Hits zum Nachbauen

De/constructed – Chemical Brothers – Go

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In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Diesmal geht es um die Big-Beat-Legende The Chemical Brothers, die mit ihrer Single Go bei der diesjährigen Grammy Verleihung in der Kategorie »Best Dance Recording« nominiert waren. Schaut euch hierzu auch unseren Videoworkshop an.

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THE CHEMICAL BROTHERS Tom Rowlands und Ed Simons gründeten The Chemical Brothers bereits Anfang der 90er-Jahre in Manchester und gehörten schnell zur Speerspitze der Big-Beat-Bewegung. Go ist die erste Single aus ihrem bereits achten Album Born In The Echoes. Der Track fand direkt Verwendung in der Werbung wie etwa für die Sony PlayStation 4 oder das Videospiel »Need For Speed«. Außerdem wurde Go für den diesjährigen Grammy in der Kategorie »Best Dance Recording« nominiert. Es ist nicht die erste Nominierung für das Duo, 2006 konnten sie die begehrte Trophäe sogar in derselben Konstellation mit Rapper Q-Tip für den Track Galvanize mit nach Hause nehmen.

 

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Zusammen mit Fatboy Slim, The Prodigy oder The Crystal Method gehören die Chemical Brothers zu den Wegbereitern des auf Breakbeats aufgebauten Big Beat, der vor allem rund um das Millennium seine Hochphase hatte. Geblieben ist die Underground-Attitüde mit einem rohen, erdigen, fast schon Rockband-artigen Sound, vermischt mit Urban-, HipHop-, House- und Techno-Einflüssen. Und so finden sich genau diese Elemente auch in Go wieder: programmierte und/oder gesampelte Drums, dreckig getrimmte, rohe Synths, 303-Acid-Lines, eine funkige Bassline, wie sie seit der 97er-Hitsingle Block Rockin’ Beats typisch für die Chemical Brothers ist, sowie lässige Raps von Feature-Artist Q-Tip. Für die Umsetzung im heimischen Rechner kommen verschiedenste Drumsamples und Player, Spectrasonics Trilian, Arturia Jupiter-8V, einige Lennar Digital Sylenth-1- Instanzen sowie viele klangfärbende Effekte zum Einsatz.

Drums: Basis ist ein viertaktiger Drumloop, stilistisch angesiedelt irgendwo zwischen Disco und HipHop-Breakbeat in 120 BPM. Durch die markante, sehr hookige Percussion und beigemischtes Vinylknistern klingt sie sehr Old-school und wie von Platte gesampelt. Für die Programmierung eignen sich mit »Oldschool«, »Urban« oder ähnlich betitelte Samplepacks wie sie es z. B. von Anbietern wie BHK Samples oder Loopmasters gibt. Kick, Snare und Claps wurden auf diese Weise in Battery zusammengestellt. Die Kick erhält zusätzlichen Subanteil von Nicky Romeros Plug-in »Kick«. Die Claps sind durchgängig etwas vorgezogen, um einen lebendigen, nicht starren Sound zu erzeugen.

Für die Hi-Hat-Figur kommen wegen des unterschiedlichen Sounds gleich zwei Drumplayer zum Einsatz: Addictive Drums 2 (Indie Kit: Slow Rivers), und Toontrack Superior Drums: N.Y. Allaire. Letztes Element ist die melodische Percussion-Hook. Sie ist so gepitcht, dass ein tonales Pattern entsteht, dazu gibt es viel Reverb aus den Cubase-Effekten Roomworks (FX Afterburner) und REVelation (Church Bright).

Bass & Synths 

Die markante, nach vorn treibende Bassline wird vom »Retro 60’s Full Range«-Bass aus Spectrasonics Trilian gespielt. Im Refrain wird sie von einem tieferen Subbass gedoppelt (Trilian: Genesis 2600 Lead). Für den dicken Bass-Sweep im Intro kommen gleich zwei Instanzen von Sylenth 1 als Layer zum Einsatz, die mit EQ, Reverb und vor allem Chorus bearbeitet wurden.

Synths: Hier kommt so viel zum Tragen, dass man sich unbedingt ergänzend unseren Videoworkshop anschauen sollte, in dem wir auf viele Details eingehen. Generell gilt, dass den soliden Grundsounds erst mit Filtern, Verzerrern, Reverbs und sonstigen Plug-ins der rohe, erdige Klangcharakter verliehen wird. So klingt z. B. der »Broken Woodblock« genannte Part ohne Bearbeitung wie der Leadsound aus Popcorn. Soundtoys Decapitator, EQ, ein sehr kurzes Delay von 72 ms aus dem Waves H-Delay und der Chorus-artige Soundtoys Micro-Shift erzeugen erst das letztendliche Ergebnis. Das Synthbrass-Lick erinnert in Sound und Spielweise an die 80er, weshalb hier ein mit dem Camelaudio Camel-Crusher angezerrter Arturia Jupiter-8V zum Einsatz kommt, der zusätzlich mit einem deutlich wahrnehmbaren kurzen Hall aus dem Sonnox Oxford Reverb versehen wird. Auch der Synth-Lead-Sound erinnert mit seinem packenden Attack an einen guten alten Klassiker: den Roland Juno-106. In unserem Fall ist dies das Native Instruments Reaktor-Ensemble Junatik (auf der Basis des Presets »Sub Saw Seq«), das mit weiteren Sounds gelayert und dann in einer Gruppe ebenfalls mit dem CamelCrusher stark angeraut sowie mit einem Valhalla Room versehen wird. Vocal-Samples und einige Wooshes runden das Pattern ab.

Arrangement & Master 

Die Chemical Brothers türmen als Liveact riesige Equipment-Burgen auf. Hier ist der Ansatz, mit teils vorgefertigten Parts, Drumcomputern, klassischen Synths, Mixer und Effekten eine energetische Performance aufzubauen. Diese Live-Erfahrung spiegelt sich auch auf Platte wider, so gibt es neben klassischen Strophen und Refrains auch immer einen Spannungsbogen mit Breaks, Build-Ups und Drops, wie man es aus dem Dance kennt. Und so kann man auch hier die Parts loopen, verlängern, verkürzen etc. – Hauptsache, es baut sich eine Spannung auf.

Der Masterbus wird mit dem Steven Slate VBC FG-Grey, einem dem SSL Buss Compressor nachempfundenen Plug-in, verdichtet. Für weiteren erdigen »Sounds like a record«- Sound sorgt die UAD Ampex ATR-102-Bandmaschine. Der UAD Precision Maximizer rundet die Kette ab. Viel Spaß beim Experimentieren mit den Patches, Audio- und MIDI-Spuren des Download-Packs. 

>> Die komplette Session mit allen Datein für deine DAW kannst du hier herunterladen <<


 

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Sound&Recording 03/16 – DAW Controller Special 

In der Sound&Recording-Ausgabe 03/16 stehen DAW-Controller im Fokus. Wir haben Ableton Push 2, NI Maschine und Komplete Kontrol S, Bitwig Surface Pro und das iPad Pro als Controller für euch getestet. In der StudioszeneD erfahrt ihr, wie die AVID S3 das Mixing von “Astronaut” von Sido und Andreas Bourani beeinflusst hat. Außerdem durften wir einen Blick hinter die Kulissen von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ werfen. Studio-Story: Dave O’Donnell produziert Keith Richards drittes Solo-Album Crosseyed Heart. Außerdem im Heft: Testberichte zu den UAD-2-Plug-ins Eventide H 910, AKG BX20 und Cinematique Instruments Ensemblia − Update 1.5. In De/constructed nimmt Henning Verlage The Chemical Brothers – Go auseinander.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wo ist der Download Ordner ?

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    1. Hey Sabrina,

      du findest den Link zu den Downloads wie immer am Ende des Artikels.

      Grüße,
      Marc

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