Rückkehr eines Klassikers

Zoom H4n Pro – Field-Recorder im Test

Anzeige

Wenn es um mobile Aufnahmegeräte im Handformat geht, spielt Zoom schon längere Zeit auf den vorderen Plätzen mit. Nun wurde die bisher erfolgreichste Modellreihe »H4« ein zweites Mal überarbeitet und auf die steigenden Ansprüche der User angepasst. Wie gut sich der nun als »H4n Pro« bezeichnete Handy-Recorder macht und ob für den Besitzer der älteren Serie ein Upgrade sinnvoll ist, sagen wir euch in diesem Artikel.

(Bild: Stephan Lembke)

Mit der Veröffentlichung des Field-Recorders H4 schlug die Firma Zoom im Jahr 2004 hohe Wellen in der Welt der Budget-orientierten, mobilen Aufnahme. Der handliche Recorder ermöglicht die simultane Aufnahme von vier Eingangssignalen, während Konkurrenzmodelle auf zwei Spuren limitiert oder viel größer und teurer waren. 2009 erschien unter dem Namen H4n (mittlerweile für den Abverkauf in H4nSP umbenannt) eine verbesserte Version als Aktualisierung. Diese räumte einige Kritikpunkte des ersten H4-Recorders aus und wurde ein absoluter Verkaufsschlager. Zoom konzentrierte sich anschließend auf die Neuentwicklung von mobilen Handyrecordern wie den »H5« und das aktuelle Flaggschiff H6.

Anzeige

Im Jahr 2016 wurde nun zur Überraschung vieler ein weiteres Update des H4 unter der Bezeichnung H4n Pro vorgestellt. Mit diesem Modell sollen Unzulänglichkeiten des Vorläufers H4n ausgeräumt werden.

Die »alten« Features

Der Zoom H4n (Pro) weist die typischen Fertigkeiten auf, die ein Field-Recorder in dieser Preisklasse beherrschen sollte. Darunter findet sich an erster Stelle die Audioaufnahme mit 24 Bit und bis zu 96 kHz Abtastrate, doch auch direktes MP3-Recording ist möglich. Aufgezeichnet wird auf SD- und SDHC-Speicherkarten (bis 32 GB Kapazität), die maximale Dateigröße einer Aufnahme ist auf 2 Gigabyte begrenzt. Um keinen wichtigen Moment zu verpassen, kann ein Aufnahmepuffer aktiviert werden, der konstant bis zu zwei Sekunden Material aufzeichnet. Außerdem ist eine Auto-Aufnahmefunktion vorhanden, welche ab einem festlegbarem Threshhold automatisch mit der Aufnahme beginnt und diese bei unterschreiten dieses Schwellenwertes beendet.

Zwei Mikrofone sind in einer festen XY-Anordnung installiert, deren Aufnahmewinkel jedoch zwischen 90° und 120° umgestellt werden kann. Ein wichtiges Feature sind die beiden XLR-Combo-Eingänge, die über Phantomspeisung verfügen und simultan zum integrierten XY-Mikrofon-Setup aufgezeichnet werden können. Das integrierte Mikrofon kann zudem umgangen werden, was die Aufnahme eines unsymmetrischen Stereosignals via 3,5-m-Klinke ermöglicht. Durch die verfügbare »Plug-In Power« können so auch Ansteckmikrofone mit den notwendigen 2,5 Volt gespeist werden.

Ein Kopfhörerausgang, der gleichzeitig als Line-Ausgang genutzt werden kann, ist ebenfalls im H4n integriert. Zum schnellen Check der Aufnahme ist ein zusätzlicher Mono-Lautsprecher eingebaut.

Neben der parallelen Mehrspuraufnahme beherrscht der H4n auch das Overdub-Verfahren und ermöglicht damit das nachträgliche Layern von bis zu vier Mono-Spuren. So birgt der kleine Recorder besonders für Gitarristen und Songwriter interessante Features. Mit an Bord befindet sich außerdem ein umfangreiches Effekt-Arsenal mit allen erdenklichen Effekttypen, Verstärkersimulationen, Metronom und Stimmgerät sowie einem Phrase-Trainer. Quasi ein 4-Spur-Mini-Studio. An einen PC oder Mac angebunden wird der H4n damit zum Audio-Interface in Stereo-Konfiguration.

Die Neuerungen

Zunächst weist der Zoom H4n Pro kosmetische Überarbeitungen auf, die den Recorder besser in eine Reihe mit den anderen mobilen Zoom-Recordern bringen lässt. Das Display leuchtet dementsprechend in hellem Blau-Weiß, und das dunkle Gehäuse ist mit einer Gummibeschichtung überzogen. Die XLR-Buchsen an der Unterseite sind jetzt in verriegelnder Ausführung vorhanden, sodass sich die Kabel von externen Mikrofonen nicht selbstständig lösen können.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat der H4n Pro nun die Mikrofonvorverstärker integriert, die auch bei den Recordern H5 und H6 zum Einsatz kommen. Weil sein Grundrauschen deutlich verringert wurde, können nun auch sehr leise Schallquellen aufgenommen werden, ohne dass diese zu sehr im Rauschen des Recorders verschwinden. Auch das Stereomikrofon des H4n Pro wurde verbessert und hält nun einem Schalldruckpegel von 140 dB SPL stand. Somit übertrifft dies die Vorgänger um rund 10 dB und geht deutlich über die Schmerzgrenze. Kaum ein Signal ist damit vor dem eingebauten Mikrofon sicher.


Kampf der Generationen: Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen dem Zoom H4n(SP) und dem H4n Pro recht gering.

 


Vergleich in der Praxis

Der H4n Pro ist sehr ähnlich zum Vorläufermodell H4n aufgebaut. Das Gehäuse der Pro-Serie ist nun allerdings gummiert und damit griffiger. Gerade bei langem Halten des Aufnahmegeräts (z. B. beim Field-Recording) fällt dieser Aspekt positiv auf.

Wer viel mit den vorherigen H4-Modellen unterwegs war, wird sicherlich mal das Kabel aus seiner Buchse verloren haben − so ist es mir mit dem H4n zumindest schon ergangen. Hier schafft die XLR-Verriegelung Abhilfe und trifft bei diesem Alltagsproblem mitten ins Schwarze. Eine Verbesserung des einfachen Menü-Rads und des Speicherkarten-Slots bleibt allerdings weiterhin auf der H4-Wunschliste.

Die Lesbarkeit ist bei beiden Versionen gleichwertig, und Buttons auf der Gehäusefront wurden überarbeitet und weisen nun die rechteckige Form auf, die eher an den Zoom H6 erinnern. Grundsätzlich fällt hier keine große Veränderung auf, einzig der Record-Button bietet weniger Widerstand und wirkt in der alten Version besser. So kam es beim Einsatz des Recorders vor, dass die Aufnahme schon lief und durch das erneute Drücken des Buttons aus Versehen Marker gesetzt wurden.

Bei näherer Betrachtung der Verarbeitung fällt auf, dass die Hintergrundbeleuchtung des H4n-Pro-Displays am Ring des Record-Buttons durchschimmert. Auch die aufgesetzten Anwahltasten des internen Mikrofons oder der XLR-Eingänge scheinen eher von der einfachen Sorte zu sein. Alles in allem nicht besonders schlimm, doch Haptik und Verarbeitung haben sich hier ein wenig verschlechtert.

Nun zum wichtigsten Aspekt, dem Klang. Bei Vergleichsaufnahmen fällt auf, dass sich die Überarbeitung der Mikrofonvorverstärker hören lassen kann. Gerade bei der Aufnahme von leisen Quellen ist weniger Grundrauschen vorhanden, und die Ergebnisse klingen direkt hochwertiger. Doch auch am anderen Ende des Dynamikbereichs kann der H4n Pro in Bezug auf das eingebaute Stereomikrofon punkten. Durch die verringerte Empfindlichkeit ist selbst das Signal einer gesamten Band im Proberaum weit genug von der Clipping-Grenze entfernt und kann störungsfrei eingefangen werden. Zudem scheinen die oberen Mitten etwas besser dargestellt zu werden, was bei Musikaufnahmen für mehr Durchsetzungsfähigkeit sorgt.

Obwohl die interne Projekt- und Speicherverwaltung des H4n Pro identisch mit dem Vorgängermodell ist, kam es bei den Testaufnahmen zu einem kleinen Schockmoment. Bei der Aufnahme des letzten Klangbeispiels las der H4n Pro die 32-GB-Speicherkarte nicht mehr korrekt und meldete, dass keine Daten auf der eingelegten Karte wären. Zum Glück waren die vorherigen Aufnahmen dennoch vorhanden und konnten mit dem Computer ausgelesen werden. Allerdings wurde dieselbe Karte vom H4n anstandslos akzeptiert. Um sicherzugehen, dass der H4n Pro keinen groben Fehler aufwies, wurden sämtliche SD-Karten aus dem Bestand mit dem Testgerät ausprobiert. Reproduzierbar war der aufgetretene Fehler allerdings nicht. Nach der Formatierung der ursprünglichen SD-Karte lief diese auch wieder ohne Probleme im H4n Pro. Der Wichtigste ist jedoch, dass keine Daten gelöscht oder überschrieben wurden, auch wenn beim Lesen Probleme SOUND & RECORDING 12.2016 auftraten. Wie diese zustande kamen, konnte allerdings nicht näher geklärt werden.

Fazit

Auch wenn der Zoom H4n Pro zum Großteil auf den Innereien des Vorgängermodells basiert, so ist die Technologie keineswegs als veraltet zu bezeichnen. Die rund 50 Euro Preisunterschied zwischen dem H4nSP und dem H4n Pro sind aufgrund der besser klingenden Preamps und dem höheren Dynamikumfang absolut angemessen. Die Handhabung hat sich ebenfalls etwas verbessert, wobei hier die XLR-Verriegelungen deutlich stärker ins Gewicht fallen als die restlichen Veränderungen am Display und Gehäuse.

Wenn es allerdings nicht um die Aufnahme von extrem leisen oder extrem lauten Schallquellen geht, bleibt aber auch der H4nSP trotz des Alters der Technik immer noch eine gute Wahl − eben ein Klassiker unter den Handy-Recordern! Bei einer Neuanschaffung macht der Griff zum H4n Pro dennoch mehr Sinn.

User eines H4n können sich übrigens auch über die neue wasserabweisende Tasche (PCH-4n) freuen, die von Zoom für das H4n(SP)-Modell vorgestellt wurde (auch für den H5 und H6 verfügbar). Hier wurden viele Details beachtet, die für ein spontanes Field-Recording wichtig sind.

 

+++ Klangverbesserung gegenüber Vorgänger

++ XLR-Buchsen-Verriegelung

+ gummiertes Gehäuse für bessere Handhabung

– Verarbeitung wirkt teilweise etwas einfach

– kein Windjammer im Lieferumfang

Hersteller/Vertrieb: Zoom / Sound Service

UvP/Straßenpreis: 296,— Euro / ca. 245,—

www.sound-service.eu

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sie erwähnen die neuen Pre Amps, die so gut sind. Sie meinen aber lediglich die Vorverstärker der eingebauten Mikrofone, die XLR-Eingänge sind so schlecht wie eh und je. Um nicht zu sagen, sie sind richtig mies! Warum erwähnen Sie diesen Umstand nicht der Fairness halber gegenüber Ihren Lesern? Schon mal die XLR-Pre Amps des Tascam DR-40 gehört? So geht das! Die sind richtig gut! Leider sind bei dem die eingebauten Mikros nicht wirklich gut, zumindest nicht für Sprache und Atmo. Schade, beim Lesen Ihres Tests denkt jeder sie würden auch die XLR-Vorverstärker meinen, aber es sind leider nur die internen Mikros die so gut klingen…

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Martin,

      vielen Dank für Deinen Kommentar zum Testbericht. Tatsächlich geht es bei der Klangverbesserung zwischen dem H4nSP und dem H4n Pro sowohl um die eingebauten Mikrofone (und deren Vorverstärker) als auch um die Preamps der XLR-Eingänge. Klanglich hat Zoom hier im gesamten Eingangsbereich nachgebessert. Ein Klangvergleich zwischen dem H4nSP und dem H4n Pro ist hier zu finden: https://www.soundandrecording.de/equipment/klangvergleich-zoom-h4n-vs-h4n-pro/

      Einen Klangvergleich mit Tascam habe ich tatsächlich bisher nicht vorgenommen, das sollte ich dann mal nachholen:) Um den Klang des “alten” H4nSP einordnen zu können, kann ich noch den Preamp-Vergleich zwischen dem H4nSP, dem Zoom F8 und dem Sounddevices 722 empfehlen: https://www.soundandrecording.de/equipment/fieldrecorder-klangvergleich-zoom-f8-und-h4n-vs-sound-devices/

      Viele Grüße
      Stephan

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Mit dem ZOOM H4nPro habe ich störende Wohnungsgeräusche aufgenommen.
    Meine Frage:
    Kann ich sie über den Computer in dB auslesen?
    Oder brauche ich eine spezielle Software?
    Danke
    Erika

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Wave files können auf den meisten Audio- / Akustik Mess Prgrammen ausgewertet werden. (z.B. Arta schon in der Demoversion; REW – das gratis ist). Für die Skalierung braucht es aber eine Referenzaufnahme mit bekanntem Pegel. Da der H4nPro (wie auch der Tascam DR-40X) SW Pegelsettings erlaubt, kann man zu einen definierten Eingangspegel eine Referenz sich “basteln”: Von genau bis ungenau naheliegende Eichverfahren:
      – Mit einem 1/2 Zoll Messmikrofon und Zugang zu einen Sound Kalibrator kann man sich eine 94 dB Referenz machen. (+/- 0.5 dB)
      – Mit einem Lautsprecherchen im Freien und einem Schallpegelmesser kann man einen Referenzpegel aufnehmen; z.B. bei1 kHz (etwa +/- 1…3 dB)
      – Mit einer kleinen Box: Anzahl dB bei 1 Watt in den Specs nachlesen und die Box im Freien mit einem 1 kHz Ton in 1 m Abstand aufnehmen. Oft liegt bei 1 Watt etwa um 84 dB an Pegel vor. (na ja, etwa +/- 3…6 dB)

      Grüsse Alastair

      Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.