Modular Diary

Modular Synthesizer – Mutable Instruments – Braids

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Mutable Instruments aus Paris sind bereits seit geraumer Zeit bekannt für ihre hochwertigen, multifunktionalen und ansehnlich designten Module, die sich mit ihren silbernen Frontplatten, den weißen, türkisen und pinken Drehreglern und dem indisch angelehnten Logo mittlerweile in zahlreichen Racks finden lassen.

Mutable Instruments
(Bild: Jörg Sunderkötter)

Der Makro-Oszillator Braids ist zwar nicht eines der neuesten Module von Produktdesigner und Entwickler Olivier Gillet, aber sicherlich eines der beliebtesten. Auf der Plattform Modulargrid, einer von der Community gepflegten Datensammlung rund um die Themen Modularsynthesizer, Racks und Patches, befindet sich der digitale Open Source Klangerzeuger aktuell unter den Top 10 der meist benutzten und best bewertetsten Module im Eurorack Format.

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Im Detail

Das Braids Modul ist allerdings kein klassischer Oszillator im herkömmlichen Sinne. Es ist ein spannungsgesteuerter digitaler Makro-Oszillator, der mit seinen inzwischen rund 40 Synthesemodellen deutlich mehr Möglichkeiten in der Klangerzeugung bietet als es mit einem rein analogen Oszillator realisierbar wäre. Zu den Synthesearten, die das monofone Modul bietet, zählen mitunter die Wavetable Synthese, Physical Modelling, die Emulation analoger VCOs, FM-Synthese, direkte digitale Synthese, Vokal- und Formantssynthese, verschiedene Rauschgeneratoren und Partikelsimulationen.


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Die Bedienoberfläche – weniger ist mehr

Die Bedienoberfläche ist überschaubar und leicht in der Handhabung. Wie bei den meisten Modulen von Mutable Instruments kommt man mit nur wenigen Drehreglern und Patchbuchsen recht schnell zu klanglich hochwertigen Ergebnissen.

Mit Hilfe des Displays und des zugehörigen Edit-Drehreglers lässt sich auf oberster Ebene das gewünschte Synthesemodell auswählen. Durch Anklicken des Reglers werden in entsprechenden Untermenüs zusätzliche Settings und Optionen dargestellt, die je nach Menüebene für das gerade selektierte Synthesemodell oder global für das ganze Modul gelten. Hier lässt sich mitunter auch die Samplerate (bis zu 96 kHz) und die Bitrate einstellen, ein praktisches Feature, mit dem man unter anderem Lofi Sounds oder Bitcrush Effekte umsetzen kann.

Unter dem Display befinden sich zwei Regler für das grobe und feine Tuning des Makro-Oszillators. Der dritte Regler anbei trägt die Beschriftung FM (Frequenzmodulation), mit dem sich sowohl die Polarität als auch die Modulationstiefe des Signals einstellen lässt, das am entsprechenden FM CV-Eingang anliegt. Je nach Träger- und Modulatorsignal lässt sich von subtilen Klangfärbungen bis hin zu experimentellen Geräuschkulissen ein breites Spektrum an Sounds bewerkstelligen.

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Timbre, Modulation und Color

In der darunter liegenden Reihe befinden sich drei weitere Regler, mit denen sich die Hauptcharakteristika der Synthesemodelle editieren lassen: Timbre, ein dazugehöriger Attenuverter mit Namen Modulation und Color.

Oft sind es mehrere Klangparameter gleichzeitig, die mit den Reglern angesteuert werden, daher mitunter auch die Bezeichnung Makro-Oszillator. Welche Parameter genau editiert werden hängt vom selektierten Synthesemodell ab und variiert entsprechend. Timbre beeinflusst hier meist die Haupteigenschaften des Klangs wie zum Beispiel die Pulsweite eines Rechteckoszillators, einen Wavetable Sweep, die Cutoff Frequenz des Filters oder den Modulationsindex eines FM Models. Color wirkt auf die zweite Ebene des Klangs ein, hier werden Eigenschaften wie die Symmetrie eines Oszillators, Detuning, Waveshaping oder auch die Frequenz eines High-Pass Filters justiert. Die Makro-Programmierung der Regler wirkt sich in aller Regel sehr musikalisch auf die Klänge und Texturen aus, ein tieferer Eingriff wäre zwar hier und da schön und würde auch dem modularen Grundgedanken mehr entsprechen, aber er fehlt de facto eher selten.

Sowohl Timbre als auch Color sind zudem spannungssteuerbar mit entsprechenden CV-Eingangsbuchsen auf der Frontplatte, ein nützliches Feature, durch das sich die Klangmöglichkeiten des Moduls um einiges vervielfachen und komplexe Texturen, abgefahrene Leadsounds oder auch gezielte Soundeffekte möglich sind. Timbre hat zudem einen Polarizer spendiert bekommen, der sowohl die Tiefe als auch die Polarität der Modulation, die an der Timbre CV-Eingangsbuchse anliegt, beeinflusst.

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Praktische Zusatzfeatures

Eine weitere praktische Funktion ist die optionale Notenquantisierung der Eingangs-CV, die an der V/OCT Buchse anliegt. Hier kann man bestimmen ob sie in Halton Schritten oder entsprechend eine der vielen bestehenden Skalen quantisiert werden soll.

Darüber hinaus befindet sich ein Trigger-Eingang auf der Frontplatte, der zum einen als Impulsgeber für die Physical Modelling Sounds dient. Die anderen Synthesemodelle werten den Trigger als Reset Signal aus, sodass die Phase des Oszillators bei eintreffendem Signal wieder auf 0 zurückgesetzt wird. Darüber hinaus kann der Input genutzt werden, um die interne AD Hüllkurve auszulösen, welche Parameter im Detail damit angesteuert werden sollen kann man selbst bestimmen. Auch hier werden dem User wieder viele Möglichkeiten geboten, mit denen man diverse Bewegungen, Schwebungen  oder sonstige Modulationen in die Sounds implementieren kann, die den Klang schliesslich lebendiger und voller wirken lassen.

Audiobeispiel:

https://soundcloud.com/mutable-instruments/braids-demo

Fazit

Das Braids Modul klingt, wie man es von Mutable Instruments gewohnt ist, hochwertig und lässt sich mit nur wenigen Reglern und Buchsen sehr musikalisch und intuitiv bedienen. Wer etwas tiefer in den Klang eingreifen möchte, kann sich durch die Menüebenen graben oder sich alternativ auch an den Code wagen, da alle Module von Produktentwickler Olivier Gillet ganz nach Open Source Manier quelloffen und hackbar sind.

Braids gehört in vielen Racks und Setups bereits zum Standardsetup und wird zudem durch regelmäßige Upgrades mit neuen Synthesemodellen und Features ausgestattet. Es ist für Einsteiger geeignet, die eine vielseitige Klangquelle benötigen und sich ein einfach bedienbares User Interface wünschen, aber auch für erfahrene Nutzer, die ihr Klangsprektrum mit den Synthesemodellen von Mutable Instruments erweitern möchten. Puristen allerdings, die auf rein analoge und durchweg modulare Systeme Wert legen, sollten sich nach Alternativen umsehen.

Anschlüsse: 

Trigger-Eingang, Audio-Ausgang

CV-Eingänge für 1V/Oktave, FM mit Attenuverter, Timbre mit Attenuverter und Color

Abmessungen:

3 HE Eurorack-Modul, 16 TE breit, 26 mm tief

Preis:

349,- Euro

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke für diesen interessanten Bericht. Schöne inspirierende Sounds sind da zu hören! Es wäre wirklich leserfreundlich auch den Link zum Hersteller und/oder Vertrieb mit aufzuführen! Das darf man doch in so einem Bericht erwarten oder?

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