gesamt

Mit dem neuen Super UA reiht sich Roland in die aktuell weitverbreiteten Desktop-Lösungen mit Breakout-Erweiterung ein − ein Konzept, das u. a. schon von Apogee, MOTU oder RME vorgestellt wurde. Ein großer Unterschied zur Konkurrenz ist allerdings die Möglichkeit, Audioströme mit der 1-Bit-Technologie auszugeben. Ist das nur was für den Kreis der »Audiophilen«? Wir werden sehen …

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Hardware

Beim Super UA handelt es sich um ein schickes, schwarzes Desktop-Gerät mit einwandfreier Verarbeitung. Das Aluminiumgehäuse besitzt Ausmaße von 115 x 161 x 144 Millimetern (B x T x H) und ist mit nur 490 Gramm erstaunlich leicht.

Auf der Deckplatte befinden sich alle Bedienelemente. Einen Großteil des verfügbaren Platzes beansprucht der Endlos-Encoder mit Push-Funktion. Dieser regelt den Eingangs- und Ausgangpegel für die verschiedenen Anschlüsse.

Die Hardware…

…ist einwandfrei und stabil verarbeitet.

In The Box

Roland stellt Treiber für ASIO und Core-Audio bereit. Für das Super UA kann man auf beiden Plattformen alle gängigen Puffergrößen zwischen 32 und 2.048 Samples einstellen, was in Cubase auf dem MacBook Pro bei 44,1 kHz zu Ausgangslatenzen von 2,8 bis 48,5 ms führt. Das sind sehr gute Werte, selbst beim Standardwert von 256 Samples lässt sich hervorragend arbeiten.

Sollte das eigene System mal nicht mitmachen, kann man die umfangreiche Sektion »Direct Monitoring« im »Control Panel« zu Hilfe rufen. Eingang 1 und 2 lassen sich hier − mit individueller Panorama- und Lautstärkeneinstellung − ohne Umweg über die DAW sofort auf den »Direct Mix« schicken und auf einem der Ausspielwege, auch dem Kopfhörerweg, wiedergeben. Einwandfrei!

Die Abtastraten beginnen hingegen bei 44,1 und 48 kHz, bieten nach oben aber viel Luft. So sind nach 96 kHz sogar noch 176,4, 192 und 352,8 kHz (!) möglich. Da muss man erst mal die passende DAW am Start haben, um derartig rapide Taktungen zu nutzen. Die meisten Software-Kandidaten wie Steinberg Cubase, Cockos Reaper oder Ableton Live haben das Ende der Fahnenstange schon bei 192 kHz erreicht. Nur wenige Programme, beispielsweise Magix Samplitude, unterstützen Abtastraten bis 384 kHz.

Im Betrieb

Ein kurzer Quickstart-Guide ist dabei, jedoch kein Datenträger. Erst nach einem kurzen Besuch auf der Website des Herstellers und dem Download des Treibers kann die Installation beginnen.

Das Netzteil ist leider immer notwendig, denn selbst ohne angeschlossene BreakoutBox reicht die USB-Power nicht für den Betrieb aus. Schade!

Die Haptik aller Drucktaster ist hervor – ragend. Zudem sind alle Buttons mit einem leuchtenden Ring versehen, dessen Farbe bei Selektion zu Grün wechselt. Auch der Encoder ist mit einem LED-Kranz umgeben, der stets die aktuelle Pegeleinstellung des jeweiligen Kanals repräsentiert − sowohl für die Ein- als auch Ausgänge. Simpel und übersichtlich! Drückt man den Encoder, lassen sich Kanäle schnell stummschalten.

Auch das Einpegeln wird mit diesem großen Drehknopf erledigt. Durch die gerasterte Bauform ist die Abstufung von 1,5 dB zwar relativ grob, wer es genauer möchte, kann keine kleinere Schritte jedoch mit der Maus im »Control Panel« einstellen. Der PlasmaBargraph zeigt den Pegel sehr gut aufgelöst und mit angenehmer Ballistik an. Auch vor Übersteuerungen wird hier zuverlässig in roter Farbe gewarnt.

Während die beiden Line-Eingänge stets fix als Stereo-Pärchen agieren, hat man bei den Mikrofonkanälen die Möglichkeit, diese zu optional zu verbinden, indem man beide Buttons gleichzeitig gedrückt hält. Nach ähnlichem Prinzip lässt sich auch die Phantomspeisung hinzuschalten, sobald man den entsprechenden Mic-Button und den Encoder für eine Sekunde niederdrückt. Die BreakoutBox quittiert mithilfe von zwei grünen LEDs die aktivierte Stromversorgung, welche exakt 48,2 Volt auf dem Messgerät anzeigt.

Bei diesem Spiel mit den Tastern fällt ein im ersten Moment ungewöhnliches Verhalten auf, denn schaltet man beispielsweise von »Output A« auf »Phones«, verstummt das Signal auf der Hauptabhöre und wird ausschließlich auf dem Kopfhörer ausgegeben. Soll das heißen, man kann in der Regie nicht mithören, sobald ein Monitor-Mix an den Künstler geschickt wird?

Naja, diese Schaltung ist dem Modus »2 Channel« geschuldet, welcher als Werkseinstellung unter »Output« im »Control Panel« zu finden ist. Wechselt man hier stattdessen zu »6 Channel«, können alle drei Stereo-Mixes gleichzeitig ausgegeben werden. So kann man das Monitoring an die jeweilige Studiosituation anpassen, denn beide Modi haben ihre Vor- und Nachteile.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei gleichzeitiger Verwendung aller integrierten DA-Wandler keine DSD-Technologie mehr erlaubt ist und das Super UA, falls es zuvor mit 1 Bit gewandelt hat, automatisch zum traditionellen Pulsmodulationsverfahren (»PCM«) umschaltet.

»1 Bit DSD« ist im Grunde nichts Neues, denn schon viele Hersteller entwickelten in den letzten Jahren Wandler mit dieser Technologie, meist mit der audiophilen Zielgruppe im Fokus. Ebenso greifen viele CD-Player auf dieses Verfahren zurück. Auch Roland stellt mit der UA-Serie nun eine DSP-Engine namens »S1LKi« vor, die sich um die Wiedergabe von hochauflösenden Audiosignalen kümmert. Kurz gesagt verwendet DSD im Vergleich zu PCM eine viel höhere Abtastrate von 2,8 MHz, handhabt aber die Wortbreite auf eigene Weise.

Und hört man das? Obwohl sich ein beträchtlicher Teil von Tonschaffenden, inklusive des Autors dieser Zeilen, zu den Skeptikern zählt, hat das Thema DSD nie an Relevanz verloren. Jedenfalls sollte man sich einen Versuchspartner zur Unterstützung heranziehen, der zwischen den beiden Modi umschaltet, bevor man eine Entscheidung im A/B-Vergleich trifft. Erstaunlicherweise ist bei diesem Blindtest tatsächlich ein Unterschied wahrnehmbar, wenn auch nur sehr gering. Der Bassbereich erscheint bei Rolands 1-Bit-Wandlung klarer definiert, und auch das obere Frequenzspektrum klingt detaillierter.

Auch eine Fernsteuerung…

…ist dank der kostenlosen Software per Rechner möglich.

Fazit

Für den Musiker, der mal eben ein paar Signale aufnehmen möchte, ist das Super UA aufgrund des höheren Preises von knapp 600 Euro schon eine teurere Investition. Hier zahlt man für die optionale 1-Bit-Wandlung mit, die allerdings nur für die Wiedergabe von Relevanz ist. Wer jedoch im Studio und unterwegs hochwertige Audioqualität, ins – besondere der DA-Konverter, benötigt, dürfte mit dem Super UA auf seine Kosten kommen.

Vielleicht kann Roland zumindest über das »Control Panel« noch nachträglich eine Mono- und Dim-Funktion einrichten, um das SuperUA noch besser als Monitor-Controller einzusetzen. Die modulare »I/O Box« erweitert das kompakte Gerät sinnvoll um hochwertige XLR-Verbindungen. Einzig das Netzteil, welches stets für den Betrieb notwendig ist, grenzt die Mobilität etwas ein. Um letzteren Faktor besser zu gewährleisten, würde eventuell das viel kleinere »UA-M10« mit Bus-Power in Frage kommen, welches jedoch auf einen Großteil der Bedienelemente sowie Eingangskanäle verzichtet.

Gemessen…

…haben wir wie immer im Loop-Test. Hierzu wurden die symmetrischen Line-Ausgänge mit den beiden Mikrofonbuchsen verbunden.

+++ sehr gute Audiowerte

++ einfache Bedienung

++ XLR-Verbindungen per Breakout-Box

– keine Mono-/Dim-Funktionen

– Netzteil für Betrieb stets notwendig


ROLAND-SUPER-UA-S10-front

Super UA-S10

Hersteller/Vertrieb

Roland

UvP/Straßenpreis

709,— Euro / ca. 600,— Euro

www.rolandmusik.de

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Abtastraten …bei 44,1 und 48 kHz, bieten nach oben … 96 kHz sogar noch 176,4, 192 und 352,8 kHz (!) – wer braucht es? Wer hört den Unterschied?
    Ausgangslatenzen von 2,8 bis 48,5 ms – alles was 10 ms übersteigt ist NICHT mehr gut! Denn das menschliche Gehör nimmt solcherlei Unterschied deutlich wahr! Für mich ist das eines DER Kriterien in der DAW Produktion, wenn es um Audioqualität geht. Der ganze Hype um 96 kHz und mehr ist irgendwie an der akustischen Realität vorbei, wenn man sich bewusst wird, dass (soweit mir bekannt) nur das Sennheiser MKH 800 Mikro überhaupt mehr als die 20 kHz übertragen kann. Vom Hören können reden wir mal nicht:-)

    Nach meiner Auffassung sind 24 Bit und Latenzen unterhalb 10 ms viel bedeutender als der ganze sonstige Audioschnickschnack.

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    1. Also ich höre ihn jedenfalls deutlich (vor allem im Bassbereich).

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