USB-MIDI-Controller mit Universal Automap

Novation ReMOTE 25/49 SL COMPACT im Test

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Novations SL-Keyboards sind zweifellos gut, spielen mit Preisen jenseits von 500 Euro aber auch in der Luxusklasse. Wer sich mit weniger Hardware begnügen kann, findet in der neuen Compact-Klasse günstige Alternativen: „Automap Universal for the Masses.“

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(Bild: Dieter Stork, Archiv)

Das Key-Feature der SL-Serie heißt „Automap Universal”: Nachdem Sie Hard- und Software einmal eingerichtet haben, erkennt der Controller automatisch, welchen Sequenzer oder welches Plug-in Sie gerade aufgerufen haben und gibt Ihnen sofort Zugriff auf alle wichtigen Parameter. Mit den Compacts erhalten Sie diese Möglichkeiten zum Schnäppchenpreis – erweitert um praktische Details.

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Anwender der SL-Modelle können die neuen Automap-Features übrigens ebenfalls nutzen, wenn Sie das neueste Softwareupdate installiert haben. Entsprechende Hinweise finden Sie im Folgenden in Klammern […].


 

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Sound&Recording 03/16 – DAW Controller Special 

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Hardware

Ein weiteres Highlight der SL-Keyboards ist deren semi-gewichtete Klaviatur: ein guter Kompromiss zwischen Digitalpiano- und Synthesizer-Spielgefühl. Laut Novation kommt die Klaviatur der Compacts zwar von einem anderen Hersteller, sie soll aber die gleiche Qualität haben. In der Tat liegen SL und SL Compact hier sehr nah beieinander: Das Spielgefühl ist so gut wie identisch, nur die mechanischen Geräusche der CompactKlaviatur sind eine Spur lauter.

Die wichtigsten Rotstiftopfer bei den SLCompact-Modellen sind Joystick und Touchpad sowie die Fader-Sektion nebst zweitem LC-Display. Dass die Compacts weniger Bedienelemente haben, wird für viele Anwender nicht unbedingt ein Nachteil sein:

– Die Bedienoberfläche der Compact-Modelle ist schlanker, luftiger und übersichtlicher.

– Der Raumvorteil wird unter anderem für größere Drum-Pads genutzt.

– Man konzentriert sich auf ein Display und somit 8 statt 16 Parameter gleichzeitig.

– Weil das flach verbaute LC-Display bei den SL Compacts näher an der Klaviatur liegt als bei den SLs, lässt es sich besser ablesen.

Parametersteuerung

Während die SL-Modelle 64 Bedienelemente zur Parametersteuerung bieten, (16 Potis, 8 Fader, 32 Taster, 8 Pads), begnügen sich die Compacts mit 24 (8 Fader, 8 Taster, 8 Pads).

Um diese Kapazitäten voll auszureizen, gibt es unter dem Display der Compacts die Taster „Encoders A/B/C/D” und „Buttons A/B/ C/D), mit denen Sie die Belegung der 8 Regler und Taster separat in vier Sets umschalten können. So erhalten Sie Zugriff auf 4 x 8 Regler-Parameter + 4 x 8 Taster-Parameter + 8 Pad-Parameter: insgesamt 72!

Ein weiteres praktisches Exklusiv-Feature der Compacts ist die „Speed-Dial”-Funktion. Sie können einen beliebigen Regler-Parameter auf das gerasterte Speed-Dial-Poti links oben legen und diesen dann stets damit bedienen, egal welches Encoder-Set aktiv ist: praktisch für VIP-Parameter wie Volume oder Cutoff.

Vergleicht man die Hardware-Flut eines SL mit einem Compact, sieht der kleine Bruder zunächst etwas schwach aus: Bei einem SL können sie 16 Parameter gleichzeitig sehen und 64 Parameter gleichzeitig bedienen; ein Compact zeigt Ihnen nur 8 Parameter gleichzeitig, und Sie können 25 Parameter gleichzeitig bedienen.

Große Vorteile hat die Reglerflut des SL aber nur für den Bühneneinsatz, wenn man alle Belegungen kennt oder auf je acht KanalFader und Synth-Parameter gleichzeitig zugreifen will. Für subtile Studiomixdowns sind die Fader der SLs jedoch zu klein. Den meisten Anwendern werden die Bedienelemente der SL Compacts somit genügen.

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Das SL 25 punktet durch zwei Displays und eine Flut von Bedienelementen. (Bild: Dieter Stork, Archiv)
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Das SL 25 Compact nutzt seine schlankere Ausstattung jedoch optimal und lässt sich so einfach bedienen. (Bild: Dieter Stork, Archiv)

Templates

Welche MIDI-Daten die Bedienelemente senden und was das Display anzeigt, wird in Konfigurationen erfasst. 40 dieser Templates finden im internen Speicher Platz. Die meisten der installierten oder per Download verfügbaren Softsynth-Templates sind aber leider nicht – oder zumindest nicht gut – für die SL Compacts angepasst.

Mit dem ebenfalls per Download erhältlichen SL-Compact-Template-Editor für Mac/PC können Sie das deutlich schneller und bequemer nachholen als direkt an der Hardware: Laden Sie Templates aus dem Controller oder (nach dem Download) von Ihrer Festplatte, ändern Sie die Belegung im Editor durch Verschieben, oder fügen Sie selber Parameter ein. Die fertigen Templates können Sie per Mausklick in den Controller übertragen und dort gleich anwenden.

Automap Universal

Da sich die Automap-Möglichkeiten der SL- und Compact-Modelle kaum unterscheiden, beschränke ich mich hier auf die Kurzfassung. Details finden Sie im SL-Test (S&R 08/07). Novations „Universal Automap” gliedert sich in zwei Bereiche:

Mixer Automap: Wenn Sie die Funktion einmal eingerichtet haben, lädt der Controller das passende Sequenzer-Template stets automatisch. Sobald Sie Cubase, Nuendo, Logic, Live, Reason, Pro Tools etc. starten, können Sie die wichtigsten Sequenzerfunktionen sofort via Compact bedienen.

Im Gegensatz zu den Synth-Templates (s. o.) sind die Sequenzer-Templates sehr gut an die Compacts angepasst. Hier sollte man das Handbuch studieren, um nichts zu verpassen. Die A/B/C/D-Taster haben bisweilen sogar Mehrfachfunktionen. Wenn Sie etwa bei der Ableton-Live-Steuerung die Taste „Encoder A” drücken, steuern die acht Regler zunächst Send-Weg A für die Kanäle 1–8, nach einem weiteren Druck auf „Encoder A” sind sie für den Send-Weg B zuständig. Encoder-Set B steuert dann das Kanal-Panorama, Set C die Kanalpegel. Mit den Select-Tastern „Encoders/(F1)/Buttons(F2)” wechselt man die Kanäle in 8er-Gruppen usw.

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Im Editor für PC und Mac können Sie SL-CompactTemplates bequem bearbeiten oder neu anlegen. Die grafische Oberfläche zeigt die Möglichkeiten deutlich: Pro Template lassen sich die acht Regler und Taster vierfach belegen, die Drum-Pads nur einfach. (Bild: Dieter Stork, Archiv)

Plug-in Automap: Diese Funktion steckt unterstützte (s. u.) Plug-ins in eine spezielle Hülle, die der Controller direkt ansprechen kann. So vorbereitete Plugs erscheinen in der Auswahl der Sequenzer zweifach: als Normal- und als Automap-Version. Wenn Sie (bei aktivem Plug-in-Automap-Template) ein Automap-Plug-in aufrufen, wird es luxuriös: Zunächst werden die Parameter „intelligent” auf Display/Bedienelemente verteilt. Diese Belegung lässt sich einfach ändern, indem Sie im angedockten Automap-Rahmen den Lernmodus aktivieren, am Compact z. B. Regler 1 bewegen und dann im Plug-in den zu steuernden Parameter.

Bei manchen Plugs (etwa NI und Arturia) werden Regler-Parameter oft als SchalterParameter missinterpretiert. Wenn Sie dann am zugewiesenen Regler drehen, springt das Plug-in-Poti nur zwischen „voll zu” und „voll auf” hin und her. Ändern Sie dann im Automap-Rahmen einfach den Maximalwert von 1 auf 127, oder noch einfacher: Klicken Sie rechts auf das kleine Regler-Icon! Die meist recht kryptischen Parameternamen, die Automap vom Plug-in übernimmt, können Sie im Automap-Rahmen ebenfalls editieren.

Auch im Plug-in-Automap-Modus stehen wieder alle vier Regler/Taster-Sets (plus Speed Dial) und die Pads bereit, sodass sich pro Plug-in 72 Parameter steuern lassen. Wenn Sie die Controller-Belegung für ein Automap-Plug-in einmal gesichert haben, wird diese (bei aktiven Automap-Template) stets automatisch geladen, sobald Sie dieses Plug öffnen – egal in welchem Host!

Sind im Sequenzer mehrere Automap-Plugins aktiv, können Sie diese nun gemeinsam im Display anzeigen lassen, indem Sie die Drumpads-Taste gedrückt halten [SL: Select-Taste links neben den Drumpads]. Selektieren Sie das gewünschte Plug im Display, und schon können Sie es editieren.

Wohlgemerkt: Plug-in Automap ist eine eigenständige, „intelligente” Funktion, die unabhängig von Mixer-Automap und anderen Templates arbeitet. Spezielle Soft-Synth-Templates brauchen Sie deshalb meist nur dann, wenn Sie Hardwaresynthesizer oder Standalone-Softsynths steuern möchten.

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Die Automap-Version eines Plug-ins unterscheidet sich vom Original nur durch den unten angedockten Rahmen. Dort finden Sie Lern- und Edit-Funktionen, um die Bedienelemente einfach anzupassen. (Bild: Dieter Stork, Archiv)

Templates schnell wechseln

Bei der Sequenzerarbeit wechselt man normalerweise nur zwischen dem Sequenzer-Template und dem Plug-in-Automap-Template – das aber ständig. Einer meiner größten Kritikpunkte im Test der SL-Controller war, dass sich dieser Template-Wechsel noch zu umständlich gestaltete.

Novation sah das wohl ähnlich und spendierte deshalb SL und Compact nicht nur die Möglichkeit, Templates via MIDI-Kommando zu wechseln, sondern auch zwei weitere praktische Features:

Quick Jump: Wenn man am Compact die Taster Template-Up/Down gleichzeitig drückt [SL: Play- und Edit-Taste], zeigt das Display 16 Templates gleichzeitig: Die oberen 8 können Sie in 8er-Gruppen umschalten. Unten sehen Sie stets die Anpassungen für Sequenzer, die User-Presets und den Plug-in-Automap-Modus. Um ein angezeigtes Template zu aktivieren, müssen Sie nur die entsprechende Taste drücken.

Automap-Taster: Taster/Pads können nun auch bestimmte Templates aufrufen. Aktivieren Sie dazu das Template, in dem Taster/Buttons mit Template-Wechsel belegt werden sollen, halten Sie die Edit-Taste, tippen Sie das Bedienelement an, und wählen Sie im Display „Control -> Template” sowie die Nummer des aufzurufenden Templates. Belegen Sie bei Bedarf weitere Taster/Pads, und sichern Sie die Änderungen zum Schluss mit „Write” [SL: identisch].

Legen Sie so etwa Ihr bevorzugtes Sequenzer-Template auf Drum-Pad 7 und das Plugin-Automap-Template auf Drum-Pad 8: Schon können Sie per Fingertipp zwischen Sequenzer- und Plug-in-Steuerung wechseln. Bedenken Sie dabei jedoch, dass man das Sequenzer- und das Plug-in-Automap-Template modifizieren muss. Hat man diese Hürde einmal genommen, ist es perfekt.

Plug-in-Automap für VST Mac

Bisher funktionierte Plug-in-Automap auf dem PC nur bei VST-, auf dem Mac nur bei AU-Plugs. Erfreuliche Nachricht für alle, die Cubase oder nun auch Nuendo auf dem Mac nutzen: Die Mac-VST-Unterstützung hat Novation nun nachgereicht – allerdings mit gewissen Einschränkungen.

Im „Plug-in Manager” des Automap-Universal-Hilfsprogramms werden nun neben den installierten AU-Plugs auch alle VST-Plugs gelistet. VST-Plugs, die Sie dort für Automap vorbereitet haben, erscheinen in der Auswahl von VST-Hosts wie Cubase Mac.

Eingesetzten Automap-Plug-ins fehlt hier aber leider der Automap-Rahmen, der das Editieren bei AU-Mac- oder VST-PC-Plugs so einfach macht. Zur Auswahl des Automap-Plugs, das Sie via Hardware bedienen möchten, können Sie die Selektion über die Drumpad/Select-Taste nutzen (s. o.). Wenn Sie die automatische Belegung editieren wollen – etwa um einen Plug-in-Parameter per Lernfunktion auf einen Regler zu legen –, müssen Sie die Taste „Buttons B4” drücken [SL: Select-Taster rechts unten]. Im Display erscheinen dann fast alle Möglichkeiten, die ansonsten im Automap-Rahmen zu sehen wären. Das Editieren von Parameternamen, Maximal/Minimal-Wert und Schrittgröße ist allerdings nicht möglich. Sie können nur per „Default All” alle Automap-Parameter des Plugs als Standard-MIDI-Regler definieren. Natürlich ist die Plug-in-Automap-Implementierung für VST Mac noch ein Kompromiss. Man sollte jedoch bedenken, dass der fehlende Automap-Rahmen nur dann ins Gewicht fällt, wenn man seine Plugs zum ersten Mal für Automap einrichtet. Die wichtige Learn-Funktion wie auch die spätere Bedienung der Plugs funktioniert schon jetzt sehr gut. Am SL Compact konnten wir das Ganze schon selber ausprobieren. Ein entsprechendes Softwareupdate für die SL-Modelle soll bei Erscheinen dieses Tests ebenfalls verfügbar sein.

Praxis

Universal Automap ist ein tolles Feature, und wer es einmal verstanden und eingerichtet hat, wird es nicht mehr missen wollen. Leider gibt es aber noch „blinde Flecken”:

– Sequenzer-eigene Plug-ins können Sie nur mit der vergleichsweise simplen Plug-in-Steuerung bedienen, die in den Sequenzer-Templates integriert ist.

– Bei Arturia-Plugs unter Logic Pro steht die Automap-Version gar nicht zur Wahl, oder der Automap-Rahmen ist nicht zu sehen. All dies betrifft SL und SL Compact. Natürlich arbeitet Novation auch hier an Lösungen und Optimierungen.

Mit PAC bietet das Compact eine weitere Neuerung. Damit können Sie den Wert jedes Parameters, den Sie mit dem Mauszeiger berühren, durch Drücken+Drehen des SpeedDial ändern: für alle, die kein Mausrad haben. Die neuen Automap-Funktionen sind hingegen richtig praktisch. Besonders der schnelle Template-Wechsel via Quick Jump oder Taster/Pads ist in der Praxis Gold wert.

Fazit

Mit einer Preisempfehlung von 349 Euro kostet das 25 SL Compact ein Drittel weniger als das 25 SL, und selbst mit dem VierOktaven-Modell 49 SL Compact spart man im Vergleich zum 25 SL noch 100 Euro. Wer die Compact-Modelle deshalb nur als „BilligVersionen” der SL-Controller sieht, liegt trotzdem falsch. Novation hat genau an den richtigen Stellen gekürzt, die Möglichkeiten der Bedienelemente optimal genutzt und sogar neue Features wie Speed-Dial-Parameter spendiert. Gleichzeitig hat Novation für SL Compact und SL auch das Key-Feature Automap aufgewertet, unter anderem durch VST-Mac-Unterstützung und Möglichkeiten zum schnellen Template-Wechsel.

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(Bild: Dieter Stork, Archiv)
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(Bild: Dieter Stork, Archiv)

Power-User, die nie genug Bedienelemente gleichzeitig haben können, werden weiterhin zu den SL-Modellen greifen. Wer Automap zum unschlagbaren Preis und eine möglichst einfache Bedienung will, ist mit 25/49 SL Compact jedoch bestens bedient.korg-profil

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