Groß klingt groß!

Studioszene D – Performance Studios in Frankfurt am Main

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In den Frankfurter Performance Studios wurde einst Jazz-Geschichte geschrieben. Vor nicht einmal zwei Jahren hat sich ein junges Betreiberteam das Ziel gesetzt, den traditionsreichen Ort vor dem drohenden Vergessen zu bewahren und ihm zu neuem Glanz zu verhelfen − ein Rundgang durch die Frankfurter Performance Studios.

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Frankfurt am Main gilt seit Langem als deutsche Jazz-Metropole. Die Musik der zahllosen nach 1945 im Rhein-Main-Gebiet stationierten US-Soldaten traf dort auf einen äußerst begünstigenden Nährboden, der sehr bald Clubs mit Weltgeltung und eine ebensolche Musikerszene hervorbrachte. Zu den illustren Namen des „Frankfurt Sounds“ zählen die Brüder Albert und Emil Mangelsdorff, Michael Sagmeister, Volker Kriegel, die Barrelhouse Jazzband, die HR-Bigband und viele mehr. Nicht wenige von ihnen bevorzugten für ihre Aufnahmen das an der nördlichen Stadtperipherie gelegene Performance Studio, Anfang der 80er von den Teldec-Produzenten Wolfgang Jensen und Walter Brüssow in einer ehemaligen Brotmaschinenfabrik erbaut. Seit der Jahrtausendwende litt diese Jazz-Institution jedoch unter dem allgemeinen Niedergang der Studioszene und geriet zunehmend in Vergessenheit..

2011 entdeckte das Frankfurter Musiker- und Produzentenpaar Jörg und Sandra See das Potenzial der Räumlichkeiten und übernahm das Studio samt Inventar. In einem bewundernswerten Kraftakt wurde das Studio in Rekordzeit technisch und baulich modernisiert, ohne ihm dabei seinen rohen Charme und die Patina von drei Jahrzehnten Aufnahmealltag zu nehmen. Das Performance Studio ist wieder auferstanden − konzeptionell noch immer ganz der klassischen Live-Aufnahme verbunden und darüber hinaus auf die Erfordernisse einer modernen und Budget-orientierten Musikerszene eingerichtet.

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Die Wall of Fame − die Produktionen aus der langen Studiogeschichte lesen sich wie ein Who-Is-Who der europäischen Jazz-Szene: Albert und Emil Mangelsdorff, Wolfgang Dauner, Michael Sagmeister, Mercedes Sosa, Jasper van’t Hof, Heiner Goebbels, Chet Baker und Attila Zoller, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Die Interaktion zwischen den Musikern ist immer die wesentliche Essenz einer Aufnahme, egal in welchem „Genre man sich bewegt“, sagt Studiobetreiber Jörg See. „In diesem Punkt können wir unseren Kunden Einmaliges bieten, denn Größe, Akustik und Atmosphäre des Aufnahmesaals sind in Deutschland fast konkurrenzlos − groß klingt groß …“ Wann immer möglich, nimmt Jörg deshalb eine komplette Band ohne Overdubs auf und nutzt da – bei sein umfassendes Expertenwissen als Beschaller von Jazz-Festivals. Die Technik steht dabei bewusst im Hintergrund und wird so sparsam wie möglich eingesetzt: „Wir haben schon Band-Aufnahmen mit einem einzigen Drum-Mikro gemacht − und es hat hervor – ragend funktioniert!“

Die sorgfältige Vorbereitung einer Aufnahme hält Jörg für besonders wichtig. Dieser Schritt beinhaltet nicht nur technische Aspekte wie optimale Mikrofonpositionen, sondern vor allem den umfassenden Austausch mit den Musikern. Welches Klangideal erwartet die Band? Wo liegen Stärken und Schwächen der Instrumentalisten? So ist Jörg das „Fix it in the Mix“-Prinzip fremd: „Der Mix ist bei uns oft eine vergleichsweise schnelle und auf das Wichtigste reduzierte Angelegenheit. Wenn ich nach der Aufnahme und dem Editieren alle Regler zunächst auf gleiches Level bringe, passt der Mix in vielen Fällen schon weitgehend und erfordert nur noch zusätzliche Feinarbeit. Das funktioniert besonders bei Jazz-Produktionen ausnehmend gut, denn hier arbeitet man mit Topmusikern und Super-Arrangements. Nach einer perfekten Einspielung wird die eigentliche Produktion fast Nebensache.“

Selbstverständlich sind nicht nur Jazz-Bands gern gesehene Kunden des PerformanceStudios. Die Bandbreite reicht von Metalcore über Blues, Funk/Soul, HipHop und Pop bis zur Klassik. Wo immer es sinnvoll erscheint, hilft das Team mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen über kreative Durststrecken hinweg. Das schlüssige Konzept hat sich in den vergangenen zwei Jahren nach Wiederaufnahme des Studiobetriebs bewährt und wird mit zunehmend gefüllten Auftragsbüchern belohnt. Das klassische Konzept des Live-Recordings ist erfolgreich in moderne Produktionserfordernisse eingepasst.

In den Performance Studios ist der Name Programm:
Die äußerst großzügigen Räumlichkeiten erlauben Live-Aufnahmen in fast jeder Größenordnung − wenn gewünscht, auch mit Publikum. Big Bands fühlen sich hier seit den Gründungstagen des Studios zu Hause, aktuell sind auch Klassik-Aufnahmen für Film- und Musikproduktion problemlos möglich. Studiobetreiber Jörg See liebt die Live-Aufnahme mit kompletten Bands: „Es klingt klasse und schont zudem das Budget.“

Performance Music Records
Neben Genre-übergreifenden Auftragsarbeiten werden im Studio alle Produktionen für das eigene Label Performance Music Records realisiert. Auch hier steht „handgemachte“ Musik im Vordergrund. Das Mitte 2011 ins Leben gerufene Label beheimatet Künstler wie Wolf Schubert-K, Flickenchilled und einige mehr, deren Projekte sich gegenwärtig in der Vorbereitungsphase befinden.

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