Tick, Trick und Track (oder: kleine Biester)

Teenage Engineering Pocket Operator im Test

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Teenage Engineering hat schon immer Geräte herausgebracht, die allein schon vom Design her einen unwiderstehlichen Haben-Wollen-Faktor ausstrahlen. Nach dem kultigen Synthesizer OP-1 aus dem Jahre 2009 präsentieren die Schweden drei als »Pocket Operator« betitelte Hand-HeldKlangerzeuger, die ihresgleichen suchen (aber nicht finden).

Teenage Engineering Pocket Operator_02
(Bild: Dieter Stork)

Während der Synthesizer OP-1 − ein kompakter, multifunktionaler Alleskönner-Synth mit Lifestyle-Appeal − eher im hochpreisigen Segment (990,− Euro) angesiedelt ist, bewegen sich die drei niedlichen Pocket Operatoren mit 69,− Euro pro Stück eher in sozial sehr verträglichen pekuniären Sphären. Dafür erhält man aber auch nur ein Zigarrettenschachtel-großes Gerät, das stripped-to-thebone ist: Es gibt kein Gehäuse, nur eine Platine mit 23 Tastern inkl. Status-LEDs, zwei Potis und ein großzügiges LCD-Display mit Super-Mario-artigen Szenarien. Das Ganze erinnert an einen Taschenrechner ohne schützende Hülle.

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Die drei Geräte verfügen über einen Stereoausgang und einen Sync-Input mit anpassbarem Eingangspegel, der unterschiedliche Sync-Formate verarbeitet und auch gut mit firmenfremden Geräten, wie etwa der Korg Volca-Serie, funktioniert. Audiosignale können ebenfalls als Sync-Quelle dienen und werden bei Bedarf am Stereo-Output ausgegeben. An Bord sind jeweils 15 (beim PO-12: 16) Preset-Sounds, bei denen man einige Parameter modifizieren kann. Als Stromversorgung dienen zwei AAA-Batterien, und ein simpler Bügel sorgt für das komfortable Aufstellen des Mini-Tools.

Auf einen Netzteilanschluss muss man leider verzichten. Wer die Operatoren intensiver nutzt, kann ein zum jeweiligen Gerät passendes, simples Silikongehäuse erwerben, das allerdings mit 39,− Euro zu Buche schlägt.

PO-12 Rhythm

Der PO-12 ist ein 16-fach polyfoner Drumcomputer, der mit Synthese-basierten Sounds und Samples arbeitet. Wie die Kollegen besitzt er einen Stepsequenzer mit 16 Schritten und 16 Patterns, Swing-Funktion sowie Lauflicht- oder Realtime-Programmierung. Man merkt, dass auch Jesper Kouthoofd, der Mann, der die Electron Maschinedrum mitentwickelt hat, bei der Konzeption der Pocket Operators im Boot war, denn der Sequenzer bietet Parameter-Lock. Damit lassen sich durch das Drehen der Potis für jeden Schritt eigene Sound-Einstellungen definieren, was die Möglichkeiten erheblich erweitert.

Die beiden Potis bieten je nach Preset unterschiedliche Funktionen, wie etwa Decay und Pitch. Mit 16 Effekten (Filter, Phaser, Gate etc.) kann man noch mehr Bewegung ins Klangbild bringen. Die Drum-Sounds, eine Mischung aus klassischen Drumcomputern und modernem Techno- und Dubstep-Material, klingen überraschend druckvoll, lebendig und aktuell.

PO-14 SUB und PO-16 Factory

Die beiden anderen Taschenspieler widmen sich tonalen Aufgaben. Sie besitzen genau wie der PO-12 einen Sequenzer mit 16 Patterns, bieten aber zusätzlich noch einen Arpeggiator und spezielle Performance-Effekte wie »Tape Stop« und »Vibrato«. Drückt man den Taster für das 16. Preset, gelangt man in das Menü eines einfachen, Sample-basierten Drumcomputers, der beim Erstellen der Synthpattern eine gute Hilfe sein kann. Im Vergleich zum PO-12 klingt er aber ziemlich dünn. Die Tonfolgen dieser beiden Geräte lassen sich leider nur in der C-Dur-Tonleiter programmieren, was die Flexibilität deutlich einschränkt. Der PO-14 trägt den Beinamen »Sub« und kann als veritabler Bass-Synthesizer glänzen; dank der Parameter-Lock-Technik lassen sich mit ihm schnell äußerst lebendige und heftig modulierte Basslinien erstellen.

Sie klingen ziemlich druckvoll und modern und machen in aktuellen Elektronik-Stilen eine gute Figur. Das Spezialgebiet des PO-16 »Factory« sind Lead- und Synth-Sounds; er bietet eine Auswahl von zum Teil gelungenen und manchmal etwas trashigen Klängen, die Spaß machen, aber qualitativ i m Vergleich zu den Kollegen etwas abfallen.

Grosses Daumenkino

Die Bedienung der Geräte ist simpel und geht überraschend gut von der Hand (bzw. vom Daumen), sobald man die teilweise etwas kryptischen Symbole verstanden hat und die Shift-Befehle beherrscht. Es stehen diverse Copy- und Paste-Befehle zur Verfügung, und nach kurzer Zeit ist man drin im Klangreich der Sound-Gremlins; sie sind ideale Tools für alle, die ihr Live-Act-Equipment in der Brieftasche transportieren wollen. Ein Netzanschluss wäre für den Bühneneinsatz allerdings wünschenswert gewesen.

Unsere Goldmedaille geht an den Drumcomputer PO-12, der ein wirklich inspirierendes Rhythmus-Tool ist und zusammen mit seinem Kollegen PO-14 – dem von uns mit Silber ausgezeichneten Basslieferanten – ein zu diesem Preis unschlagbares Groove-Team bildet. Mit Bronze muss sich der PO-16 begnügen, der aber für bestimmte Musikrichtungen wie Chiptune oder Grime ein wertvolles ADD-On sein kann.

 

Plus/ minus

+++ Klang
+++ Konzept
+++ günstiger Preis

−−− bei PO-14 und PO-16 nur C-Dur-Skala möglich
−−   kein Netzteilanschluss

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