Lauschangriff - Laut, lauter, Marshall - Die röhrende Legende

Shure SM57 und Sennheiser E906 im Hörvergleich am Marshall JCM 800

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Unter Gitarristen genießt der JCM 800 mit 100 Watt den besten Ruf. Der Einkanaler erzeugt über seinen Low-Input mit einem warmen und runden Clean-Sound. So britisch wie man es als Marshall-Fan eben mag. Der Hi-Input hingegen zerrt ordentlich und ist nichts für Warmduscher. Abgesehen von der Lautstärke, die der Amp mit sich bringt, kann man auch mit dem Gain ordentlich Gas geben und starke Verzerrungen erzeugen. Auch die Höhen werden im 2. Input geboostet und der Brite beginnt zu sägen. Wir haben für euch zwei verschiedene Sounds gebastelt und sie mit SM57 und E906 aufgenommen.

Marshall JCM800
Rechts die Amp-Mikrofonirrung mit dem SM57 und dem E906 – Das U47 FET links passt optisch gut ins Bild, klingt aber besser am Bass oder Gesang (Bild: Marc Bohn)

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Der cleane Brite

Im ersten Hörvergleich haben wir einen cleanen und warmen Gitarrensound eingestellt, so man ihn von einem Marshall kennt. Die Mikrofone haben wir in beiden Fällen auf den Übergang zwischen Kalotte und Membran gerichtet, um möglichst den gleichen Klang abzufangen.  Im Folgenden hört ihr nun den Unterschied zwischen SM57 und E906!

SM57 – Clean

E906 – Clean 

Das SM57 hat im Vergleich zum E906 deutlich mehr Höhen vorzuweisen, wodurch der Tweng der Gitarre gepusht wird. Das E906 klingt dafür etwas bauchiger und runder. Auch die Mitten werden vom Sennheiser-Mikrofon leicht geboostet. Dadurch klingt das E906 etwas angenehmer und weicher als Shure´s SM57.

>> Lauschangriff! – UAD-Plexi gegen echten Marshall <<

Die Säge 

Aber wie hört sich die Sache denn im Overdrive an? Hören wir mal rein:

SM57 – Crunch 

E906 – Crunch

Auch hier ist das SM57 deutlich höhenlastiger bzw. spitzer  als das E906. Das steigert die Aggressivität der Gitarre. Das E906 klingt dagegen durch seine starken Tiefen und Mitten etwas harmloser und nimmt dem Amp seinen Attack. Dadurch setzt es sich auch nicht ganz so bissig im Gehörgang fest.

Im Mix – Alles was zählt

Ich hoffe ihr verzeiht mir dieses Wortspiel. Ich möchte damit keinesfalls auf die Fernsehserie eines Kölner Fernsehsenders hinweisen. Aber der Mix ist alles was zählt. Um das Durchsetzungsvermögen der Signale zu analysieren, habe ich einen Rough-Mix aus den Stereosignalen von SM57 und E906, sowohl clean als auch verzerrt angelegt. Hört mal rein:

In beiden Fällen kann sich das SM57 sehr gut durchsetzen. Die Aggressivität durch die bissigen Höhen ist im Gesamtmix nicht mehr rauszuhören, sondern verstärkt das Durchsetzungsvermögen der Gitarren im Gesamtmix. Sowohl im Palm Mute- als auch im Open Chords-Part bettet sich das SM57 sehr gut ein und macht die Gitarren präsent.

Auch das E906 macht im Mix eine gute Figur. Die fehlende Brillanz sorgt aber dafür, dass sich die Gitarren im Mix weiter hinten platzieren, als im SM57-Mix.

Eine Frage des Genre

Es kommt immer darauf an, was man im Mix haben will und für welche Art an Musik man die Mikrofone einsetzt. Möchte man eine Gitarre die brillant und in der Front ist, greift man wohl eher zum SM57. Bei etwas bluesigem, wo es um den warmen Klang geht und die Gitarre allein von der Lautstärke her sowieso viel präsenter im Mix ist, würde ich eher zum E906 tendieren.

So könnt ihr aber auch einem spitzen oder dumpfen Sound entgegenwirken. Mit dem SM57 könnt ihr eine Kombination, aus Gitarre und Amp die etwas lasch in den Höhen klinkt, aufpeppen. Umgekehrt geht das natürlich auch mit dem E906: Wenn die Gitarre etwas zu stark sägt, kann man dies mit dem E906 etwas entschärfen.

Den gleichen Vergleich haben wir auch mit dem VOX AC10 durchgeführt. Den kompletten Test findet ihr hier! Vorab könnt ihr euch das Ergebnis in folgender Playlist anhören. 

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