Beat-Programming mit Massive Beats Corp

Trapped − HipHop meets Dubstep

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HipHop in all seinen Varianten ist an dieser Stelle selbstverständlich ein immer wiederkehrender Begleiter. Heute steht ein besonders aktuelles Sub-Genre im Fokus: Trap, oder noch spezieller: Chill-Trap. Wir besuchten dazu den Frankfurter Profi-Beat-Künstler Julez aka Massive Beats Corp.

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(Bild: Philipp Levinger)

HipHop- und Dubstep-Elemente als clevere Mixtur? Voila, da wären wir! Aktuelle Musikstile leben von permanenter Weiterentwicklung. Gerade in Bereichen, die sich im weitesten Sinne der Clubmusik zuordnen lassen, speist der Underground sämtliche etablierten Genres mit immer neuen Einflüssen. Die Trends sind manchmal so kurzlebig, dass sie von der Musikindustrie kaum wahrgenommen werden, in anderen Fällen entwickelt sich daraus in Rekordzeit der Mainstream von morgen.

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Meist entstehen neue musikalische Richtungen, indem vorhandene und beliebte Bestandteile neu miteinander kombiniert werden. So ist es nicht verwunderlich, dass klassische HipHop-Elemente mit Hardstyle- und Dubstep-Anleihen zusammengefunden haben: Die Genre-Bezeichnung lautet »Trap«.

Anerkannter Experte für aktuelle und klassische HipHop-Styles und ihre diversen musikalischen Abkömmlinge ist der Frankfurter Beat-Programmierer und Produzent Julez aka Massive Beats Corp.

Halftime Beat

»Im Trap sind zahlreiche, zum Teil recht gegensätzliche musikalische Elemente zu finden«, erklärt Julez. »Das macht diesen Style so interessant.« Typisch sind synthetische Sounds, allen voran Drums von Rolands TR-808, gepaart mit kraftvollen Subbässen. Sie entstammen, ebenso wie die tief gepitchten Raps, dem HipHop, oder genauer: dessen elektronischer, bisweilen recht aggressiv klingenden und äußerst tanzbaren Variante Crunk.

Das Tempo liegt üblicherweise im Bereich von 130 bis 150 BPM, wird aber »halftime« gespielt, d. h., der Beat wird für bestimmte Instrumente über die doppelte Taktanzahl gestreckt. Das gefühlte Tempo erscheint somit nur noch halb so schnell − auch im Dubstep ist das Halftime-Tempo ein grundlegendes Stilmittel. Die Subbässe im Trap besitzen einen einfachen, geradlinigen Melodieverlauf über zwei oder vier Takte. Auch hier steht wieder der Dubstep Pate.

Der Halftime-Programmierung wird ein zweites, recht auffälliges Element entgegen gesetzt, meist in Form einer schnellen Hi-Hat- oder Percussion-Figur, die das gefühlte Tempo deutlich beschleunigt. Auch dieses kennt man von diversen Breakbeat-Styles, etwa Drum & Bass oder Dubstep. Julez nutzt gerne 16tel- und 32tel-Patterns oder gar 64tel-Noten, auch vielfach in Form von Triolen.

Chill Trap

Unseren Demobeat ordnet Julez unter dem Subgenre »Chill Trap« ein. Hier stehen weichere Sounds und zahlreiche Gesang-Parts anstelle von markanten Rap-Einlagen im Vordergrund. Auch hier dient Julez die Roland TR-808 als wesentliches gestalterisches Mittel. Ihre weichen und runden, aber dennoch durchsetzungsfähigen Sounds werden gerne mit einer kräftigen Portion Hall angereichert; das Ergebnis harmoniert sehr gut mit dem eher ruhigen und vorwiegend elektronisch geprägten Klangbild des Chill-Trap.

Die gesamte Sound-Ästhetik sollte vergleichsweise glatt und sauber erscheinen. Piano-Chords und orchestrale Klänge bieten sich dazu bestens an. Harsche Zerr-Sounds, wie sie im Hardstyle zu finden sind, bleiben dagegen außen vor. »Neben den Genre-typischen Sounds sollte man viel Wert auf eine eigene Klanggestaltung legen«, erklärt Julez. So entstammen einige Percussion-Sounds unseres Demo-Beats den Aufnahmen von Steinen, die in ein Flussbett geworfen wurden.

Die Kick unseres Demos produziert wider Erwarten keine TR-808, sondern das bearbeitete Sample eines alten Ludwig-Drumkits. Die Mitten des Kick-Samples sind kräftig verstärkt. So wird ein sehr bauchiger Charakter erzielt, der sich gut gegen den massiven Subbass des Beats durchsetzt. Es gilt die Devise, kreative Freiräume unbedingt über Genre-spezifische Regeln zu stellen.

Julez startet grundsätzlich jedes Projekt mit NIs Sampler Kontakt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Einzelsounds oder Loops zum Einsatz kommen. Er nutzt für jedes Drum-Instrument eine eigene Kontakt-Instanz, um zu jedem Zeitpunkt maximale Kontrolle über die Sounds auf Sample-Ebene zu behalten. »Ich liebe Audio-Editing«, betont Julez.

Im nächsten Schritt werden alle Kontakt-Instrumente zu Audiospuren in Logic Pro gebounct, um dort ausschließlich via Audio-Editing weiterbearbeitet zu werden. Nur der 808-Bass bleibt als MIDI-Spur erhalten. So kann Julez bis zuletzt problemlos die Melodieführung verändern. Die treibenden Elemente Snare und Hi-Hats quantisiert Julez gerne, Kick, Percussion und weitere rhythmische Elemente jedoch nicht. »Abwechslung ist mir sehr wichtig − nicht nur bei den Drums sondern im ganzen Arrangement!«

HipHop- und Dubstep-Elemente sorgen für musikalische Reibung in Julez’ Drum-Programming-Demo. Ein Halftime-Pattern, kombiniert mit schnellen Hi-Hat-Figuren, sind wesentliche rhythmische Bestandteile unseres »Chill-Trap«-Beats.

Massive Beats Corp

Julez, mit bürgerlichem Namen Jules Hergenroeder, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Der Pianist und Drummer hat sich nicht nur in der umtriebigen HipHopSzene des Rhein-Main-Gebiets etabliert — als Massive Beats Corp (MBC) arbeitet er in jüngster Zeit mit zahlreichen US-Künstlern zusammen. In Julez‹ Credit-Liste finden sich u. a. Produktionen für den in San Francisco beheimateten UniversalAbleger Fontana, für Catchster Entertainment in Florida sowie für HipHop-Künstler diesseits und jenseits des großen Teichs, etwa für Jonesman, Patric Q, Chris Styles, Aaron Bell und Slick Watts. Aktuell arbeitet Julez an einer eigenen EP mit dem Titel Lonely Creatures EP. Die Veröffentlichung ist für das zweite Quartal 2014 bei Julez’ eigenem Label Massive Beats Corp geplant.

www.facebook.com/Massive.Beats.Corp

www.soundcloud.com/massive-beats-corp

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