Nicht alles neu, aber alles drin

Native Instruments Komplete 11 Ultimate im Test

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Was müsste man über Native Instruments Komplete noch sagen? Als großes All-in-all-Software-Paket bekannt und als die wohl umfassendste Library mit Sampling-Instrumenten, Software-Synthesizern und Effekt-Plug-ins von den Komplete-Usern hochgelobt. Mit jedem Update präsentiert Native Instruments als Bestandteil von Komplete neue Instrumente – kein Wunder also, dass jedes Mal die Spannung steigt … wenngleich mich wieder einmal das Gefühl beschleicht, noch lange nicht alle Neuheiten der Vorversion komplett ausprobiert zu haben …

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Schon Komplete 10 war als Library nichts zum Naschen und wurde von Native Instruments mit Komplete Kontrol und den Kontrol-S-Masterkeyboards auf ein neues Niveau gehoben. Voll integrierte Musikproduktion von der Song-Idee bis zum fetten Arrangement, egal ob elektronisch, akustisch, experimentell oder nur Brot und Butter – Komplete Ultimate ist als Gesamtpaket einfach unschlagbar.

Auch dieses Mal Fakten der Superlative: 87 Instrumente und Effekte, über 18.000 Sounds, über 500 GB Content – und die neu hinzugekommen Instrumente machen neugierig: Symphony Essentials, die Synthesizer Flesh und Form, neue Effekt-Plugins, sowie kürzlich vorgestellte neue Instrumente wie Una Corda, Session Guitarist – Strummed Acoustic sowie Reaktor 6 inkl. Reaktor Blocks. Alles was man bei Songwriting, Komposition, Musikproduktion und Sound Design auch nur im Entferntesten brauchen könnte ist dabei. Wirklich alles zu erwähnen, würde schon sehr unübersichtlich werden – atmen wir also noch mal durch und werfen einen Blick auf die ersten Routinen – die Installation zum Beispiel.

Endlich einfach!

Verbrachte man früher viele Stunden mit der Installation der größten Version Komplete Ultimate, darf man heute eine Festplatte anschließen und dank USB-3-Harddisk installiert sich das Software-Paket innerhalb kurzer Zeit – Betonung auf: installiert sich! Das alte Software Center zur Verwaltung lizenzierter NI-Produkte und Software-Updates etc. hat ausgedient, und mit Komplete 11 führt Native Instruments Native Access ein, das ab jetzt die Kontrolle übernimmt. Es ist deutlich übersichtlicher gestaltet, gibt den Überblick über installierte Software-Produkte und steuert den kompletten Installationsvorgang. Man klickt auf „Installieren“ und egal wo sich die Inhalte befinden – Festplatte oder online – Native Access installiert, steuert Downloads, weist auf aktuellere Versionen hin usw.

Native Access braucht nur einen kurzen Augenblick Aufmerksamkeit: Zu Beginn des Installationsprozesses gleicht Native Access die Speicherorte von Plug-ins, Dokumentation und Library-Content ab – wichtig für alle, die z.B. ihre Sampling-Library auf externen Festplatten organisieren. Native Access checkt vorher das bereits vorhandene Komplete und führt dann das Update durch. Funktioniert tadellos und ist eine eindeutige Verbesserung. Herzlichen Dank!

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Neu in Komplete 11 – Das Una Corda

Symphony Essentials

Orchesterinstrumente – vorwiegend in der String Section – bekamen bei den letzten Komplete Updates immer neuen Zuwachs. Auf die Session Strings folgten die Session Strings Pro und ergaben zusammen ein gut klingendes Kompositionstool für Streicherarrangements. Allerdings muss man sich bei diesem Tool auch ein wenig in die Arrangement-Technik mit den einzelnen Streichergruppen und deren Artikulationen einarbeiten. Alle, die das ein wenig zu kompliziert fanden, dürfen sich nun freuen, denn mit Symphony Essentials geht es noch viel leichter, schnell gut klingende Arrangements einzuspielen – die man ja später mit den Session Strings durchaus noch verfeinern kann.

Mit den Symphony Essentials lassen sich ohne besondere spielerische Fähigkeiten aus dem Stehgreif Melodielinien und Akkordprogressionen einspielen, die sofort überzeugend nach großem Konzertsaal klingen.

Symphony Essentials sind dabei so eine Art One-Knob-Instrument: Der Dynamic Knopf in der Mitte ist dem Modulationrad des MIDI-Controllers zugewiesen und ermöglicht die stufenlose Kontrolle der Spieldynamik. Die Instrumente lassen sich damit dynamisch artikulieren – sehr schön natürlich, um die Akkorde und Melodiebögen von den  Strings atmen zu lassen oder man lässt mal die Hörner so richtig losschmettern. Kein Spruch: Großes Kino!

Orchester-Profis werden die detaillierteren Möglichkeiten der Session Strings sicher vorziehen, die Essentials aber doch gerne einsetzen, um einem vielleicht etwas spröde klingenden Arrangement schnell ein bisschen Konzertsaal-Flavor zu geben. Beide Instrumente ergänzen sich hervorragend, zumal Arrangements mit den Session Strings nun auch mit Woodwinds und Brass ergänzt werden können.

Songwriter, die keine Fachleute in Sachen Orchester sind, werden die Symphonic Essentials lieben, denn alles, was man damit spielt, klingt teuer wie ein Orchester. Streicher, Bläser und Holzblasinstrumente liegen als komplettes Ensemble und als Solo-Instrumente vor, die via Keyswitches in unterschiedlichen Artikulationen ausdrucksstark gespielt werden können. Mit den Emotive Strings, Actions Strings, Action Strikes und den Session Horns ist der Orchestergraben in Komplete 11 Ultimate nun randvoll – inspirierend und professionell im Klang!

Schnell mal Konzertsaal. Komplete 11 Ultimate bietet mit Session Strings, Session Strings Pro, Action Strings, Emotive Strings und Action Strikes jede Menge Orchester Instrumente, die sehr gut klingen und das Arrangieren erleichtern. Die neuen Symphony Essentials ergänzen dieses Angebot mit sehr einfach zu handhabenden Instrumenten für die Orchestergruppen Strings, Brass und Woodwinds.

 

Sampling Library

Die Orchesterinstrumente sind dabei nur ein kleiner Teil der gesamten Library, die neben den Brot&Butter-Sounds der Kontakt-Library jede Menge Instrumente bietet. Klangqualität vom Feinsten! Dabei sind die Instrumente aus der Scarbee-Library wie z.B. die Vintage Keyboards mit Fender Rhodes, Wurlitzer, dem neuen Hohner Pianet-T und Clavinet. Ebenso sind die E-Bässe von Scarbee absolute Spitzenklasse. Aus den früheren Versionen kennt man auch die Vintage Organs, die Abbey Road Drummer, die Flügel und Klaviere wie Berlin Grand, NY Grand und Upright Piano. Sogar sehr spezielle Pianos sind dabei wie The Giant mit dem fetten Sound eines 10 Meter hohen Klaviers und jetzt neu dabei das Una Corda für eher sanfte atmosphärische Töne.

West Africa bekommt Ergänzung mit Sounds vom asiatischen Kontinent. Recht ähnlich in Percussion-Loop-Menüs aufgebaut enthält das Sampling-Instrument India aber auch Melodieinstrumente. Einfach den Sitar-Drone starten, dazu Loops von Tabla und Udu arrangieren und mit der Flöte eine Melodie improvisieren. Klingt sogar ganz ohne Räucherstäbchen sehr authentisch.

Mit der Installation von Komplete 11 erfahren übrigens etliche Sampling-Instrumente der Vorversion umfangreiche Updates, die Klangqualität der Instrumente ist insgesamt hervorragend.

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Synthesizer en masse!

Neben den Sampling-Instrumenten enthält Komplete 11 auch eine Synthesizer-Sammlung der Extraklasse. Komplete Ultimate beinhaltet dabei die NI Synthesizer FM8, Absynth, Massive und außerdem Reaktor 6 inklusive der Reaktor-Instrumente Razor, Spark, Prism, Monark, Skanner XT, Rounds sowie Native Instruments neues Modular-Baukasten Reaktor Blocks mit einer Menge Patches aus der User-Library. Wer Synthesizer-Sounds entwickeln möchte, findet hier alles, was man sich auch nur wünschen kann. Und wer einfach nur Presets braucht kann hier ebenfalls tief abtauchen.

Als neues Instrument bekommen wir Form – ein auf Sampling basierender Synthesizer, der sich sehr gut für atmosphärische Sounds eignet und die zugrundlegenden Samples mittels Granular-Synthese ins Unendliche dehnen kann. Ein tolles Tool, um mit beliebigem Sample-Material zu experimentieren. Der Synth ist Skanner XT nicht unähnlich, bietet aber deutlich mehr Sound Design-Möglichkeiten. Sehr praktisch sind die Perform-Buttons, mit denen sich Snapshots festhalten und abrufen lassen. Dann gibt es mit Flesh noch einen loop-basierten Synthesizer aus Tim Exils Instrumentenschmiede – kein Highlight, aber für die schnelle Handvoll Electro-Loops irgendwie auch praktisch.

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Komplete spielen

Komplete 11 lässt sich über Komplete Kontrol sehr komfortabel handhaben – die Software ist sozusagen der Player für Komplete und arbeitet perfekt zusammen mit Native Instruments Controller-Keyboards der Kontrol-S-Serie (und übrigens auch NI Maschine). Das ist moderne Musikproduktion auf höchstem Niveau: Mit dem Controller-Keyboard in der Komplete-Library browsen, Instrumente anspielen, schnell das Klangverhalten anpassen. Die Kontrol-S-Keyboards integrieren sich völlig in Komplete 11 und machen das Arbeiten mit den Instrumenten zu einem besonderen Erlebnis. Man hat über das LED-System der Tastatur immer den Überblick über Keyswitches und Sampling-Zonen und die acht Regler werden sinnvoll den Klangparametern zugewiesen. Und dank Native Kontrol Standard integrieren sich die Presets der Software-Instrumente anderer Hersteller nahtlos in Library, Browser und Parameterzuweisung. So etwa integrieren sich die Synthesizer der Arturia V-Collection automatisch in Komplete Kontrol und erscheinen im Browser neben allen NI Instrumenten. Auch das Browsen nach Klangattributen funktioniert mit allen in der Kontrol-Library erfassten Instrumenten. Wenn man einmal mit Komplete Kontrol gearbeitet hat, möchte man dieses System nicht missen.

Native Instruments hat es geschafft, eine äußerst vielseitige und komplexe Library intuitiv zu handhaben. Man browst mithilfe des Tag-basierten Browsers mühelos durch das fast unendlich große Angebot an Sounds. Wählt einen Sound an und kann ihn direkt spielen und mit den wichtigsten Parametern schnell mal modifizieren. Beispielsweise über die Tags „Soundscapes“, „Destructive“ und „Additive“ öffnet sich mal ein Ensemble aus den Reaktor Instruments,  mal der Reaktor-Synth Razor oder ein Patch von Massive. Jeder Synth für sich ist ein Klanguniversum, dennoch ist es – im wahren Sinne des Wortes – spielend leicht, mit im Browser entdeckten Presets kreativ umzugehen. Man muss nicht wissen, welche Sound Engine da gerade werkelt – erst mal ist es wichtig, ob der Sound passt. Wer es dann ganz genau wissen will, kann immer noch im Detail editieren.

Electronic. Music. Instruments. Synthesizer-Sounds ohne Ende – von klassisch bis komplett abgefahren, von analog bis digital, von granular bis modular.

Fazit

Native Instruments Komplete 11 Ultimate ist für Songwriting, Komposition, Filmmusik und Sound Design das Musikproduktionstool der Superlative. Es finden sich immer natürlich Librarys mit spezieller Ausrichtung, aber keine andere Library ist so umfangreiche, vielseitig und dabei so konsequent strukturiert und durchdacht wie Native Instruments Komplete 11 Ultimate. Fantastisch klingende Instrumente mit Tausenden von inspirierenden Presets lassen sich mühelos über den Browser in Komplete Kontrol handhaben – fantastisch.

Komplete 11 Ultimate überzeugt in seinem gesamten Umfang, bietet aber auch neben Brot&Butter-Sounds viel Außergewöhnliches – so etwa das Una Corda Piano, Reaktor Blocks mit wirklich sehr coolen Patches und nicht zuletzt den neuen Symphonic Essentials, die das wohl am besten klingendste „Instant Orchestra“ aller Zeiten ergeben.

Wer eine professionell klingende Library für amtliche Arrangements braucht, kommt an Komplete 11 Ultimate nicht vorbei. Es ist mit knapp 1.200 Euro nicht gerade billig, aber das Preisleistungsverhältnis ist geradezu sensationell günstig, wenn man bedenkt, wie viel akribische Sample-Arbeit und Preset-Entwicklung mit viel Liebe zum (wichtigen) Detail in dieses massive Musikwerkzeug hineingeflossen sind  – auch der Update-Preis von 399 Euro geht absolut in Ordnung.

Pro & Contra

+++ umfassende Library mit insgesamt 500 GB Content

+++ einfach updaten und installieren dank Native Access

+++ exzellente Klangqualität

+++ inspirierende, begeisternde und praxistaugliche Presets

+++ Einfache Handhabung


Produkt- und Herstellerinfos

Komplete Hersteller/Vertrieb Native Instruments

UvP 1.199,– Euro / Update: 399,–  Euro

www.native-instruments.com

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